Herz Jesu, König und Mitte aller Herzen

Am Freitag, 7. Juni feiern wir das Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu und am Samstag, 8. Juni das Fest des Unbefleckten Herzens Mariens; der Monat Juni ist auch dem Herzen Jesu geweiht. Das ist eine Einladung an uns, immer neu die Liebe Christi zu verstehen zu suchen, die alle Erkenntnis übersteigt, und im Vertrauen in die Liebe seines Herzens zu wachsen.

In der Herz Jesu Litanei wird Jesus als “König und Mitte aller Herzen” angerufen. Jesus will gleichsam in der Mitte meines Herzen seinen Thron aufrichten und mein König sein, der alles bestimmen, leiten und regieren kann. Unser Denken und Empfinden, unser Reden und Tun soll seine Güte und Menschenfreundlichkeit, seine Liebe, Demut und Entsagung ausstrahlen. Darin besteht ja die Heiligkeit, zu der wir berufen sind.

Es soll sichtbar werden, dass unser Leben vom Geist Jesu Christi bestimmt ist. Aber Jesus will nicht nur der König und die Mitte meines Herzens, sondern auch König unserer Familien und Gemeinschaften sein. In der Kirche gibt es die Tradition der Herz-Jesu-Familienweihe oder Herz-Jesu-Thronerhebung, bei der eine Familie in ihrer Wohnung ein Herz-Jesu-Bild aufstellt und sich feierlich dem Herzen Jesu weiht, damit die Liebe Christi in dieser Familie die Herzen regiere. Es gibt viele wunderbare Zeugnisse über die Wirkung dieser Familienweihe.

Ein Priester hat einmal aus der Kriegszeit erzählt: Er kannte eine Familie, die dem Herzen Jesu geweiht war. Der Vater und der älteste Sohn der Familie waren im Krieg. Es war für die Mutter und die übrigen Kinder ein ständiges Gebet an das Herz Jesu, dass der Vater und den älteste Sohn wieder nach Hause kommen. Doch eines Tages erhielt die Mutter ein Telegramm mit der Nachricht, dass der älteste Sohn im Krieg gefallen war. Tief getroffen nimmt die Mutter das Telegramm und legt es vor dem Herz-Jesu-Bild nieder. Sie ruft die Kinder zusammen, zündet die Kerzen vor dem Bild an und wie eine wahre Heldin des Glaubens, singt sie mit ihren Kindern eines der vertrauten Herz Jesu Lieder, wie sie es beim gemeinsamen Gebet vor dem Bild schon so oft getan hatten. Dann betet sie mit den Kindern noch das Glaubensbekenntnis. Und nach diesem Gebet sagt die Mutter den Kindern: Euer ältester Bruder ist in die Ewigkeit vorausgegangen. Er ruht jetzt in den Armen des Königs unserer Familie. Nun erst beginnt sie zu weinen vor dem Heiligsten Herzen Jesu.

Das ist eine unvergleichliche Anbetung, die dem König der Liebe dargebracht wird. Sie kommt aus einem gläubigen Herzen, das dem Unbefleckten Herzen Mariens ähnlich geworden ist. Im Psalm 33 heißt es: “Der Ratschluss des Herrn bleibt ewig bestehen, die Pläne seines Herzens überdauern die Zeiten.” Es sind Pläne der Liebe und des Heils.

Am Herzen der Mutter

Der 2020 emeritierte brasilianische Erzbischof Murilo Krieger erzählt: “Ich war 15 Jahre alt, ich war im Herz Jesu-Seminar in Corupá (Brasilien), und ich war zu dem Schluss gekommen, dass ich keine Berufung zum Priestertum hatte. Und so hatte ich beschlossen, dass es besser wäre, wenn ich nach Hause zurückkehre. Aber da unsere Seminar-Exerzitien noch drei Tage dauern sollten, sagte ich mir: Warum sie nicht bis zum Ende ausnutzen, damit sie mir in dieser wichtige Etappe meines Lebens helfen? Ich habe dann einen Großteil der Exerzitien vor dem Bild des Unbefleckten Herzens Mariens verbracht und sie um ihren mütterlichen Schutz gebeten, wenn ich das Seminar verlassen sollte. Meine ganzen Exerzitien waren eingehüllt in einen großen Frieden, und ich vergaß ganz meine Entscheidung, das Seminar zu verlassen! Einige Wochen später habe ich mich wieder daran erinnert, aber ich fühlte mich so wohl, so ruhig in Bezug auf meinen Priester- und Ordensberuf, dass ich verstand, dass mein Platz genau hier war. Nie mehr hatte ich Zweifel an meiner Berufung.

