Der barmherzige Gott

Während eines Gesprächs über die Beichte erzählte die hl. Mutter Teresa von Kalkutta ihren Schwestern einmal folgende Geschichte: “Eine Legende berichtet von einem Mann, der ein sehr sündiges Leben geführt hatte. Als er sich bewusst wurde, dass er so nicht länger leben könne, notierte er auf fünf eng beschriebenen Blättern seine Sünden. Er bereute aufrichtig das Schlechte, das er getan hatte. Er wandte sich an einen Beichtvater und las ihm ein Blatt nach dem anderen vor. Als er geendet hatte, sagte er beunruhigt zu sich selbst: ‘Ich glaube, ich habe eine Sünde vergessen.’ Er nahm das erste Blatt, doch es war vollkommen weiß. Und ebenso das zweite, dritte, vierte und fünfte … Der barmherzige Gott hatte alles verziehen.”

Und in einem anderen Zusammenhang erzählte Mutter Teresa die folgende Begebenheit: “Ein Journalist hörte mich über die Beichte sprechen und stellte mir bei dieser Gelegenheit eine seltsame Frage: ‘Mutter Teresa, gehen auch Sie zur Beichte?’ Ich antwortete ihm: ‘Aber selbstverständlich. Ich beichte jede Woche.’ Er bemerkte: ‘Gott scheint ja sehr anspruchsvoll zu sein, wenn selbst Sie und Ihre Schwestern beichten müssen.’ Ich erwiderte ihm: ‘Angenommen, Ihr Sohn  falls Sie einen haben  stellt etwas Schlimmes an. Wenn er dann zu Ihnen kommt und sagt ,Es tut mir sehr leid, Papa!’, was machen Sie dann? Ich glaube, dass Sie das machen werden, was jeder gute Vater tut: Sie legen ihm die Hand auf die Stirn und geben ihm einen Kuss. So zeigt man jemandem, dass man ihm verzeiht und ihn liebt. Genau das gleiche macht Gott mit uns, eben weil er uns mit großer Barmherzigkeit liebt.”

Lasst euch mit Gott versöhnen

“Lasst euch mit Gott versöhnen” (2 Kor 5,20), sagt der hl. Paulus. Diese Versöhnung ist uns durch das Leiden und die Auferstehung Jesu geschenkt und sie wird wirksam, wenn wir zur heiligen Beichte gehen und unsere Verfehlungen bereuen und bekennen. Die hl. Beichte ist auch die wahre Kraft für unseren Frieden in der Seele und hat zugleich große Auswirkungen für den Frieden in der Gesellschaft.

Scott Hahn (Jg. 1957), der zuerst presbyterianischer Pastor war, 1986 zum katholischen Glauben konvertierte und an der Universität von Steubenville in Ohio Bibelwissenschaft unterrichtet, berichtet in seinem Buch über das Priestertum über eine Erfahrung mit der hl. Beichte. Er sagt: “Wenn Christen regelmäßig beichten würden, hätten wir eine friedlichere Gesellschaft, in den Pfarreien und in der Kirche. Wenn die Kirche in Frieden lebt, dient sie dem Frieden im Land als Sauerteig.

Einmal hatte ich die besondere Ehre, das zu erleben – unter fast perfekten Laborbedingungen. Ich wurde unter dutzend anderen Pendlern im Wartebereich am Flughafen von Philadelphia aufgehalten. Draußen regnete es wie aus Eimern … Der Wind schlug kräftig gegen die Fensterscheiben. …  Die Airline strich unseren Flug nicht, verschob aber erneut den Start … In Reihen saßen wir da so trüb wie der Tag und dachten an die vielen bereits verpassten Termine und noch vielmehr an die Termine, die wir wahrscheinlich noch verpassen würden. Wir sprachen nahezu kein Wort miteinander, bis auf das gelegentliche Knurren über das Wetter oder, noch schlimmer, über die Fluggesellschaft. Jeder von uns brodelte innerlich. Ich verpasste meine Familie. Ich würde wahrscheinlich meine Vorlesung am späten Nachmittag verpassen. Ich würde sicherlich mein wöchentliches Treffen mit meinem Beichtvater verpassen.

