Warum lässt Gott das zu?

Die Frage: „Warum lässt Gott das zu?“ kann uns schnell in den Sinn kommen, wenn wir die Ungerechtigkeiten sehen, unter denen oft unschuldigeMenschen, vor allem Kinder, zu leiden haben. Es ist furchtbar, was Menschen einander an Bosheit und Leiden zufügen können; aber auch die Leiden, die aus Krankheiten, Unglücksfällen und Katastrophen kommen, machen uns zu schaffen. Gott lässt so vieles zu und verhindert es nicht.
Warum ist das so, wenn Gott doch die Liebe ist? Die Antwort ist nicht einfach zu geben, denn wenn wir Gottes Ratschlüsse und Pläne so leicht verstehen könnten, dann wäre er nicht mehr Gott.

Der Philosoph Robert Spaemann erzählte einmal ein Gleichnis, das Licht auf diese Fragen wirft. Da ist ein Maler mit unendlichen Fähigkeiten. Der malt ein phantastisches Bild und alle staunen. Dann kommt ein Feind und wirft Farbe auf das Bild. Alle sagen, es sei endgültig zerstört. Der Maler aber sagt: „Hmm, das ist gut…“ und malt das Bild noch schöner, indem er die Farbkleckse des Feindes mit einbezieht. Dieser wird böse und wiederholt seinen Anschlag. Wieder bezieht der Maler die Farbe ein, und das Bild wird immer schöner. Das wiederholt sich so oft, bis der Feind aufgibt.

Der Maler hat den Feind nicht gemacht, nicht gewollt und vor allem nicht gebraucht. Er hätte das Bild auch ohne ihn genau so schön malen können. Seine Größe zeigte sich aber darin, das er den Schaden, der angerichtet wird, in etwas Gutes verwandeln kann.

Es bleibt aus unserer Sicht trotzdem schwierig, die Zulassungen und Ratschlüsse Gottes zu begreifen. Aber hier ist der Blick auf das Kreuzesleiden des Herrn unsere Hilfe. Er hat all das Böse dieser Welt ertragen, um es für uns zum Segen zu machen.

Getragen vom Gebet – Vision von Nikolaus von Kues

Kardinal Nikolaus von Kues (1401-1464), ein großer Gelehrter und Philosoph der Kirche, berichtet in seinen Schriften auch von einer Vision, die er hatte, und die er überschrieb mit den Worten: „Die Welt von innen her bewegen.“

Er sah in einer Vision eine uralte Kirche, die ganz gefüllt war mit Ordensschwestern, die in dieser Kirche beteten. Noch nie hatte er Menschen so intensiv beten gesehen wie diese Schwestern. Sie knieten aber nicht beim Gebet, sondern sie standen aufrecht und hatten ihre Hände nach oben ausgestreckt. Dann sah er das Unglaubliche. Auf ihren schwachen Händen, die sie erhoben hatten, trugen sie Männer und Frauen, Kaiser und Könige, Städte und Länder. Manchmal schlossen sich mehrere Händepaare zusammen, um eine Stadt zu tragen, wieder eine ganze Reihe von Händen trug ein ganzes Land. Nikolaus sah auf den Händen einer ganz schalen, jungen, kindhaft aussehenden Schwester den Papst. Er sah, wie sie an ihrer Last zwar schwer trugen, aber ihr Gesicht war vom Glanz der Freude überstrahlt. Der Kardinal sah das alles mit großen erschrockenen Augen.

Da sagte Livia (sie führte ihn durch diese Vision) zum ihm: “Da siehst du nun, wie die Menschen von einander getragen und gestützt werden, dass sie durchhalten und nicht zerbrechen, dass sie den Weg nicht verlieren, da sie nie aufgehört haben, den Herrn zu lieben.”

Dann führte Livia den Kardinal in die Krypta der Kirche, die von einer Luft mit eisiger Kälte erfüllt war. Da sagte Livia zum Kardinal: “So werden auch die noch gehalten, die aufgehört haben zu lieben. Zuweilen geschieht es, dass sie wieder warm werden an der Glut der Herzen, die sich verzehren. Das vergesst ihr oft, ihr Tätigen, ihr Fleißigen, die ihr die Welt bewegt, dass Gott nicht aufgehört hat, sie von innen zu bewegen. Auch dazu erwählt er Menschen, aber schweigende, hingeopferte, die gewissermaßen an das Kreuz seines Sohnes geschlagen werden.”

