Das Reich Gottes verkünden

Am 15. Sonntag Im Jahreskreis hören wir das Evangelium von der Aussendung der 12 Apostel. Sie bekommen von Jesus den Auftrag, das Reich Gottes zu verkünden und die Menschen zur Umkehr zu Gott zu rufen.

Jesus wollte uns damit zeigen, dass alle seine Jünger den Auftrag haben, missionarisch und apostolisch zu wirken. Jeder Christ ist berufen, ein „Prediger“ zu sein, so wie der hl. Franz von Assisi es verstanden hat. Am Ende seines Lebens hat er zu seinen Brüdern gesagt: „Wir müssen ausziehen, um den Menschen Christus zu predigen, und wenn nötig auch mit Worten.“ Der erste missionarische Dienst ist das Zeugnis eines christlichen Lebens. Aber damit unser Leben zu einem Zeugnis für Christus wird, müssen wir das befolgen, was der Herr den Aposteln gesagt hat:

  1.  Jesus sandte die Apostel zu zweit aus: Über das wichtigste Gebot der Gottes- und Nächstenliebe sollen wir nicht nur reden, sondern es durch Taten verkünden. Die Art und Weise wie wir als Christen miteinander umgehen ist das stärkste Zeugnis für das Reich Gottes.
  2. Jesus gibt seinen Aposteln einen Wanderstab in die Hand. Dieser Wanderstab ist unser katholischer Glaube, das heißt, die Gebote des Herrn, die Lehre der Kirche und die Sakramente des Herrn. Auf diesen Wanderstab müssen sich die Apostel stützen, dieser Stab ist der feste Halt für die Seele.
  3. Jesus trägt den Aposteln auf, kein Brot, keine Vorratstasche und kein Geld mitzunehmen. Das heißt, sie sollen sich in jeder Hinsicht auf die Vorsehung Gottes verlassen. Gott soll in allem den Vorrang haben. „Sucht zuerst das Reich Gottes und alles andere wird euch dazugegeben werden.“ Wir sehen ja in unserer Gesellschaft, in der zwar so viele Menschen noch getauft sind, dass für die meisten „die Vorratstaschen und das Geld“, alles Irdische wichtiger geworden als Gott. Der Glaube kommen irgendwo als Anhängsel im Leben vor.
  4. Dann spricht Jesus davon, dass sie als Apostel kein zweites Hemd mitnehmen sollen. Diese Anweisung bedeutet im geistlichen Sinn, dass wir als Christen, wie der hl. Paulus sagt, Christus als Gewand angezogen haben. Und dieses Kleid – unser Taufkleid – sollen wir immer und überall tragen zum Zeugnis für ihn. Wir sind ja oft versucht, sozusagen schnelle das Hemd zu wechseln – je nach Umgebung, uns zu verstecken, uns anzupassen und damit wir nicht als Christen erkannt werden.

Wenn unser Leben also von der brüderlichen Liebe geprägt ist, wenn wir uns konsequent am katholischen Glauben festhalten, wenn wir Gott in allem den Vorrang geben, wenn wir uns in allen Lebenssituationen zu Christus bekennen, dann ist das schon eine machtvolle Verkündigung und Predigt des Reich Gottes.

 

Pfingsten – die Einheit in der Vielfalt

In der Apostelgeschichte schildert uns der hl. Lukas die Herabkunft des Heiligen Geistes auf die Apostel und Jünger, die mit Maria im Gebet verharrten. Der Hl. Geist bezeugte sein Wirken durch ein besonderes Wunder. Es heißt, dass die Leute aus den verschiedensten Nationen die Apostel in ihrer eigenen Muttersprache die Großtaten Gottes verkünden hörten.

Der Heilige Geist bewirkt, dass alle Menschen sich im Glauben verstehen und untereinander eins werden können. Dieses Pfingstwunder dauert eigentlich in der katholischen Kirche fort. Denn die verschiedenen Sprachen und Kulturen sind kein Hindernis, dass wir in der Kirche eine Familie Gottes sind.