Anna Maria Taigi – sie sah Zukünftiges und die Geheimnisse der Herzen

Die selige Anna Maria Taigi (geb. 1769 in Siena, gest. 1837 in Rom) war als einfache Hausfrau und Mutter von sieben Kindern eine Seherin und Prophetin jener Zeit, zu der viele Menschen, auch Päpste und Fürsten kamen, um sich von ihr beraten zu lassen. 1920 wurde sie seliggesprochen. Ihr unverwester Leib ist in der Basilika San Crisogono in Rom beigesetzt.

Anna Maria stammte aus ärmeren Verhältnissen, sie konnte nicht einmal die Volksschule beenden. Sie erhielt aber durch ihre Eltern und Ordensschwestern eine gute religiöse Erziehung. In ihrer Jugend musste sie sich ihren Lebensunterhalt als Dienstmädchen verdienen. Mit 21 Jahren heiratete sie Domenico Taigi, der einen schwierigen Charakter hatte. Durch viele innere und äußere Prüfungen gelangte sie zu einer tiefen Bekehrung. Sie war eine große Verehrerin der allerheiligsten Dreifaltigkeit. Bei der vielen Arbeit im Haushalt übte sie den Wandel in der Gegenwart des dreifaltigen Gottes. Jede Arbeit begann sie mit der Anrufung: “Gelobt sei die Allerheiligste Dreifaltigkeit!” Durch das treue und gewissenhafte Dienen als Mutter und Gattin wurde sie im Laufe ihres Lebens zu einer Heiligen des Alltags und von Gott immer mehr mit mystischen Gnaden beschenkt. Sie besaß nicht nur die Gabe der Krankenheilung. In den Seligsprechungsakten steht, dass „sie 47 Jahre lang gleichsam eine geistige Sonne sah, in deren Licht sie gegenwärtige sowie auch entfernte Dinge erkannte, sie sah die zukünftigen Ereignisse voraus, erforschte die Geheimnisse der Herzen, selbst die verborgenen und geheimen Dinge.” So kamen viele Menschen zu ihr, um von ihr Rat und Hilfe zu erbitten.

Was Gott ihr einmal in einer ihrer Visionen sagt, ist auch für uns von Bedeutung: “Meine Tochter, der geistliche Nutzen besteht in der beharrlichen Vereinigung deines Willens mit meinem Willen. Tue jene Dinge, die du gar nicht tun möchtest; lass jene Dinge beiseite, die dir zusagen. Eine einzige Selbstbeherrschung und Überwindung dieser Art ist mir viel lieber als ein ganzes Jahr Buße. Fortan darfst du nicht mehr sagen: Ich will dieses oder jenes; oder das gefällt mir, jenes ist mir zuwider, ich habe keinerlei Lust, das zu tun. Das sind die Redensarten dieser Welt.”

Die drei finsteren Tage

Anna Maria Taigi (1769-1837) sah im Licht der geheimnisvollen, dornengekrönten Sonne, die immer über ihr war, auch die Ungerechtigkeit und Bosheit der Menschen und Völker. Und sie sah auch die Folgen und Strafen, die diese Beleidigungen Gottes nach sich ziehen werden. In einer Vision beschreibt sie die drei finsteren Tage, die über die Erde kommen werden (sie werden auch von vielen anderen Sehern beschrieben).

Anna Maria sagt: “Es wird über die ganze Erde eine dichte Finsternis kommen, die drei Tage und drei Nächte dauern wird. Diese Finsternis wird es ganz unmöglich machen, etwas zu sehen. Ferner wird die Finsternis mit Verpestung der Luft verbunden sein, die zwar nicht ausschließlich, aber hauptsächlich die Feinde der Religion hinwegrafft. Solange die Finsternis dauert, wird es unmöglich sein, Licht zu machen. Nur geweihte Kerzen werden sich anzünden lassen und Licht spenden. Wer während dieser Finsternis aus Neugierde das Fenster öffnen und hinausschauen oder aus dem Hause gehen wird, wird auf der Stelle tot hinfallen. In diesen drei Tagen sollen die Leute vielmehr in ihren Häusern bleiben, den Rosenkranz beten und Gott um Barmherzigkeit anflehen.”