Gerade jene also, die oft im Verborgenen beten und opfern, sie sind es, die viele andere mittragen zu ihrem Heil, sie sind wie die Säulen, die das Mittelschiff der Kirche tragen.

Vergesslichkeit – der Heilige Geist wir euch an alles erinnern

Vergesslichkeit ist eine menschliche Schwäche, die ihre Vor- und Nachteile hat. Es ist gut, dass wir im Sinne des hl. Paulus vieles Negative vergessen, das hinter uns liegt und uns nach dem ausstrecken, was vor uns liegt. Aber es kann peinlich und ärgerlich sein, wenn wir wichtige Dinge oder Termine vergessen. Das ist auch für Priester nicht immer ganz einfach. Hier braucht es oft gegenseitige Nachsicht und Hilfe, damit man diese Schwäche überwinden kann.

Ein pensionierter Pfarrer erzählte einmal: Nach der Messe kam eine Frau in die Sakristei und sagte, er hätte den Schlusssegen vergessen. Die Leute wären noch da und würden darauf warten, dass er ihn nachhole. Er ging sofort in die Kirche zurück und gab den Schlusssegen. Es war ihm sehr peinlich.

Auf der anderen Seite fand er es rührend, dass sie nicht ungesegnet gehen wollten. Tröstlich war es für ihn allerdings, als er anschließend erfuhr, dass die Leute in zwei Lager gespalten waren. Die einen hatten behauptet, er hätte den Segen doch gespendet, die anderen, er hätte ihn vergessen.

So sitzen wir mit unseren alltäglichen Vergesslichkeiten alle im selben Boot. Aber das ist nicht das Schlimmste, wenn wir nur Gott und seine Gebote nicht vergessen. Denn hier geht es um unser ewiges Heil. Aber all jenen, die an Jesus Christus glauben, hat er den Heiligen Geist verheißen. Er wird uns an alles erinnern, was Jesus uns gesagt und gelehrt hat. Das ist unser großer Trost.

Sie sind ein guter Mensch! – Über die Macht des guten und bösen Wortes

Pfarrer Urs Keusch aus der Schweiz berichtete einmal von einem Gespräch mit einem alten, einsamen Mann. dem er jeden Monat am Herz-Jesu-Freitag die hl. Kommunion brachte. Ihm war das Bild einer Frau aufgefallen, das auf einem Kasten stand und manchmal mit ein Blümlein geschmückt war.

Einmal fragte der Pfarrer ihn: “Ist das Ihre Mutter?“ – “Nein“, sagte er, “von meiner Mutter habe ich kein Bild.“ Nach einer Weile erzählte er: “Das ist das Bild einer Frau, der ich während ein paar Jahren jeden Herbst das Holz gemacht habe, gesägt, gespalten und in den Schopf getragen. Das letzte Mal, bevor sie starb – ich sehe sie noch heute vor mir, als wär‘ es gestern gewesen – gab sie mir zum Abschied ein Stück Kuchen, schaute mir in die Augen und sagte zu mir: ,Sie sind ein guter Mensch!‘

Ich lief zu meinem Fahrrad, ich war wie benommen. ,Sie sind ein guter Mensch!‘, das hat sie mir gesagt, ,Sie sind ein guter Mensch!‘ Mein ganzes Leben lang bin ich mit meinem Fahrrad nie mehr so leicht den Berg hinaufgefahren wie damals. Es war mir, als bliese aller Wind der Welt in meinen Rücken. Immer hörte ich diese Worte: ,Sie sind ein guter Mensch!‘

Wissen Sie, so etwas hat mir sonst den ganzen Lebtag niemand gesagt, im Gegenteil. Immer hieß es zu Hause, als ich noch ein Kind war, aber auch später: ,Aus Dir wird nie etwas!‘ Und so war es dann auch, obwohl ich meinen Eltern das Gegenteil beweisen wollte. Es ist mir alles daneben gegangen, ich hatte nie Glück. Alles endete irgendwie in einer Katastrophe. Heute bin ich, wie Sie sehen, ein gebrochener Mann, ich lebe einsam und manchmal auch gottverlassen. Manchmal frage ich mich, wozu noch leben? Wenn mir manchmal die Erinnerungen an mein kaputtes Leben hochkommen, dann schaue ich mir das Bild dieser Frau an. Dann ist mir manchmal, als sage sie auch heute zu mir: ,Sie sind ein guter Mensch!‘ Dann spüre ich in mir wieder so eine Freude, und dann mag ich wieder leben.