Der Evangelist Lukas stellt das Pfingstfest in Jerusalem einem Ereignis gegenüber, das ganz am Anfang der Bibel im Buch Genesis steht: nämlich der Geschichte vom Turmbau zu Babel. Es heißt da: „Alle Menschen hatten die gleiche Sprache und gebrauchten die gleichen Worte.“ Sie waren eine Menschheitsfamilie. Aber sie haben ihre Einheit missbraucht. Sie sagten zueinander: „Auf, bauen wir uns eine Stadt und einen Turm mit einer Spitze bis zum Himmel …“. Das heißt, die Menschen wollten den Himmel aus eigener Kraft erreichen eine Stadt und eine Welt bauen ohne Gott. Gott sah ihre überheblichen Absichten und er verwirrte ihre Sprache, „so dass keiner mehr die Sprache des anderen versteht.“ So kam es zur babylonischen Sprachverwirrung.

Babel und Pfingsten sind nun zwei gegenläufige Bewegungen in der Menschheitsgeschichte. Der Weg Babels ist der hochmütige, anmaßende Weg der Menschen, die glauben, alles aus eigener Macht und Kraft erreichen zu können. Babel will Einheit durch Macht und Zwang erreichen und alle Menschen gleich machen. Es darf keine Unterschiede mehr geben, alle müssen gleich denken. Und jeder, der nicht mitmacht, muss bekämpft und ausgetilgt werden. Aber genau dadurch gelangen die Menschen in eine schlimme Knechtschaft, werden zu Feinden und trennen sich voneinander, keiner kann dem anderen mehr vertrauen. So sind alle totalitären Systeme entstanden. Auch heute wird wieder versucht, unter der der Fahne der „Globalisierung“ einen solchen babylonischen Turm zu errichten.

Pfingsten aber schafft Einheit in der Vielfalt, weil es den Heiligen Geist der Liebe schenkt, der die Menschen wahrhaft zusammenführt.

Pfingsten ist der Beginn der Sammlung jener, die an Christus glauben, in die Gemeinschaft der Kirche. Die katholische Kirche ist im Plan Gottes diese neu Stadt, die vom Himmel herabgekommen ist, um die Auserwählten durch den Heiligen Geist zu einer Familie Gottes zu machen.

 

Der Friede sei mit euch!

Das Evangelium des 3. Sonntags der Osterzeit (B) berichten uns über das Erscheinen des auferstandenen Herrn am ersten Tag der Woche. Die Herzen der Jünger waren durch die tragischen Ereignisse aufgewühlt. Und nun kommt der Auferstandene zu ihnen. Er macht ihnen keine Vorwürfe wegen ihres Versagens, sondern er spricht ihnen seinen göttlichen Frieden zu: „Friede sei mit euch!“ Zu den größten Geschenken, die der Herr auch uns immer neu bereiten will, gehört sein Friede. Das Evangelium zeigt uns einen Weg, wie wir den Frieden erlangen.

1.) Es heißt, dass Jesus bei verschlossener Tür zu ihnen kam. Das ist ein Bild, dass er in unser Herz kommen will. Viele Menschen unserer Tage sind sozusagen draußen in der Welt unterwegs; das heißt, der Geist, die Seele, das Herz schweifen immer in der Welt umher. Die Menschen sind geplagt von einer gewissen Unersättlichkeit: immer mehr haben, mehr wissen, mehr Vergnügen, mehr Genuss. Und doch bleiben sie unzufrieden. Der hl. Augustinus sagt: „Unruhig ist unser Herz, o Gott, bis es Ruhe findet in dir.“ Zum inneren Frieden gelangen wir, wenn wir unsere Wünsche mäßigen und uns in der Stille des Gebetes Gott zuwenden, z.B. in einer Kirche, in der Gegenwart des allerheiligsten Sakramentes. Wer im Gebet Gott in sein Herz kommen lässt, empfängt seinen Frieden.

2.) Es heißt im Evangelium: Jesus öffnete ihnen die Augen für das Verständnis der Schrift. In den Evangelien und in der Lehre des Glaubens wird uns vor allem die Erlösung und Vergebung geoffenbart, die Gott allen schenkt, die umkehren und an Jesus glauben. Das ist die Wahrheit, die uns frei macht. Und wenn wir uns gegen die Wahrheit und Liebe versündigt haben, dann erwartet uns der Herr im Bußsakrament. Dort könne wir jene Gnade erfahren, die uns den tiefen Frieden des Herzens und der Seele gewährt.