Als ich meine Augen vom wütend machenden Fenster wegrichtete, blieben sie an etwas hängen, das sich ein paar Reihen weiter befand: ein Mann in schwarzen Hosen und schwarzem Hemd mit … ja, dem verräterischen römischen Kollar. Es war ein Priester! Wenigstens musste ich nicht auf meine Beichte verzichten. … Ich setzte ein Lächeln auf, erhob mich, schritt an meinen nörgelnden Gefährten vorbei, um mich dem Mann zu nähern. ‘Entschuldigen Sie bitte’, sagte ich, ‘Sind Sie ein katholischer Priester?’ Er war es tatsächlich. ‘Würden Sie mir die Beichte hören?’ Er strahlte. Er würde es tatsächlich tun. So gingen wir beide an einen freien Platz des Wartebereichs. Wir setzten uns. Ich beichtete im Flüsterton und er gab mir die Absolution im Flüsterton. Ich dankte ihm und als ich ging, hielt mich ein Mann an und fragte mich: ‘Haben Sie gerade bei ihm gebeichtet?’ Ich bejahte und der Mann flitzte zum Priester hinüber. Und dann passierte etwas Erstaunliches. Es bildete sich eine Reihe.

Vielleicht hat die Aussicht, in diesem Sturm zu fliegen, die Vielflieger dazu veranlasst, sich auf den Tod vorzubereiten. … Weswegen auch immer, die Katholiken am Gate waren angeregt worden, nacheinander ihre Sünden zu beichten. Dann passierte noch etwas Erstaunliches. Zunächst langsam, mit kleinen Gesprächen, die hier und da los sprudelten. Aber die Stimmung änderte sich. Die Leute brachten einander zum Lachen, holten ihre Brieftaschen raus, um Fotos von ihren Kindern und Enkelkindern zu zeigen.

Nun, ich kann nicht nachweisen, dass das alles von den wenigen Katholiken, die nacheinander gebeichtet hatten, ausging. Aber ich konnte es mir nicht anders erklären. Wenn das Gericht in Ordnung ist, schafft es friedvolle Seelen und eine friedvolle Gesellschaft.”

 

Der hl. Josef hilft zu einer guten Beichte

Am 19. März feiern wir das Hochfest des hl. Josef. Der hl. Josef ist ein großer Nothelfer, auch in seelischer Not. Ein schönes Zeugnis einer Frau über seine Hilfe kann auch uns ein Ansporn sein, zur Osterbeichte zu gehen, die wir nicht vergessen sollten:

“Ich hatte mich in meiner Jugend durch ein Versprechen der Keuschheit gebunden. Dann aber hatte ich das Unglück, dasselbe zu brechen. Voll Scham über mein Versagen wagte ich die Sünde nicht zu beichten und missbrauchte die heiligen Sakramente. Mein schlechtes Gewissen fand keine Ruhe, weder am Tag noch in der Nacht. Ich sah mich immer nahe daran, in die ewigen Flammen zu stürzen. In meinem verwirrten und traurigen Zustand fiel es mir ein, meine Zuflucht zum heiligen Josef zu nehmen. Das war ein guter Einfall. Gott gab mir die Gnade, ihn zu befolgen. Ich betete neun Tage lang mit aller Andacht die Sankt-Josefs-Tagzeiten. Kaum war diese Andacht beendet, wich meine falsche Scham, und ich konnte im Beichtstuhl ohne Widerstand ehrlich meine Sünden bekennen. Somit endeten meine Qualen. Durch dieses Erlebnis lernte ich die Macht des heiligen Josef kennen. Ich nahm sein Bildnis zu mir in der Absicht, mich nie mehr von demselben zu trennen. Von der Zeit an konnte ich alle Versuchungen überwinden und empfing so viele Gnaden, dass ich nie genug dafür danken kann.”