Sie glauben es vielleicht nicht, aber es ist so: Diese Frau hat mich am Leben gehalten bis heute. Ich hätte mich schon mehr als einmal am liebsten umgebracht. Aber dieses Wort dieser Frau lässt es mich nicht tun. Und manchmal denke ich mir: Vielleicht bin ich doch nicht so schlecht. Vielleicht hat auch der Himmel ein wenig Erbarmen mit mir.“

Im Anfang vieler tragischer Lebensgeschichten steht oft ein böses, ein herzloses, ein unbeherrschtes, ein niederreißendes Wort: “Aus Dir wird nie etwas! Du taugst zu nichts!“ Und dieses Wort wird Fleisch. Es drängt zu seiner Verwirklichung. Als aber Christus getauft wurde, sprach sein Vater voll Liebe über Sein Kind: “Das ist mein vielgeliebter Sohn“ (Mt 3,17). Das ist das erlösende Wort der Liebe, das wir für unsere Kinder im Herzen haben sollten – aber auch für jeden Menschen.

Ein Gotteskind werden

Jesus hat einmal gesagt:
„Amen, das sage ich euch: Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen“ Mt 18,3. Was bedeutet dies, ein Kind vor Gott zu werden?

Das Wichtigste für die Kindschaft ist das Vertrauen in unseren himmlischen Vater. Ein kleines Kind macht sich keine Sorgen darum, was die Eltern mit ihm machen werden. So will auch Gott, dass wir uns einfach ihm überlassen. Er wird für uns sorgen.

Das Zweite ist: Die Kinder erwarten sich alles von den Eltern. Und so dürfen wir von Gott das Größte erwarten. Der Philosoph Ferdinand Ebner hat einmal gesagt:
„Wir lassen die kleinen Kinder vor dem Einschlafen beten: Liebes Christkind, mach‘ mich fromm, dass ich in den Himmel komm‘. Ja, können wir Erwachsene in anderem Sinne und um etwas anderes beten?“

Der Zustand der Seelen im Reinigungsort

Der Gedenktag Allerseelen und der Monat November laden uns ein, besonders für die Verstorbenen zu beten oder für sie einen Ablass zu gewinnen. Durch die geoffenbarte Lehre unseres Glaubens wissen wir, was mit unseren Verstorbenen geschieht, die noch nicht vollkommen heilig waren bei ihrem Sterben. Sie sind zwar gerettet, aber dürfen durch Gottes Gnade noch eine Läuterung erfahren, die ihre Seele vollkommen zur Liebesvereinigung mit Gott fähig macht. Und das ist das Fegefeuer. Was erleiden die Seelen in dieser Reinigung?

Von der heiligen Katharina von Genua (geb. 1447, gest. 1510) ist uns ein „Traktat über den Reinigungsort – das Fegefeuer“ überliefert, in dem sie uns den inneren Zustand der „Armen Seelen“ schildert. Katharina lebet in einer sehr unglücklichen Ehe, aber das Leid, das sie erfuhr, hat sie zu einer radikalen Bekehrung zu Gott hingeführt. In ihren schweren Läuterungsleiden erkannte sie klar, dass dieses, ihr irdisches Fegfeuer, im Wesen identisch sei mit dem jenseitigen. Ihre Schilderung des Zustandes der Armen Seelen geht also nicht auf Erscheinungen von Armen Seelen zurück, sondern auf ihre eigene, mystische Erfahrung.

Es gibt viele Theologen, die den Traktat als das Tiefste ansehen, was je über den Reinigungsort geschrieben worden ist. Der hl. Franz von Sales hat ihn außerordentlich geschätzt. Er hat die Lehre der hl. Katharina treffend zusammengefasst. Er sagt:

„Der Gedanke an das Fegfeuer ist weit mehr geeignet, uns Trost als Furcht einzuflößen. Sind auch wirklich die Peinen des Reinigungsortes so groß, daß die äußersten Schmerzen dieses Lebens nicht damit verglichen werden können, so sind doch auch die innerlichen Wonnen dort so wunderbar, daß keine Glückseligkeit und Lust dieser Erde ihnen gleichkommt.