3.) Es heißt: Jesus zeigte ihnen seine Hände und Füße, die die verklärten Wunden der Kreuzigung trugen. Das heißt für uns: Das Kreuz bleibt ein Teil unseres irdischen Lebensweges. Seit Christus aber am Kreuz die Welt erlöst hat, ist das Kreuz zu einer Quelle des Segens geworden. Wenn wir uns innerlich nicht gegen das Kreuz wehren oder davor fliehen, wenn wir vereint mit Christus die Mühen des Lebens annehmen, im Glauben an den Herrn die Lasten des Lebens tragen und den Weg der Nachfolge gehen, dann wird der Herr uns seinen Frieden schenken.

Der heilige Paulus sagt: „Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in der Gemeinschaft mit Christus Jesus bewahren“ (Phil 4,7).

 

Die Wahrheit im Widerspruch

Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden. Mk 1,11

Am 4. Sonntag im Jahreskreis (B) wird uns im Evangelium berichtet, wie Jesus in Kafarnaum in der Synagoge predigte. Es heißt: „Die Menschen waren sehr betroffen von seiner Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der göttliche Vollmacht hat.“

Aber es offenbart sich noch etwas Wichtiges an dieser Stellen. Es heißt, dass ein von einem unreinen Geist besessene Mann zu schreien begann, als er Jesus sah und hörte. Und als Jesus diesem Geist befahl, den Mann zu verlassen, da verließ er ihn unter lautem Geschrei.
Wenn im Evangelium von Dämonen die Rede ist, können wir uns oft wenig darunter vorstellen. In einer anderen Bibelübersetzung wurde das Wort Dämon sehr treffen mit dem Wort „Abergeist“ übersetzt, oder man könnte auch Widerspruchsgeist sagen. Diese Dämonen als „Abergeister“ suchen mit allen Mitteln die Menschen im Geiste, im Denken, in den Vorstellungen zu beeinflussen, damit sie nicht zum wahren Glauben an Gott finden und nicht den Willen Gottes tut, sondern in der Lüge, im Schein, in der Selbsttäuschung gefangen bleiben und sich mit einem irdischen Scheinglück zufrieden geben, das letztlich ihr Verderben ist.

Aber dort, wo Jesus auftritt und die Wahrheit durch sein göttliches Wort verkündet, werden die Dämonen aufgescheucht, die sich bis jetzt verborgen gehalten haben und müssen sich durch Geschrei bemerkbar machen. Genau dieser Aufschrei der Abergeister ist aber ein Zeichen für die Wahrheit und die Vollmacht Christi. Und das geht auch in der Geschichte der Kirche so weiter. Immer wenn die Kirche mit Vollmacht die Wahrheit verkündet und gegen der vorherrschenden Zeitgeist spricht, dann machen sich diese Geister bemerkbar – heute oft durch einen sogenannten „Aufschrei“ in den Medien.

Denken wir z.B. zurück an Papst Paul VI. mit seine Enzyklika „Humane Vitae“ oder an die Reden von Papst Benedikt XVI. in Regensburg, in der er nur mit einem Satz die Wahrheit über den Islam andeutete und sagte, dass Religion mit Gewalt nicht vereinbar sei. Da ging ein Aufschrei durch die Medien, kritische Kommentare wurden verbreitet und es herrschte große Aufregung. Die „Abergeister“ haben sich gemeldet. Aber dies geschieht nicht nur im großen Stil, sondern das kann auch jeder Priester erfahren, wenn er in Treue zum Evangelium die Wahrheit verkündet.

Ein Priester hat erzählte, dass er im Zusammenhang mit diesem Sonntagsevangelium in der Predigt von der Existenz und dem Wirken des Teufels gesprochen hat. Nach einigen Tagen hat er wegen dieser Predigt einen Brief mit bösen Beschimpfungen erhalten. Das war wieder der Aufschrei eines solchen Abergeistes. Wenn heute die Verkünder des Evangeliums meist keinen Widerspruch erregen, sondern nur gut ankommen in der Welt, muss man sich auch fragen, ob die Wahrheit noch verkündet wird.