 

Die Gegenwart des Herrn

Das hl. Messopfer, das die Kirche täglich feiert, und auch die heiligen Hostien, die wir im Tabernakel aufbewahren, sind nicht bloß ein Erinnerungszeichen an etwas Vergangenes oder ein schönes Symbol für Jesus, sondern das ist die lebendige Gegenwart des gekreuzigten und auferstandenen Herrn unter uns.

Warum wollte der Herr im allerheiligsten Sakrament bei uns bleiben? Ganz einfach deshalb, damit jeder von uns die Kraft seiner Liebestat am Kreuz und seiner Auferstehung persönlich empfangen kann.

Wir sollten keinen Nachteil gegenüber den Aposteln haben, die Jesus damals unmittelbar hören, sehen und berühren konnten. Wir dürfen den Herrn auch wirklich unter uns haben in diesem heiligen Sakrament, nur in einer anderen Art und Weise. Wer das einmal im Glauben entdeckt und erkannt hat, der wird alles tun, um Jesus Christus immer wieder zu begegnen und sich mit ihm zu vereinen, einerseits in der Mitfeier der hl. Messe und durch den Empfang der hl. Kommunion, aber auch durch die Anbetung des Allerheiligsten Sakramentes in der Kirche. Was will der Herr durch die hl. Eucharistie in unserem Leben bewirken?

1) Das Erste ist die Einheit des Herzens mit ihm. Unser Herz soll dem Herzen Jesu immer ähnlicher werden. Die Gesinnung Jesu, der Geist Jesu, soll unser Inneres ergreifen, so dass wir denken reden und handeln, wie Christus es getan hat. Nicht mehr Ich lebe sondern Christus lebt in mir. Aber dazu braucht es auch immer die Reinigung des Herzens durch die Beichte.

2) Das Zweite, das der Herr durch die Vereinigung mit ihm bewirkt, ist der Geist der Opferliebe. Als Jesus das Letzte Abendmahl mit seinen Jüngern gefeiert hatte, da ging er hinaus zum Ölberg, da begann er aus Liebe seinen Leidensweg bis zur Hingabe am Kreuz. Genau das will der Herr auch bewirken, wenn wir uns in der Eucharistie mit ihm vereinen. Wenn wir dann wieder von der hl. Messe weggehen, sollen wir auch bereit sein zu dieser opfernden Liebe, um den Willen Gottes zu erfüllen.

3) Aber noch ein anderes wichtiges Geschenk wird uns der Herr durch die Vereinigung mit ihm in der Eucharistie bereiten: Es ist dies die Freude des Heiligen Geistes und der Friede des Herzens. Sie helfen uns am meisten, diese immer gleiche Geduld und Freundlichkeit gegen unsere Nächsten aufzubringen, die Mühen und Leiden anzunehmen, immer wieder neuen Mut zu schöpfen, auch bei allen Schwächen und Fehlern immer neu zu beginnen.

Jesus hat mit dem Sakrament der Eucharistie vor allem seine Verheißung erfüllt: “Seid gewiss: ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt” (Mt 28,20).

 

Wir müssen jetzt etwas Wichtiges tun

In seinem Buch “Heilige des Alltags” berichtet der  russisch-orthodoxe Bischof Tichon Schewkunow über seine seelsorglichen Erfahrungen während der kommunistischen Zeit in der Sowjetunion.

Einmal erhielt er während seiner Arbeit die Nachricht von der hochgestellten 90-jährigen Claudia Eugenia, die im Sterben lag. Sie war zeitlebens aktive Atheistin und litt seit drei Jahren an geistiger Verwirrung, so dass sie nicht einmal ihre eigene Tochter wieder erkannte. Der Priester fragte sich, ob er es wagen durfte mit ihr über die Beichte und heilige Kommunion zu sprechen.