Denn:
1. die Seelen sind in beständiger Vereinigung mit Gott;
2. sie haben sich dort seinem heiligen Willen vollkommen unterworfen; ihr Wille ist so innig in den Willen Gottes umgebildet, dass sie nur wollen, was Gott will, so dass sie, wenn auch die Pforten des Himmels ihnen offen stünden, es nicht wagen würden, vor Gott zu erscheinen, solange sie noch Spuren der Sünde in sich wahrnehmen;
3. sie reinigen sich dort freiwillig und in Liebe, nur um Gott zu gefallen;
4. sie wollen dort auf die Weise sein, wie es Gott gefällt und solange es ihm gefällt;
5. sie können nicht mehr sündigen; sie haben auch nicht die geringste Regung der Ungeduld und begehen nicht den mindesten Fehler;
6. sie lieben Gott über alles, mit vollendeter, reiner und uneigennütziger Liebe;
7. sie werden dort von den Engeln getröstet;
8. sie sind ihres Heiles gewiss und in einer Hoffnung, die nimmermehr in ihrer Erwartung zu Schanden wird;
9. ihre bitterste Bitterkeit ist im tiefsten Frieden.
10. Wenn dieser Ort hinsichtlich des Schmerzes auch eine Hölle ist, so ist er doch auch ein Paradies hinsichtlich der Lieblichkeit, welche die Liebe Gottes in ihr Herz ergießt: eine Liebe, die stärker ist als der Tod und mächtiger als die Hölle;
11. dieser Stand ist mehr zu ersehnen als zu fürchten, denn die Flammen dort sind Flammen heiliger Sehnsucht und Liebe;
12. sie sind aber dennoch furchtbar, weil sie unsere Vollendung verzögern, die darin besteht, Gott zu schauen und zu lieben und durch diese Anschauung und Liebe ihn in der ganzen, unermesslichen
Ewigkeit zu loben und zu verherrlichen.“

Lässliche Sünden sind wie die Spinnen

Mit einem treffenden Beispiel beschreibt der hl. Franz von Sales die Wirkung der lässlichen Sünde.

Die Spinnen töten nicht die Bienen, wohl aber verderben sie den Honig. Wenn sie im Bienenstock bleiben, dann überziehen sie die Waben mit ihrem Gewebe, und die Bienen können nicht mehr arbeiten. So tötet auch die lässliche Sünde nicht das Leben der Seele, sie verdirbt aber die Frömmigkeit und behindert die Seelenkräfte so sehr durch schlechte Gewohnheiten und Neigungen, dass die frische Tatbereitschaft, darin die Frömmigkeit besteht, lahmgelegt ist; dies allerdings nur, wenn die lässliche Sünde durch die Anhänglichkeit dauernd im Herzen wohnt.

Es hat nicht viel zu bedeuten, wenn einem eine kleine Lüge unterlaufen ist oder wenn man einen kleinen Fehler in Worten, Handlungen, Blicken, in Kleidung, Schmuck, Spiel oder Tanz begangen hat, – vorausgesetzt, dass wir die Spinnen des Geistes sofort nach ihrem Eindringen aus dem Herzen verjagen und entfernen, wie es die Bienen mit den Spinnen machen.

Denn gestatten wir ihnen, in unserem Herzen festen Fuß zu fassen, ja halten wir sie freiwillig fest und nähren sie, dann werden wir bald unseren Honig verdorben, unser Gewissen verpestet und zerstört.