 

Mit brennenden Lampen

Wir glauben an einen Herrn, Jesus Christus … Er sitzt zur Rechten des Vaters und wird wiederkommen in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten; seiner Herrschaft wird kein Ende sein (aus dem großen Glaubensbekenntnis).

Im Evangelium des 32. Sonntags im Jahreskreis (A) ruft uns der Herr durch das Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen zur Wachsamkeit im Glauben auf. Der Herr hat verheißen, dass er am Ende der Zeit mit Macht und Herrlichkeit wiederkommen wird. Wir wissen nicht, wann das sein wird.

Für jeden von uns wird es aber diese Ankunft des Bräutigams geben, wenn wir einmal sterben. Auch hier wissen wir nicht den Tag und die Stunde. Aber wir sollen bereit sein, ihm mit brennenden Lampen entgegengehen.

Mit den 10 Jungfrauen stellt uns der Herr zwei Menschengruppen vor Augen, von denen er die einen als klug und besonnen beurteilt und die anderen als töricht und dumm.

Alle 10 haben ein gemeinsames Ziel, sie wollen den Bräutigam empfangen und an der Hochzeit teilnehmen. Es geht um die ewige Glückseligkeit des Himmels, die wir erlangen sollen. Gott hat uns die Sehnsucht nach diesem Glück ins Herz gelegt.

Aber mit der Sehnsucht allein ist es noch nicht getan. Gott will, dass wir unseren Teil dazu beitragen, damit dieses ewige Glück erlangen. Wenn er uns schon unverdienter Weise eingeladen hat, Gäste bei seiner Hochzeit zu sein, dann sollen wir uns auch entsprechend vorbereiten, um ihm mit brennenden Lampen entgegenzugehen.

Und hier zeigt sich bei uns Menschen eine unterschiedliche Verhaltensweise. Die 5 klugen Jungfrauen nehmen zu ihren Lampen reichlich Öl mit, und die törichten haben zwar ihre Lampen, aber zu wenig Öl dabei. Wenn wir dieses Bild auf unser Leben übertragen, so können wir in den Lampen ein Symbol für den Glauben sehen und im Öl die Liebe.

Jene Menschen, die vor Gott wachsam und klug sind, die kümmern sich darum dass die Lampe des Glauben immer reichlich mit dem Öl der Liebe gefüllt ist: mit der Liebe zu Gott durch ein beständiges Gebet, durch die Treue und Liebe zu seinen Geboten und zur heiligen Kirche, und dann durch die helfende und dienende Liebe, die verzeihende und barmherzige und selbstlose Liebe zu den Mitmenschen. Weil sie aus dem Glauben an Jesus viel Liebe geübt haben, haben sie auch ein erfülltes Leben, sie haben einen großen Vorrat an diesem Öl der Liebe bei sich.

Die törichten hingegen, und darin besteht auch ihre Dummheit in den Augen des Herrn, haben zwar ein gewisses Gottvertrauen, sie glauben an Gott und seine Güte und Liebe, aber sie tun fast nichts, um ihren Glauben bzw.  ihr Leben mit diesem Öl der Güte und Liebe Gottes zu füllen. Sie haben keine Beziehung zu den Sakramenten, durch die Gott uns seine Liebe schenkt. Sie versäumen es jetzt, das Gute zu tun, die verzeihende helfende Güte und Liebe gegen die Mitmenschen zu üben. Sie lassen sich nur von ihren eigenen Wünschen erfüllen von der egoistischen Eigenliebe, die am Ende doch nichts als die innere Leere zurücklassen wir.

Im Gleichnis gibt es für die törichten Jungfrauen kein „Happy End“. Nützen wir also die Zeit, damit wir dem Herrn mit brennenden Lampen entgegengehen können.