Tichon überwand sich schließlich, in der Hoffnung auf die Kraft der heiligen Eucharistie. Er trat an ihr Bett und grüßte freundlich. Claudia Eugenia wandte sich ihm mit leeren Augen zu. Da plötzlich verwandelte sich ihr Blick und sie rief: “Vater . . . endlich sind Sie da! Wie lange habe ich auf Sie gewartet.” Ihre klaren Worte erschütterten die Familie. Sie aber fuhr fort: “Vater! Warum sind Sie so lange nicht gekommen? Und wir müssen jetzt etwas Wichtiges tun – ich weiß nur nicht mehr, was.” Tichon fasste Mut und sagte: “Wir müssen beichten und die Kommunion empfangen!” – “Ja, richtig. Aber bitte helfen Sie mir dabei.” Aufrichtig und klar legte die bisher Verwirrte ihre Lebensbeichte ab. Dann kreuzte sie die Hände über der Brust, wie sie es wohl als Kind getan hatte, und empfing die Eucharistie. Die Worte der Beichte waren ihre letzten auf Erden. Bald darauf starb sie in Frieden.

 

Die drei Schlingen

Der hl. Don Bosco (1815-1888) liebte das Bußsakrament und führte auch seine Beichtkinder dazu, es zu lieben. Er saß viele, viele Stunden im Beichtstuhl, hatte auch die Gabe der Seelenschau. Er selbst beichtete jede Woche. Mit einem Traum, den er seinen Buben erzählte, beschrieb er anschaulich, was für eine gute Beichte wichtig ist:

Er sah in einer Kirche eine Schar junger Burschen, die sich auf die Beichte vorbereiteten. Da fielen ihm einige Jungen auf, die mit einer Schlinge um den Hals dastanden, die ihnen die Kehle zuschnürte. “Wozu diese Schlingen?”, fragte er sie. “Gebt sie weg!” Ein Junge antwortete ihm: “Ich kann nicht; hinter mir steht einer, der sie hält!” Da sah Don Bosco hinter dem Jungen ein hässliches Tier, gleich einer Katze mit langen Hörnern, das an dieser Schlinge und noch an zwei weiteren Schlingen zog. Don Bosco drohte dem Tier mit dem Weihwasser und fragte die Katze: “Wer bist du? Sag mir, was sollen diese drei Schlingen?” “Das weißt du nicht?”, antwortete das Tier, “ich stehe hier, und mit diesen Schlingen schnüre ich den Jungen die Kehle zu, damit sie schlecht beichten. Damit führe ich viele, viele Seelen in die Hölle.” “Und wie machst du das? Ich will wissen, was diese drei Schlingen bedeuten! Rede, sonst schütte ich dir das Weihwasser über den Leib!” Das Untier krümmte sich vor Entsetzen und erwiderte:

“Die erste Art, diese Schlinge zu schnüren, bedeutet, dass ich die Burschen dazu bringe, ihre Sünden in der Beichte zu verschweigen.” “Die zweite bedeutet, dass ich sie veranlasse, ohne Reue zu beichten.” “Die dritte besteht darin, dass man keinen festen Vorsatz macht und den Rat des Beichtvaters nicht befolgt.”

 

Beichte als Jungbrunnen

Ein Priester erzählte ein besonderes Erlebnis über die Wirkung der hl. Beichte:

“Ich saß im Beichtstuhl und wartete. Es war nur noch eine Person draußen. Ich hörte stöhnen. Als ich näher hinsah, glaubte ich, die alte, gebeugte Frau sei so elend daran, dass ich ihr zu Hilfe kommen müsse. Als ich mich erheben wollte, stand sie auf und wankte in den Beichtstuhl. Mein Gott, Vater, das war eine Beichte! Die nehme ich ja mit ins Grab. Aber jetzt kommt das Sonderbare. Als die Person nach den so entscheidenden Minuten der hl. Beichte und der Lossprechung den Beichtstuhl verließ und ich ihr nachschaute, in der Meinung, die Frau könnte vor Schwäche umfallen und ich müsse ihr vielleicht behilflich sein, da sah ich keine alte, gebrechliche Frau mehr. Eine schöne junge Frau lief aufrecht vom Beichtstuhl weg.”