Dann aber wurde ihr gezeigt, wie ganze Nationen zur katholischen Kirche zurückkehrten, wie viele Heiden, Moslems und Juden sich zum Glauben an Christus bekehrten und durch ihren Eifer selbst die Christen beschämten. Dann wird der Triumph und die Freude der geläuterten Kirche unbeschreiblich groß sein.

Wann dies alles sein wird, wissen wir nicht. Aber wir könne uns jetzt schon in der geistigen Finsternis unserer Zeit einüben, indem wir, wie Jesus sagt, ‘in unsere Kammer gehen’ und viel beten, nicht mehr neugierig auf all das schauen, was die Welt anbietet zum Verderben der Seele, und nicht mehr die vergiftete, geistige Atmosphäre einatmen, die den Glauben in der Seele erstickt.

Wenn dich dein Auge zum Bösen verführt

Durch die alles beherrschende Handy-Kultur haben heute schon Kinder Zugang zum Internet. Und in diesem boomt das Angebot an pornographischem Material. Es hat verheerende Wirkungen auf die Konsumenten, junge und alte. Pfarrer Urs Keusch, der in der Zeitschrift Vision 2000 (2/2024) dieses Thema behandelt, berichtet Folgendes:

»Kürzlich erzählte mir ein Mitbruder, von dem ich weiß, dass er seine alten Tage fast nur noch betend und sühnend zubringt und vor allem viel für die Verstorbenen betet, wie er einen Traum hatte, der ihn sehr beschäftigte. Er erzählte mir: “Vor einigen Wochen ist ein Mann aus unserem Dorf gestorben, den ich gut kannte und der wegen seiner Gutmütigkeit bei den Leuten sehr beliebt war. Ich sprach die kirchlichen Totengebete für ihn und betete fortan jeden Tag für ihn, wie ich das für alle Verstorbenen tue. Aber nach seinem Tod hatte ich ein Unbehagen, ich hatte einfach kein gutes Gefühl, es war etwas Dunkles, Schweres da, und das über mehrere Wochen. Es bedrückte mich sehr. Ich bat dann den lieben Gott, mir zu zeigen, was ich für diesen Mann tun könne.

Eines Nachts erschien mir dieser Mann im Traum. Es war auf einer Straße, und er kam mir entgegen. Ich erkannte ihn sogleich, obwohl er ganz fahl und mager war und nach vorne gebeugt. Als er vor mir stand, hob er seinen Kopf und schaute mich an. Ich erschrak entsetzlich, denn er hatte keine Augen in seinem fahlen, knochigen Gesicht, sondern nur noch zwei tiefe, dunkle, furcht­einflößende Augenhöhlen. Und wie er mich anschaut, erkenne ich sogleich, ohne dass er ein Wort zu mir sagt: Er hat sich im Leben schlechte Filme angeschaut! Ich wusste es einfach. Dann drangen Menschenstimmen an uns heran, aber ich konnte niemand sehen. Der Mann schaute mich wieder an und sagte zu mir: ‘Sie (die Leute) möchten, dass ich ihnen erscheine, dass ich mich ihnen zeige, aber soooo kann ich mich ihnen doch nicht zeigen…’ Dann war er weg. Aber ich wusste genau, und es ist mir bis heute wie ins Gedächtnis eingebrannt: Schlechte Filme haben diesen armen Menschen so erbärmlich zugerichtet!

Ich denke seither viel an das Wort unseres lieben Herrn Jesus: ‘Wenn dich dein Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus, es ist besser, mit einem Auge ins Leben einzugehen als mit zwei Augen in die Hölle geworfen zu werden.’ Und nun bete ich jeden Tag noch intensiver für diesen Mann, denn ich glaube und hoffe zu Gott, dass er nicht für ewig verloren sei.”