 

Im Dienst eines gütigen Herrn

Am 25. Sonntag im Jahreskreis hören wir im Evangelium das Gleichnis von den Arbeiter im Weinberg, die vom Gutsherrn zu verschiedenen Stunden des Tages zur Arbeit angeworben werden und die am Ende alle den gleichen Lohn erhalten. Mit diesem Gleichnis stellt uns Jesus die Güte Gottes vor Augen, die für uns nicht immer so einfach zu verstehen ist.

Es geht hier um das Himmelreich, den Himmel, das ewige Leben, den ewigen Lohn, den wir uns einerseits verdienen müssen, der aber zugleich ein Geschenk ist.

Zuerst zeigt sich die Güte Gottes in seiner Absicht, dass Gott alle Menschen retten will. Deshalb geht er den Menschen immer wieder nach, um sie für die Arbeit an seinem Reich zu gewinnen. Solange wir in diesem Leben sind, kann Gott bis zur letzten Stunde mit dem Ruf seiner Gnade an die Menschen herankommen.

Ein zweiter Beweis seine Güte besteht darin, dass er allen, die seiner Einladung folgen, den Lohn zuteilt, der für sie recht ist. Das Entscheidende vor Gott ist nicht die Größe unserer Leistung, was wir alles vollbringen konnten, sondern dass wir bereit waren, den Willen Gottes zu tun. Wer diesen guten Willen hat, der wird von Gott reich belohnt, auch wenn er nicht mehr viel Zeit hatte, etwas für das Reich Gottes zu tun.

Die Güte Gottes, die ganz anders ist, als wir sie uns vorstellen, sollte uns wirklich mit Freude und Dankbarkeit erfüllen.

Eigentlich hätten die Arbeiter der ersten Stunde anders reagieren müssen. Im Gleichnis könnte auch stehen: „Als die Arbeiter der ersten Stunde die Großzügigkeit und Güte des Gutsherrn sahen, freuten sie sich mit den anderen, die auch den Tageslohn erhielten und dankbar nahmen sie ihren Denar entgegen. Sie waren glücklich, im Dienst eines so gütigen Herrn zu stehen.“

Jesus hat aber das Gleichnis nicht so erzählt: Die Arbeiter der ersten Stunde begannen über die Güte des Gutsherrn zu murren. Jesus offenbart hier die Schwäche des menschlichen Herzens.

Wir tun uns schwer, uns mit dem Glück und dem Erfolg unserer Mitmenschen von Herzen mitzufreuen. Und so können wir auch nicht mehr so richtig dankbar und froh sein über den Segen und die Gnade unseres Glaubens.

Gott hat mit jedem Menschen seinen Plan, hier dürfen wir nicht miteinander vergleichen.

Das Einzige, worum wir uns sorgen sollten ist, dass wir die Einladung des Herrn nicht überhören, mit der er zu jeder Stunde des Tages an uns herantreten kann.

Schließlich werden wir auch von Herzen wünschen und dafür beten und opfern, dass jene, die jetzt noch fern sind vom Reich Gottes, wenigstens in der letzten Stunde gerufen werden und diesen Ruf beantworten können.

Denn es ist das größte Glück für uns, im Dienst unseres so gütigen Herrn und Gottes zu stehen.

 

Wer hat, dem wird gegeben

Am 15. Sonntag im Jahreskreis (A) hören wir im Evangelium das Gleichnis vom Sämann. Jesus erzählt der Volksmenge, die zu ihm gekommen war, von den Samenkörnern, die  beim Säen auf verschieden Arten von Boden fallen: auf den Weg, auf felsigem Boden, unter die Dornen und schließlich auf gutes Erdreich. Er hat das Gleichnis zwar allen Menschen erzählt, aber den tieferen Sinn und die Bedeutung dieses Gleichnisses erklärt er nur seinen Jüngern mit der für uns sonderbar klingenden Begründung: „Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Himmelreiches zu erkennen, ihnen ist es aber nicht gegeben. Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch genommen, was er hat“ (Mt 13,11-12).

Es scheint also, dass im Reich Gottes dieselben Gesetze gelten wie in der Welt. Denn in dieser Welt kann man immer wieder beobachten, dass die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden. Sollte das im Reich Gottes nicht anders sein?