 

Wenn es aber nach dem Tod etwas gibt, haben sie alles gewonnen!

Ein Pfarrer berichtet aus seiner seelsorglichen Erfahrung: Als junger Priester wurde ins Spital zu einem sterbenden Mann durch dessen Tochter gerufen. Er erfuhr, dass der Mann aber mit Kirche und Glaube nichts zu tun haben wollte.

Als er das Krankenzimmer betrat und der Sterbende ihn als Priester erkannte, war dessen erste Reaktion: “Ist es schon so weit?” – “Wann es so weit ist, weiß Gott allein!” – “Ja, an den glaube ich ohnedies nicht. Wenn es aus ist, ist es aus!” – “Das ist eben der Unterschied zwischen uns beiden: Ich glaube an Gott und daran, dass mit dem Tod das Leben nicht zu Ende ist. Es gibt ein Weiterleben, es gibt einen Himmel, ein Fegefeuer, und es gibt auch die Hölle.”

Und der Priester versuchte, dem Kranken in einem längeren Gespräch den Glauben nahen zu bringen, aber dieser blieb bei seiner Meinung: “Es gibt keinen Gott, und mit dem Tod ist alles aus!”

Dann stellte er dem Mann noch eine letzte frage: “Haben Sie sich in Ihrem Leben schon einmal geirrt?” – “Ja, schon oft!” gab er ehrlich zu. ” Was nun, wenn Sie sich jetzt, in dieser entscheidenden Stunde irren? Sie behaupten, es gibt keinen Gott, aber wenn es Ihn doch gibt? Sie sagen, es gibt keinen Himmel, und wenn es ihn doch gibt? Kein Fegefeuer, keine Hölle – und wenn es sie doch gibt? Ich mache Ihnen ein Angebot: Ich höre Ihre Beichte, gebe Ihnen die Krankensalbung, den Sterbeablass und bringe Ihnen die HI. Kommunion. Wenn es nach dem Tod wirklich nichts gibt, haben Sie nichts verloren. Wenn es aber etwas gibt, haben Sie alles gewonnen!”

Da fing der alte Mann zu weinen an und sagte: “Ich weiß nicht mehr, wie man beichtet. Meine letzte Beichte war bei meiner Firmung.” Mit Hilfe des Priesters legte er dann eine Lebensbeichte ab, empfing die Krankensalbung, den Sterbeablass und den Heiland selbst.

Nachdem er kommuniziert hatte, ergriff er die Hände des Priesters und fragte: “Herr Pater, können Sie noch mit mir beten?” – “Ja, gerne. Können Sie das Vaterunser?” – “Nein!” – “Das ‘Gegrüßet seist du, Maria?'” – “Nein.” Da fing er plötzlich selbst zu beten an: “Jesuskindlein, komm zu mir, mach ein braves Kind aus mir! Mein Herz ist klein, darf niemand hinein als Du, mein liebstes Jesulein. Das hat meine Mutter mit uns Kindern immer gebetet!”