Priestertum – die Liebe des Herzens Jesu

An 19. Juni 2009, dem Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu, hat der Heilige Vater aus Anlass des 150. Todestages des hl. Pfarrers von Ars, ein „Jahr der Priester“ eröffnet. Er will damit den Gläubigen und den Priestern selbst das Geschenk des Priestertums für die Kirche erneut bewusst machen und alle einladen, für die Priester zu beten. Der hl. Pfarrer von Ars hat seinen Priesterdienst mit außergewöhnlicher Heiligkeit erfüllt, darum wurde er zum Patron der Priester erhoben. Er hat einmal in einer Predigt kurz erklärt, was der Priester ist. Seine Gedanken können uns helfen, das Priestertum im rechten Lichte zu sehen. Er sagt:

Was ist der Priester? Ein Mensch, der Gottes Stelle vertritt; ein Mensch, der mit der Macht Gottes ausgestattet ist. „Geht hin“, sagt unser Herr zu den Priestern, „wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Alle Macht ist mir gegeben im Himmel wie auf Erden. Geht hin und lehret alle Völker! Wer euch hört, hört mich, wer euch verachtet, verachtet mich.“

Wenn der Priester Sünden vergibt, sagt er nicht: „Gott vergibt dir.“ Er sagt: „Ich spreche dich los.“
Der heilige Bernhard betont, dass uns alles durch Maria zuteil wurde. Ebenso kann man sagen, dass alles uns durch den Priester zuteil wird: ja, alles Glück, alle Gnaden, alle himmlischen Gaben.
Wenn es nicht das Sakrament der Priesterweihe gäbe, hätten wir Gott unseren Herrn nicht bei uns. Wer hat ihn dort in diesen Tabernakel getan? Es war der Priester. Wer hat euere Seele ins Leben eingeführt? Der Priester. Wer gibt ihr Nahrung, damit sie Kraft für ihre Pilgerschaft hat? Der Priester. Wer wird sie vorbereiten, vor Gott zu erscheinen, indem er sie zum letztenmal im Blute Christi reinigt? Der Priester, immer der Priester … Ihr könnt euch an keine einzige wahre Hilfe Gottes erinnern, ohne dabei dem Bild des Priesters zu begegnen.

Geht ihr bei der heiligen Jungfrau zur Beichte oder bei einem Engel? Geben sie euch die Lossprechung? Nein. Reichen sie euch den Leib und das Blut eures Herrn? Nein. Die heilige Jungfrau kann ihren göttlichen Sohn nicht in die Hostie herabsteigen lassen. Und hättest du zweihundert Engel an deiner Seite, sie könnten deine Sünden nicht von dir nehmen. Ein Priester und sei er noch so schlicht und einfach vermag es. Er kann dir sagen: „Ich spreche dich los von deinen Sünden. Gehe hin in Frieden!“
Wenn man die Religion zerstören will, greift man zuerst den Priester an. Denn wo es keinen Priester mehr gibt, gibt es kein heiliges Opfer mehr, und wo es kein heiliges Opfer mehr gibt, stirbt die Religion.
Was ist es doch Großes um einen Priester! Ohne ihn ist Gottes Wohlwollen für uns so nutzlos wie ein Haus voll Gold, wenn es niemand gibt, der es für uns öffnen kann. Ohne den Priester würden Leiden und Tod unseres Herrn für uns verloren sein.

Das Priestertum ist die Liebe des Herzens Jesu. Wenn ihr einen Priester seht, denkt an unseren Herrn Jesus Christus!

Quelle: Vgl. Ausgewählte Gedanken des heiligen Pfarrers von Ars, zusammengestellt von Janine Frossard, Johannes-Verlag Leutersdorf, vierte Auflage 1987, Seite 64-65

Glauben an Gott, den Schöpfer des Himmels und der Erde

EvolutionVor 150 Jahren veröffentlichte Charles Darwin sein Buch über die Entstehung der Arten. Damit war die sogenannte „Evolutionstheorie“ geboren. Aus diesem Anlass wird 2009 ein „Darwin-Jahr“ begangen. Von vielen Medien und Wissenschaftern wird Darwins Evolutionstheorie heute noch hochgejubelt, und seit 150 Jahren wird sie dazu benützt, den katholischen Glauben an Gott als den Schöpfer dieser Welt und an die von Gott gegebene Stellung des Menschen anzugreifen. So konnte man vor kurzem in einer großen deutschen Zeitung lesen:

„Tatsächlich revolutionierte Charles Robert Darwin mit seiner Theorie von der Veränderlichkeit der Arten durch natürliche Auslese unser Weltbild. Wohl kaum ein anderer hat unser Verständnis vom Leben und von der Stellung des Menschen so weitreichend beeinflußt wie dieser Mann … Seit Darwin müssen wir nicht länger glauben, daß ein allmächtiger Gott das Leben auf der Welt erschaffen hat … In der Konsequenz ist auch der Mensch ein – zugegeben ziemlich außergewöhnlicher – Affe („Die Welt-online“ v. 2.1.09).