Aber wir können uns fragen: Warum werden die Reichen in dieser Welt immer reicher? Sie werden hauptsächlich deshalb reicher, weil sie all ihre Kräfte, Fähigkeiten und Talente einsetzen um Geld und Besitz zu erwerben, weil sie ihr ganzes Herz und ihre Liebe an den Reichtum hängen und weil ihnen jedes Mittel recht ist, um mehr zu erwerben. Darum bekommen sie auch immer mehr.

Hier müssen wir aber einsehen, dass es im Reich Gottes im Prinzip nicht anders ist. Natürlich ist nicht der Mammon der höchst Wert im Reich Gottes, sondern Gott selbst ist das höchste Gut. Und es ist klar, wer die Liebe zu Gott hat, wer mit all seinen Kräften sucht, Gott zu dienen, der wird natürlich einen großen Lohn erhalten, er wird immer mehr erfüllt werden vom Reichtum der Gnade Gottes, er wird immer tiefere Einsicht in die Herrlichkeit Gottes erlangen. Wer die Liebe zu Gott und den Menschen hat, dem wird immer noch mehr gegeben.

Wer aber die Liebe zu Gott nicht hat, wer sich mit einem harten Herzen Gott gegenüber verschließt, wer sich durch seine Sünden von Gott abwendet, wer so ist wie der felsige Boden, von dem Jesus im Gleichnis spricht, der wird mit der Zeit auch noch die letzen guten Samenkörner der Einsicht, das letzte Licht, das ihn aus der Dunkelheit noch zur Umkehr führen könnte, verlieren.

Alles, was ihm über Gott und sein Reich, über Christus und die Kirche gesagt wird, das bleibt für ihn rätselhaft. Er wird sich zwar einbilden, etwas vom Glauben zu verstehen, aber es ist für ihn, so wie Jesus sagt: „Sie sehen und sehen doch nicht, sie hören und hören doch nicht. Ihr Herz kommt nicht zur Einsicht und sie bekehren sich nicht.“

Uns als Jünger Christi ist es gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu kennen, weil wir Christus lieben.

 

Mit den Heiligen Geist getauft

Unser Christsein ist ein Leben aus dem Heiligen Geist. Jesus hat vor seine Himmelfahrt noch ganz praktische Anweisungen gegeben, in welcher Weise sie den Heiligen Geist erwarten sollten. „Geht nicht weg von Jerusalem, sondern wartet auf die Verheißung des Vaters, die ihr von mir vernommen habt. … ihr aber werdet schon in wenigen Tagen mit dem Heiligen Geist getauft“ (Apg 1,4f).

1.) Zuerst sagt er: „Geht nicht weg von Jerusalem.“ Das hat eine tiefere Bedeutung: Jerusalem ist ja der Ort, an dem Christus unsere Erlösung durch seine Hingabe am Kreuz erwirkt hat. Darum sollte Jerusalem auch der Ort sein, an dem der Heilige Geist kommt. Auf unser Leben übertragen bedeutet dies, dass wir dort, wo unser Kreuz im Leben steht, auch den Heiligen Geist empfangen werden. Eines der Zeichen unserer Zeit ist es, dass heute so viele Menschen irgendwie auf der Flucht vor dem Kreuz sind: auf der Flucht vor ihrer Verantwortung, vor ihren Pflichten und Bindungen, vor dem eigenen Leben und seinen Belastungen. Aber wer von dem Ort davonläuft, an dem das Kreuz des Herrn in seinem Leben steht, der wird auch die Kraft von oben nicht empfangen. Darum sagt der Herr: Bleibt in Jerusalem.

