Die 2016 heilig gesprochene, aus Schweden stammende Sr. Elisabeth Hesselblad (1870-1958), Konvertitin und Gründerin eines neuen Zweiges des Birgittinen-Ordens, gibt uns ein wunderbares Zeugnis für die innere Führung Gottes und die Wahrheit der katholischen Kirche; ein Zeugnis, das uns angesichts der gegenwärtigen Situation der Kirche stärken kann.
Elisabeth Hesselblad wurde 1870 in Fåglavik in der südwestschwedischen Provinz Västergötland geboren. Sie war das fünfte von 13 Kindern einer ebenso liebevollen wie frommen evangelisch-lutheri-schen Großfamilie, die treu jeden Sonntag zur Kirche ging. Das umgängliche Mädchen, das oft krank war, zeigte schon früh großes Interesse an Gott und am Glauben, sodass es wissbegierig begann, jeden Tag einige Seiten in der Bibel zu lesen. Im Rückblick auf diese Zeit schrieb sie: “Als ich noch ein Schulmädchen war und sah, dass meine Klassenkameradinnen vielen verschiedenen Kirchen angehörten, fing ich an, darüber nachzudenken, welche wohl die wirkliche, wahre Herde sei, denn im Neuen Testament hatte ich gelesen, dass es nur ‘eine Herde und einen Hirten’ gibt. Oft betete ich, zu dieser einen Herde geführt zu werden, und erinnere mich, dass ich es einmal ganz besonders tat, als ich unter den hohen Kiefern meines Heimatlandes spazieren ging, zum Himmel aufblickte und sagte: ‘Lieber himmlischer Vater, zeige mir, wo die einzige wahre Herde ist, in der Du uns alle vereint haben willst.’ Da spürte ich, wie ein wunderbarer Friede in meine Seele einzog, und es war, als antwortete mir eine Stimme: ‘Ja, meine Tochter, eines Tages werde ich sie dir zeigen.’ Diese Gewissheit begleitete mich in all den Jahren, die meinem Eintritt in die katholische Kirche vorausgingen.”
Mit 18 Jahren ging die hl. Elisabeth nach New York und arbeitete als Krankenschwester. “Ich hatte die Gelegenheit, Menschen aller Konfessionen kennenzulernen: Katholiken, Protestanten, freikirchliche Gruppen, Ungläubige und Juden … Aber nichts konnte das innere Leben meiner Seele befriedigen.” Es vergingen noch viele Jahre inneren Ringens, intensiven Studiums, des helfenden Gebetes anderer und besonderer vorbereitender Gnaden.
Im Jahr 1900 unternahm sie mit zwei katholischen Freundinnen eine Reise nach Brüssel. Sie nahmen dort auch an der Fronleichnamsprozession teil. “Ich blickte auf die Prozession, wie ich auf eine interessante Militärparade geblickt hätte. Als ich sah, wie meine beiden Freundinnen und der Großteil der Leute sich niederknieten, zog ich mich hinter das große Portal [der Kirche] zurück … wobei ich dachte: ‘Vor Dir allein, mein Gott, knie ich mich hin; aber nicht hier!’ In diesem Moment erreichte der Bischof, der die Monstranz trug, das Kirchenportal; da wurde meine von Schmerz und Kampf so aufgewühlte Seele augenblicklich von Milde erfüllt, und eine liebevolle Stimme, die aus dem Inneren meines Herzens wie auch von außen zu kommen schien, sagte: ‘Ich bin der, den du suchst.’ Da fiel ich auf die Knie. … Dort, hinter der Kirchentür, hielt ich meine erste Anbetung in der Gegenwart unseres göttlichen Herrn im Allerheiligsten Sakrament.”
Im April 1902 war Elisabeth als Stationsschwester im Krankenhaus bei der Arbeit, als ihr ein Telegramm mit der Nachricht vom Tod ihres geliebten Vaters überbracht wurde. Es war ein großer Schmerz für sie. Später schrieb sie darüber: “Doch kaum war die Zimmertür hinter mir zu, erfüllte ein wunderbarer Friede meine Seele. Ich kniete mich hin, streckte meine Hände jemandem entgegen, dessen Anwesenheit ich wahrnahm, und sagte:
‘Maria, meine Mutter, ich vertraue dir meinen Papa an. Nimm ihn, o Mutter, und mach ihn glücklich.’ Das war mein erstes Gebet zu Maria, die mir augenblicklich lieb wurde. ‘Jetzt weiß ich, welche Bedeutung du hast, teuerste Mutter; nichts wird uns jemals wieder trennen können, weder im Leben noch im Tod. Ich bin deine Tochter, Maria, meine Mutter!'”
Im Sommer 1902 konnte die 32-jährige endlich sagen: “Alle meine Zweifel sind verschwunden … Ich bitte demütig, in die katholische Kirche aufgenommen zu werden. Beinahe 20 Jahre lang habe ich im Dunkel gekämpft, viele Jahre die katholische Religion studiert und um einen festen Glauben gebetet, einen Glauben so stark, dass, selbst wenn der Papst von Rom und alle Priester die Kirche verlassen würden, ich dennoch fest und standhaft bleiben könnte.”