Seit mir dieser alte Priester diesen Traum erzählt hat, denke ich noch viel mehr als bisher an die Millionen, die sich täglich schlechte Filme ansehen, leider auch Christen. Sie alle sind in Gefahr, das ewige Leben zu verlieren. Denn sie leben nicht Gott zugewandt, sondern haben sich in den Machtbereich der Dämonen, der Hölle begeben. Sie schauen in die Hölle, wenn sie solche Filme sehen. Die christliche Verkündigung ist in dieser Hinsicht unmissverständlich. Im Epheserbrief heißt es zum Beispiel, dass kein unzüchtiger und unreiner Mensch das Reich Gottes erben werde. Er wird nicht in den Himmel kommen.«

Ich betete, dass der Wille Gottes geschehe

Zu Ostern 2024 wurde Tammy Peterson (Jg.1961) in die katholische Kirche aufgenommen. Sie ist die Ehefrau des bekannten kanadischen Psychologen Jordan Peterson, der durch seine Bücher und Vorträge, die gegen den vorherrschenden Zeitgeist sind, bekannt wurde. Tammy erzählt über ihren Weg in die katholische Kirche.
“Als Baby wurde ich protestantisch getauft. Ich ging in die Kirche, bis ich etwa 12 Jahre alt war, und hörte dann auf, hinzugehen.” Nach ihrer Heirat wollte sie zwar ihre Kinder taufen lassen und selber neu im Glauben beginnen, aber es kam nicht dazu.
Erst im Jahr 2019 begann ihr Weg der Umkehr, als sie vom Arzt die Diagnose über einen unheilbaren Nierenkrebs erhielt: “Es gibt keine Behandlung. Wir können nur operieren. Sie haben noch etwa 10 Monate zu leben.” Dies war ein Schock für sie. “Meine Philosophie der Selbstverantwortung ließ mich im Stich.”
“Als ich meinem Sohn von meiner Diagnose und den Worten des Arztes erzählte, fiel mir der Schmerz auf seinem Gesicht auf. Ich schaute ihn an. In seinen Augen sah ich eine Liebe für mich, die ich nicht einmal für mich selbst empfand. Dieser Blick löste etwas in mir aus. … In diesem Moment wurde mir klar, wie sehr Gott mich liebte. … Ich sah meinen Sohn an und sagte: ‘Weißt du was? Der Arzt ist nur ein Mann, der eine Meinung hat, aber er weiß nicht, ob ich leben oder sterben werde. Das weiß nur Gott.'”
Tammy unterzog sich der Operation und musste wegen mancher Komplikationen viele Woche im Krankenhaus verbringen.
Eine Tür begann sich zu öffnen. Ihre Freundin Queenie Yu, die vor einigen Jahren zum katholischen Glauben konvertiert war, besuchte sie und lud Tammy ein, mit ihr den Rosenkranz zu beten. “In einem Atrium des Krankenhauses brachte Queenie mir bei, wie ich den Rosenkranz beten sollte. .. Wir beteten also, und dann erzählte ich ihr meine Lebensgeschichte. Das war sehr entspannend. Das geschah fünf Wochen lang jeden Tag.
Solange ich betete, merkte ich nicht einmal die Schmerzen. Ich erlaubte mir nie, mir Sorgen zu machen; ich überließ mich einfach Gott und dem, was er von mir wollte.
Der Rosenkranz wurde zu einer Art Gegenmittel gegen meine Selbstbezogenheit. Er lehrte mich, ruhig zu sein, auf Gott zu hören und mich auf den Augenblick zu konzentrieren. Er lehrte mich, geduldig zu sein und nicht meinen eigenen Willen durchzusetzen, sondern darauf zu achten, was Gott wollte. Das schien mir auch zu helfen, der Gottesmutter näher zu kommen, und es half mir, die Art von Fügsamkeit zu leben, die sie uns als ihre Kinder lehrt…. Ich betete nicht einmal um ein Wunder, sondern nur darum, dass sein Wille geschehe.”
“Mein armer Mann war so besorgt um mich. Und auch er litt furchtbar. Eines Tages, im Juni 2019, sagte ich zu ihm: Weißt du, ich glaube, an unserem Hochzeitstag, dem 19. August, geht es mir wieder besser.”
Und tatsächlich am 19. August 2019 wurde sie wie durch ein Wunder geheilt aus dem Krankenhaus entlassen.
“Soweit wir wissen, bin ich der einzige Mensch, der diese Diagnose überlebt hat. Ich hatte zwar ein unglaubliches Ärzteteam, aber ich weiß, dass Gott am Werk war, um mich gesund werden zu lassen. … Am wichtigsten ist, dass sich mein Herz verändert hat.
Die Vertrautheit mit Jesus hat mein Leben grundlegend verändert. Durch diese Erfahrung habe ich gelernt, dass der Glaube eine Praxis ist; das Gebet ist eine Praxis; der Rosenkranz ist eine Praxis. Die tägliche Hingabe an Gott ist selbst eine Übung. Ich habe gelernt, dass, wenn das Leben vergeht und alles um uns herum dezimiert wird, die einzigen Dinge, die übrig bleiben, die Dinge sind, die wir geübt haben. Ich möchte heute, morgen und immer ein Ja zum Willen Gottes sagen.”