2.) Es heißt weiter: „Wartet auf die Verheißung des Vaters.“ Die Apostel sollten also in aller Geduld auf die Ankunft des Heiligen Geistes warten. Mit einer unruhigen Ungeduld bringt man in den Dingen Gottes nichts voran. Das ist auch eine Mentalität unserer Zeit: dieses „Nicht-Warten-Können“. Man muss alles, was man sich wünscht, sofort haben. Man kann z.B. nicht warten mit dem Zusammenleben bis zur Ehe, oder man wird ungeduldig mit den Mitmenschen, weil sie nicht so sind, wie wir sie haben möchten. Das geduldige Ausharren, ist aber die beste Vorbereitung auf den Heiligen Geist, ja die Geduld ist schon eine Kraft von oben. Es ist auch interessant: Jesus hat zu den Aposteln gesagt: Ihre werdet „schon in wenigen Tagen mit dem Heiligen Geist getauft.“ Wir würden uns unter „wenigen Tagen“ vielleicht drei, vier Tage vorstellen. Es waren aber 10 Tage. Mit der Zahl 10 ist die Fülle der Zeit gemeint, die Stunde Gottes.

3.) Jesus verheißt den Aposteln, dass sie mit dem Heiligen Geist getauft werden. Er macht ihnen bewusst, dass sie den Heiligen Geist als ein Geschenk empfangen. Nicht sie selber müssen etwas tun und leisten, sondern Gott wird etwas an ihnen tun, sie eintauchen in den Heiligen Geist. Wir sind heute ganz stark in Versuchung, unser Leben und den Wert unseres Menschseins ganz auf eigene Leistung aufzubauen. Nur was wir selber gemacht haben, zählt, und der Mensch wird nur nach seiner Leistung beurteilt. Aber die entscheidenden Dinge im Leben sind immer ein Geschenk, eine Gnade. Aber die Gnade Gottes will uns dazu bewegen, dass wir mit ihr mitwirken. Der Heilige Geist als ein Geschenk Gottes will uns dazu bewegen, so zu denken, so zu handeln und zu lieben, wie Jesus Christus es getan hat.

 

Er hat meine Augen geöffnet

Am 4. Fastensonntag (A) hören wir im Evangelium von der Heilung des Blindgeborenen. Diese Begebenheit ist ein Bild für unsere Taufe. Sie war am Anfang unseres Lebens ein unverdientes Geschenk. Der Herr hat uns die Augen des Glaubens geöffnet. Aber unser Getauftsein ist nun ein Glaubensweg, an dessen Ziel wir einmal Christus von Angesicht zu Angesicht sehen werden. Einige wichtige Aspekte dieses Glaubensweges werden uns in der Heilung des Blindgeborenen gezeigt.

1.) Der Glaube ist Gnade: Der Blinde hatte gar nicht darum gebeten, dass Jesus ihn heile. Jesus handelt souverän, aus eigenem Antrieb. Wir können den Glauben nicht selber machen, er wird uns von Gott gegeben. Das hat Jesus einmal sehr deutlich ausgesprochen. Als Petrus das Bekenntnis ablegte: „Du bist der Messias, der Sohn des Lebendigen Gottes“, da sagte Jesus zu ihm: „Nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel“ (Mt 16,17). Glauben zu können ist also eine Gnade; aber wir müssen mit ihr mitwirken, damit der Glaube stark wird und sich entfaltet.

2.) Der Glaube wächst durch Gehorsam: Der Verlauf der Geschichte zeigt uns, dass der Blindgeborene auch selber etwas zu seiner Heilung tun muss. Jesus gibt ihm den Auftrag, sich im Teich Schiloach zu waschen. Er muss sozusagen im „blinden Gehorsam“ zum Teich gehen und sich waschen, aber dieser Gehorsam öffnet ihm die Augen. Das ist für uns nicht anders. Erst wenn wir im Gehorsam das tun, was Jesus uns aufgetragen hat, uns an seine Gebote halten, werden uns die Augen des Glaubens geöffnet.

3.) Der Glaube wächst durch das Bekenntnis: Zuerst weiß der Blindgeborene gar nicht recht, wie und von wem er geheilt worden ist. Je öfter er aber seine Geschichte erzählt, desto klarer wird ihm, wer ihm die Augen geöffnet hat. Und je mutiger er das ausspricht, desto heller und entschiedener wird sein Glaube an Jesus. Das ist auch für uns so. Wenn wir unseren katholischen Glauben immer bekennen, so wird er gestärkt.