Bei genauerer Prüfung der Fakten muss man aber feststellen, dass diese Evolutionstheorie, wenn es um die Entstehung des Lebens und der verschiedenen Arten der Lebewesen geht, durch keinen einzigen naturwissenschaftlichen Beweis belegt ist. Mit dem Zufall (alles hat sich nur zufällig entwickelt), mit Selektion (Auslese – der Stärkere setzt sich durch), mit Mutation (zufällige Veränderung des Organismus) lässt sich überhaupt nichts schlüssig erklären. Je mehr aber die Forschung bis in die kleinsten Strukturen und Bausteine des Lebens eindringt, umso mehr offenbart sich in allen Lebewesen ein zielgerichteter, intelligenter Plan, der uns auf Gott als den Schöpfer verweist.

Augustinus: Wenn die Gerechtigkeit beseitigt wird

Der heilige Augustinus (354-430) hat von 413 bis 424 (einer Zeit in der schon schwere Erschütterungen und Krisen spürbar waren, die den Zerfall des großen römischen Reiches ankündigten) eine umfangreiche Abhandlung verfasst mit dem Titel: „Der Gottesstaat“. Darin beschreibt er das Verhältnis der irdischen Staaten und Reiche zum „Gottesstaat“ d.h. zum Reich Gottes und der Kirche, durch die Gott seine Herrschaft in der Welt begonnen hat.

Der Gottesstaat zeigt sich darin, dass die Menschen nach den Geboten Gottes und im Glauben an Christus zu leben suchen. Der irdische Staat ist zwar eine gottgewollte zeitliche Ordnungsmacht – die staatliche Autorität und Macht ist ja auch von Gott gegeben. Aber die staatliche Macht kann auch missbraucht werden. Der Staat kann zu einem von widergöttlichen Kräften beherrschten Reich des Bösen werden, wenn er Gesetze erlässt, die sich gegen die Gebote Gottes richten. Gerade heute, wenn durch staatliche Gesetzgebung z.B. die große Ungerechtigkeit des Tötens von ungeborenen Kindern erlaubt und die Familie zerstört wird, die Bürger immer mehr versklavt werden, dann müssten wir uns auf das folgende besinnen, das der hl. Augustinus gesagt hat. Er schreibt:

„Wenn die Gerechtigkeit beseitigt worden ist – was sind dann Staaten anderes als große Räuberbanden? Denn was sind Räuberbanden anderes als kleine Staaten? Auch eine Räuberbande ist eine Gruppe von Menschen. Sie wird durch den Befehl eines Anführers gelenkt und durch einen Gesellschaftsvertrag zusammengebunden, und das Erbeutete teilt man nach fester Vereinbarung unter sich auf. Wenn zu diesem üblen Gebilde immer mehr verkommene Menschen hinzukommen, und es so ins Große wächst, so dass es Regionen besetzt, Wohnorte gründet, Städte erobert und Völker niederwirft, dann nimmt dieses Gebilde ohne weiteres den Namen „Staat” an, der diesem Gebilde nunmehr öffentlich gegeben wird. Aber damit ist nicht die Habgier dieser Räuberbande erloschen, sondern sie hat erreicht, dass man sie für ihre Habgier nicht mehr bestrafen kann.

Durchaus geistvoll und der Wahrheit entsprechend war deshalb die Antwort, die einst ein aufgegriffener Seeräuber Alexander dem Großen gab. [Alexander der Große 356 – 323 vor Christus hat durch Eroberungsfeldzüge ein riesiges Reich errichtet, das das heutige Griechenland, die Türkei, Irak und Iran umfasste.]

Denn als der König den Mann fragte, was ihm einfalle, das Meer unsicher zu machen, antwortete der mit freimütigem Trotz: „Eben das, was dir einfällt: den Erdkreis unsicher zu machen. Aber weil ich es mit einem kleinen Schiff tue, werde ich Räuber genannt, du hingegen, weil du es mit einer großen Flotte tust, Imperator [Herrscher]”.