Die Kirche ist kein Kegelverein

“Als Kind der DDR bin ich klassisch atheistisch und so kirchenfern wie nur denkbar aufgewachsen. Ich wollte nie Christ sein.” sagt Prof. Dr. Riccardo Wagner. Aber nach einer langen Zeit des Suchens und Nachdenkens empfing er nun in der Osternacht 2024 mit 49 Jahren in der Kölner Kirche St. Andreas die Taufe. Er erzählt über seinen Weg:
“Ich war schon als Kind und Jugendlicher sehr gern in Kirchen und auf Friedhöfen – letztendlich, weil mich die großen Fragen des Lebens schon immer sehr interessiert haben.”
“Es gab dann eigentlich zwei konkrete Wendepunkte, der eine war die Geburt meines Sohnes, da ich als Vater auch Antworten und Orientierung geben wollte.”
Und vor zehn Jahren kam dann für ihn die konkrete Wende zum Christentum durch ein Buch über den katholischen Glauben. “Ich habe alles gelesen, was ich in die Finger bekam”, die Kirchenväter, Mystiker, die Bibel, den Katechismus …
“Ich habe dann irgendwann erkannt, dass ich im Grunde bereits katholisch denke und lebe.”
“Vor zwei Jahren habe ich dann auch aktiver angefangen zu beten, ich habe mit dem Te Deum und dem Rosenkranz angefangen – der mich inzwischen immer begleitet hat – und ich bin dann auch in die Kirche gegangen.”
“Am Ende glaube ich auch, dass die Kirche eben nicht irgendein Kegelverein ist, sondern eine heilige Institution, genau wie die Sakramente.”

Die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen

Am Fest der Apostel Petrus und Paulus wird das Evangelium von der Verheißung Jesu verlesen: “Du bist Petrus, der Fels, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.” Mit den ‘Mächten der Unterwelt’ ist die alles verschlingende Macht des Todes und der Vergänglichkeit gemeint. Jesus will sagen: Seine Kirche kann nicht zerstört werden, obwohl schon so oft ihr Untergang angekündigt worden ist.
Ein aufsehenerregendes Beispiel hat sich am Fronleichnamstag des Jahres 1939 in Kirchberg im Tiroler Brixental zugetragen. Die damaligen Machthaber hatten 1939 den ‘Antlassritt’ im Brixental verboten. Statt den Herrn in der Monstranz mit den Pferden zu begleiten und seinen Segen zu erbitten, veranstaltete man einen ‘Flurritt’ mit anschließender Pferdeprämierung.
Beim nachfolgenden Gasthausbesuch in Kirchberg war auch Gauleiter Hofer mit den Parteifunktionären anwesend. Die Brixentaler Bauern diskutierten heftig, warum man die seit langem bestehende Prozession verboten habe. Es sei Unglück und Krieg zu befürchten. Da erhob sich der Gauleiter, nahm sein Weinglas und rief:
“So wie dieses Glas jetzt zerschellt, wird auch das Christentum zerschmettert werden!”
Nach diesen Worten warf er das Glas an die Wand. Das Glas prallte ab, fiel auf den Boden und rollte unter den Tischen herum, bis es ein beherzter Bauer aufhob. Es war unversehrt. Mit einem Male herrschte im Saal eisiges Schweigen. Die Bauern befiel Angst, wie der Gauleiter reagieren werde. Er verließ, ohne ein Wort zu sagen, den Saal und kehrte auf der Stelle nach Innsbruck zurück.