4.) Der Glaube wächst im Leiden. Das Evangelium berichtet uns, dass der Geheilte stark angefeindet, ja schließlich hinausgeworfen wurde. Dieser Widerstand gegen seinen Glauben entmutigt ihn nicht. Schließlich darf er Jesus wirklich begegnen und sehen und er fällt vor ihm nieder, um ihm zu danken. Wer also an Christus glaubt, muss mit Widerstand und Leiden rechnen. Wenn wir aber in allen Leiden und Bedrängnissen im Glauben durchhalten, dann werden wir  am Ende Jesus, unseren Herrn von Angesicht zu Angesicht sehen.

Der hl. Petrus fasst die Gedanken des Evangeliums schön zusammen:  „Deshalb seid ihr voll Freude, obwohl ihr jetzt vielleicht kurze Zeit unter mancherlei Prüfungen leiden müsst. Dadurch soll sich euer Glaube bewähren und es wird sich zeigen, dass er wertvoller ist als Gold, das im Feuer geprüft wurde und doch vergänglich ist. So wird eurem Glauben Lob, Herrlichkeit und Ehre zuteil bei der Offenbarung Jesu Christi“
(1.Petr 1,6f).

 

Kinder des Vaters im Himmel sein

In den Evangelien der Sonntagen im Februar hören wir wichtige Abschnitte aus der Bergpredigt Jesu. Jesus legt uns darin die Gebote, Weisungen und Prinzipien vor, an die wir uns als seine Jünger halten sollen, damit wir wahrhaft Kinder unseres Vaters im Himmel werden (vgl. Mt 5,45).

Eines der Gebote, das für uns menschlich gesehen am schwersten zu verstehen ist, ist das Gebot des Verzichtes auf Rache und der Feindesliebe. Wenn Jesus sagt: „Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin“, oder „Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen“, dann werden wir dem vielleicht theoretisch zustimmen, aber wenn es konkret wird, werden wir vielleicht auch so denken, wie es in der folgenden Begebenheit geschildert wird.

In den 60-er Jahren war der sowjetischen Regierungschefs Nikita Chruschtschow in Frankreich zu Besuch und man hat ihm auch die Kathedrale von Reims gezeigt. Nach der Führung hat er zu dem Prälaten, der ihn begleitet hat, gesagt: „Eigentlich stimme ich mit allem überein, was euer Christus gelehrt hat. Ein Mann mit sozialen Ideen. Ein Mann, der für die Revolution war. Wirklich, euer Christus imponiert mir.“ Aber nach einer Weile machte er doch die bemerkenswerte Einschränkung: „Nur eines verstehe ich nicht an eurem Christus; wenn er sagt: Haut dich einer auf die linke Backe, reich ihm auch die rechte! – Nein, wenn mich einer schlägt, dann mache ich ihn einen Kopf kürzer.“ Er hat genau das ausgesprochen, was in der Welt üblich ist. Hier geht es nicht bloß „Aug um Auge, Zahn um Zahn“, das wäre ja noch gerecht, sonder für eine Ohrfeige macht man den anderen gleich um einen Kopf kürzer.

Aber was ist nun mit dieser anderen Wange gemeint?
Es geht hier ganz offensichtlich um die persönlichen Beleidigungen und Verletzungen, die uns in verschiedenster Weise treffen können.

In solchen Situationen sind wir zwar manchmal nach außen hin fähig, ein Unrecht oder eine Beleidigung zu ertragen – um des Lieben Friedens willen. Aber innerlich haben wir diesen Schlag noch lange nicht überwunden. Wir sind versucht, ganz heftige Gedanken des Zornes, des Hasses, der Rache mit uns herumzutragen, ja vielleicht sogar ein Leben lang, weil wir das Unrecht nicht verzeihen können.

Wenn Jesus hier sagt, wir sollen auch die andere Wange hinhalten, so könnten wir darunter die Gesichtsseite des inneren Menschen verstehen.

Jesus wollte, dass wir jeden Hass auf die Menschen, jeden Gedanken der Rache in der Tiefe unserer Seele von Grund auf überwinden durch das Vergeben und Verzeihen, so wie er es getan hat. Das ist aber nur möglich mit seiner Gnade und in seinem Geist.