Quelle: vgl. Triumph des Herzens: Nr. 144, gekürzt

Das Beste, das man für einen Sterbenden tun kann

Ein Pfarrer berichtet au seiner seelsorglichen Erfahrung:

»Eines Tages sagte mir ein Freund: “Geh und besuche den und den, denn es geht ihm schlecht.” So stattete ich dem Kranken einen Besuch ab. Nachdem ich ein Weilchen mit ihm und seinen Verwandten zusammen verbracht hatte, sagte ich zu seinen Angehörigen: “Lasst mich jetzt mit ihm allein, denn wir wollen uns ein bisschen unterhalten.” Als wir allein waren, sagte der Kranke: “Ich habe mich sehr gefreut, dass Sie gekommen sind … Ich wollte Sie rufen lassen, aber ich hatte mich nicht dazu entschließen können, weil ich Angst hatte, meine Familie zu erschrecken.” Wir unterhielten uns eine ganze Weile und ich nahm ihm die Beichte ab. Danach war er zufrieden und glücklich. Als ich nach Hause gehen wollte, kamen seine Verwandten zu mir und sagten: “Wir danken Ihnen sehr, dass sie gekommen sind … Wir wollten Sie rufen lassen, aber wir hatten Angst, den Kranken zu erschrecken.”

Alle wollten den Priester rufen, aber eine grundlose Angst hielt sie davon ab und der Kranke riskierte zu sterben, ohne sich mit Gott versöhnt zu haben. Eigentlich macht es keinen Sinn, den Priester nicht zu rufen, nur weil der Kranke sich erschrecken könnte! Den Schrecken würde der Kranke dann tatsächlich erleben, wenn er sterben würde, ohne gebeichtet zu haben. In der Gnade Gottes zu sein, das gibt dem Kranken Frieden und eine wunderbare Ruhe. Das Beste, was wir für einen Sterbenden tun können, ist, ihm einen Priester zu schicken, der ihm die Beichte abnimmt. Einen größeren Gefallen als diesen kann man im Leben niemandem erweisen.«

 

Nicht ohne Beichte weggehen

leopold-mandicEiner der beliebteste Beichtväter seiner Zeit war der hl. Kapuzinerpater Leopold Mandič, der am 30. 7. 1942 in Padua verstorben ist. In großen Scharen aus allen Bevölkerungsschichten sind die Beichtkinder zu ihm gekommen, weil von ihm eine überaus anziehende Herzensgüte ausstrahlte und weil er eine tiefe Erkenntnis der Gewissen hatte. Der hl. Pater Leopold lädt uns ein, auf die Stimme des Heiligen Geistes zu hören und das Sakrament der hl. Beichte regelmäßig zu empfangen.

Umberto Petit aus Padua schrieb über seine Erfahrung mit P. Leopold: «Nachdem ich seit viele Jahren nicht mehr gebeichtet hatte, fühlte ich am Karsamstag 1934 das Verlangen, zur Kirche zurückzukehren. Ich empfand ein starkes Widerstreben, vor einem Priester zu knien, aber eine unwiderstehliche Macht trieb mich dazu. Nach dem Besuch verschiedener Kirchen betrat ich schließlich die Kapuzinerkirche von Santa Croce. Dort standen aber sehr viele Leute zum Beichten an. Nach einigem Warten wollte ich fortgehen. Ich freute mich, einen Grund gefunden zu haben, nicht zu beichten. In diesem Augenblick kam ein Pater vom Altare her auf mich zu. Er war klein, gebeugt und hatte Mühe beim Gehen. Er sprach mich an: “Sie sind gekommen, um zu beichten. Kommen Sie sofort zu mir, sonst gehen Sie ohne Beichte weg.” Ich folgte dem Pater in seine Zelle neben dem Altar. Bald hatte ich gebeichtet. So ruhig und glücklich wie noch nie in meinem Leben kehrte ich in die Kirche zurück. Zu Hause fragte ich mich, was das wohl für ein Ordensmann gewesen sei, der in meiner Seele gelesen hatte, was ich dachte und was ich tun wollte. Nach einigen Tagen kehrte ich in die Kapuzinerkirche zurück und erfuhr, dass es Pater Leopold gewesen war. Da wunderte ich mich nicht mehr. Ich hatte schon gehört, dass Pater Leopold ein Heiliger sei und in den Gewissen lese.»