Zeugen der Auferstehung Christi

Der hl. Kardinal John Henry Newman ist in einer Predigt der Frage nachgegangen, warum der auferstandene Herr sich nur seinen Aposteln und seinem engsten Jüngerkreis gezeigt hat und nicht der großen Menge.

Was wäre damals wohl geschehen, wenn Jesus sich auch in aller Öffentlichkeit gezeigt hätte, den vielen Menschen, die geschrien hatten: ‘Kreuzige ihn!’, den führenden Männern, die ihn zum Tod verurteilt hatten. Wie groß wäre die Verwirrung, das Entsetzen und die Betroffenheit dieser Menschen gewesen, wenn sie hätten sehen müssen, dass er machtvoll und herrlich lebt, unverwundbar, unangreifbar, unsterblich. Das hätte wohl alle überzeugt und in die Knie gezwungen.

Aber nichts von alledem ist geschehen. Gottes Pläne und Wege sind anders, als wir Menschen sie uns ausdenken würden. Der heilige Petrus hat in einer seiner Auferstehungspredigten deutlich darauf hingewiesen, was die Absicht Gottes ist: “Gott aber hat ihn am dritten Tag auferweckt und hat ihn erscheinen lassen, zwar nicht dem ganzen Volk, wohl aber den von Gott vorherbestimmten Zeugen: uns, die wir mit ihm nach seiner Auferstehung von den Toten gegessen und getrunken haben” (Apg 10,40). Jesus wollte also nicht die Volksmassen durch Schauwunder begeistern, sondern er wollte Zeugen heranbilden, Zeugen seiner Auferstehung. Das wurde zum wirksamsten Mittel, um das Evangelium über die ganze Welt zu verbreiten.

Wie schon die ganze Heilsgeschichte beweist, ist es ein allgemeines Merkmal der Vorsehung: Gott erwählt einen Menschen oder einige wenige aus, um sie zu Kanälen der Gnade und des Segens für viele andere Menschen zu machen, wie z.B. Abraham. Der eine Berufene, die wenigen Zeugen werden zum Segen für viele.

Gott wirkt alle großen Veränderungen zum Guten in dieser Welt, sei es im Kleinen oder im Großen, immer durch wenige und nicht durch die Masse. Von der Menge kann zwar vieles niedergerissen werden, aber nichts wird aufgebaut, es sei denn von solchen, die besonders für diese Aufgabe von Gott geschult worden sind, und das sind die entschlossenen, unerschrockenen, eifrigen Wenigen.

So sehn wir es auch bei der Auferstehung Christi, dem wichtigsten Ereignis der ganzen Weltgeschichte. Gott erwählte sich nur wenige Zeugen für sein Tun. Aber gerade sie hat er zu treuen Dienern des Evangeliums und zu Säulen der Wahrheit und seiner Kirche geformt; Säulen, die feststehen im Glauben an sein Opferleiden, seinen Tod und seine Auferstehung, erfüllt vom Heiligen Geist; Zeugen die bereit waren, ihr ganzes Leben uneingeschränkt für ihn hinzugeben. Der auferstandene Herr wirkt auch heute durch Menschen, die sich von ihm zu Zeugen formen lassen.

Den Kelch trinken

“Ihr werdet den Kelch trinken, den ich trinke”, hat Jesus zu den beiden Aposteln gesagt, die rechts und links neben ihm in seinem Reich sitzen wollten (Mt 20,22). Damit gibt uns der Herr zu verstehen, dass wir immer in irgendeiner Form an seinem Leiden teilhaben werden, nicht nur zu unserem Heil, sondern auch zum Heil vieler anderer Menschen. Der heilige Paulus sagt: “Jetzt freue ich mich in den Leiden, die ich für euch ertrage. Für den Leib Christi, die Kirche, ergänze ich in meinem irdischen Leben das, was an den Leiden Christi noch fehlt” (Kol 1,24). Durch die Verbindung mit dem Leib Christi können unsere Leiden, die wir bereitwillig mit den seinen vereinen, zum Mittel der Gnade für andere werden.

Pater Andrea Santoro, ein italienischer Priester, der 2006 in der Türkei ermordet wurde, schrieb noch kurz vor seinem Martyrium: “Ich bin hier, um unter diesen Menschen zu wohnen und Jesus zu ermöglichen, dies zu tun, indem ich ihm mein Fleisch leihe …. Man wird nur durch die Hingabe des eigenen Fleisches erlösungsfähig. Man muss das Böse in der Welt ertragen und den Schmerz teilen, indem man es in sein eigenes Fleisch aufnimmt, wie Jesus es getan hat.”

Legen Sie sich ganz in Gottes Hände

Der argentinische Kardinal Eduardo Francisco Pironio (1920 – 1998) wurde am 16. Dez. 2023 im Heiligtum Unserer Lieben Frau von Luján in Argentinien selig gesprochen, wo er von den Gläubigen sehr verehrt wird.

Er engagierte sich als Priester, Bischof und Kardinal besonders für die Jugend. In der Zeit von Johannes Paul II. war er der Hauptinitiator der Weltjugendtage. Er lebte stets losgelöst von materiellen Gütern und Reichtum und strahlte Demut, Bescheidenheit und Güte aus. Er legte auch Zeugnis dafür ab, dass er seinen Glauben vor allem durch seine Mutter empfangen hat, einer Frau, die es verstand, ihren vielen Kindern, die sie als Gottesgeschenk sah, den wahren christlichen Sinn des Lebens einzuprägen. Kardinal Pironio erzählte:

“In meiner Familiengeschichte haben sich wunderbare Dinge ereignet. Meine Eltern waren Italiener, die sofort nach der Eheschließung nach Argentinien aussiedelten. Nach der Geburt ihres ersten Kindes wurde meine Mutter, eine einfache Frau mit einem tiefen Glauben, sie war gerade 18 Jahre alt, schwer krank. Sechs Monate lang lag sie bewegungslos im Bett. Nach ihrer Heilung erklärten ihr die Ärzte, dass sie nie mehr wieder werde Kinder haben können, wenn sie nicht ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen wolle. Meine Mutter ließ sich deshalb vom Weihbischof von La Plata beraten, weil man von ihm als von einem Heiligen sprach … Der Bischof sagte ihr: ‘Die Ärzte können sich täuschen: Begeben Sie sich ganz in die Hände Gottes und erfüllen Sie Ihre Pflichten als Ehefrau.’ Dann feierte der Bischof eine Heilige Messe und bat Gott um seinen Schutz für meine Mutter. Daraufhin gebar sie weitere einundzwanzig Kinder. Ich bin der Letztgeborene von ihnen. Meine Mutter wurde 82 Jahre alt.

Damit ist aber die Geschichte noch nicht beendet. Jahre später wurde ich selbst zum Weihbischof von La Plata ernannt, um jenen Platz zu besetzen, den jener Bischof innehatte, der meine Mutter segnete. Am Tag meiner Bischofsweihe überreichte mir der Bischof das Brustkreuz jenes Weihbischofs als Geschenk, ohne diese Geschichte zu kennen. Als ich ihm dann erklärte, dass ich mein Leben dem Eigentümer dieses Kreuzes verdanke, begann der mich weihende Bischof zu weinen.” Die Eltern von Kardinal Pironio haben 22 Kindern das Leben geschenkt und sie im Glauben erzogen. Aus dem letzen Kind wurde ein Heiliger der Kirche – ein großes Geschenk für uns alle.

Bemerkenswert ist auch das Wunder, das für seine Seligsprechung von der Kirche anerkannt wurde: Am 1. Dez. 2006 passierte im argentinischen Mar del Plata ein Unfall: Der einjährige Juan Manuel Franco nahm eine Handvoll hochgiftiges Purpurpulver in den Mund, was sofort zu Atemwegsstörungen führte. Im Krankenhaus gaben die Ärzte, die das Kind künstlich am Leben erhielten, dem Jungen keine Überlebenschancen. Ein Pfarrer brachte den verzweifelten Eltern ein Bild des verstorbenen Kardinals Pironio und lud sie ein, zu ihm für das Kind zu beten. Tatsächlich wurde Juan Manuel wenige Tage später ganz unerklärlich wieder vollkommen gesund.