Die Liebe schuldet ihr einander immer

Das Weihnachtsevangelium, das wir Jahr für Jahr hören, birgt einen interessanten Umstand in sich, der uns helfen kann, das Geheimnis der Menschwerdung des Gottessohnes tiefer zu verstehen.

Es heißt: “In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen.”

Der heilige Kirchenvater Ambrosius hat in seiner Auslegung zu dieser Stelle darauf hingewiesen, dass wir diese Steuererhebung des Kaisers Augustus tiefer geistlich verstehen müssen. Denn dieser Zensus, mit dem der Kaiser zeigt, dass alle Menschen seines Reiches seine Schuldner sind, ist ein Bild dafür, dass alle Menschen Schuldner vor Gott sind. Seit dem Sündenfall sind wir alle in schwerer Schuld vor ihm. Durch unsere Sünden sind wir gleichsam ‘Steuerhinterzieher’, die Gott nicht das geben, was ihm gebührt und gehört. Wir geben ihm nicht die ihm gebührende Ehre und Anbetung, wir haben die Liebe und Anerkennung für ihn und seine Gebote verweigert, durch die Sünde haben wir uns gegen ihn aufgelehnt.

Gott verlangt diese Liebe und das Halten seiner Gebote von uns nicht, weil er dies selbst brauchen würde. Er ist überhaupt nicht auf uns angewiesen. Er verlangt diese ‘Steuer’ zu unserem eigenen Heil, weil er uns liebt.

Und wir sehen es ja auch deutlich in dieser Welt: Wo Gott nicht anerkannt wird, wo man seine Gebote verachtet, da kommen die Menschen selber unter die Räder. Dort geht es uns selber immer schlechter, dort herrschen Elend und Ungerechtigkeit.

Da wir diese ‘Schulden’, die wir vor Gott haben, nicht selber begleichen und die Not, in die wir uns gestürzt haben, nicht selber beheben können, ist Gott selbst in diese Welt gekommen, er ist Mensch geworden. Jesus hat einmal gesagt: “Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört.” Genau das hat Jesus von Anfang an getan: Er hat Gott, seinem Vater, das gegeben, was ihm gehört, um unsere Schulden wieder gutzumachen.

Als erstes schenkt er seinem himmlischen Vater den Gehorsam und die schuldige Liebe. “Meine Speise ist es, den Willen meines Vaters zu erfüllen.” Ja und dann nimmt er sogar die Strafe auf sich, die wir verdient haben. Er hat alle Leiden und Ungerechtigkeiten der Welt auf sich genommen und ertragen.
Nicht nur gegenüber Gott hat er durch seine Liebe unsere Schuld wieder gutgemacht, sondern er ist auch gekommen, durch seine Liebe das wieder gutzumachen, was wir Menschen einander durch unsere Lieblosigkeit schuldig geblieben sind. Wer also an Jesus Christus glaubt, dem werden die Schulden vor Gott erlassen, und er empfängt den Heiligen Geist der Liebe, mit dem er auch dem Mitmenschen zu schenken vermag, was er ihm schuldet.

An Weihnachten, so kann man bemerken, erinnern sich doch viele Menschen daran, wozu sie berufen sind, nämlich einander die Liebe und Barmherzigkeit zu schenken. Und durch unsere Geschenke versuchen wir ein wenig das auszugleichen, was wir unseren Mitmenschen immer schulden. Der hl. Paulus sagt aber sehr treffend: “Bleibt niemand etwas schuldig; nur die Liebe schuldet ihr einander immer. Wer den andern liebt, hat das Gesetz erfüllt” (Röm 13,8).

Weihnachtswunder in Russland

Während des zweiten Weltkriegs, in dem sich Russland und Deutschland gegenüber standen, betrat Karl, ein deutscher Sanitätssoldat, der sich sehnlichst wünschte, eine heilige Messe mitzufeiern, am Abend des Epiphaniefestes (dem Weihnachtsfest der Othodoxen Kirche) eine kleine Kapelle mitten im Wald an der russischen Front. Dort traf er auf einen Popen und seine Frau, die gerade die hl. Liturgie feiern wollten. In gebrochenem Russisch stellte Karl sich vor: “Ich bin ein Franziskanerbruder. Darf ich die Messe dienen ?” “Kommen Sie”, antwortete der Pope.

Die drei Teilnehmer waren tief bewegt: die Wirren eines abscheulichen Krieges hatten in der Eucharistiefeier Orthodoxe und Katholiken, Russen und Deutsche zusammengeführt! Die ganze Zärtlichkeit des Himmels strömte in drei Herzen, die eins wurden in Christus. Gegen Ende der Messe umstellten plötzlich Soldaten der Roten Armee, die Karls Spuren ausfindig gemacht hatten, das Blockhaus und fordern den Popen auf: “Liefern Sie ihn aus. Sonst schießen wir!” Ungerührt legte der Pope eine Hand auf die Schulter des Deutschen und erklärte: “Das ist ein Franziskanerbruder; ein Starez!” (Die Starzen sind Einsiedler, die in den russischen Wäldern ein Leben des Gebets und der Buße führen).

Die Urinstinkte des “Heiligen Russland” erwachten im Herz der Soldaten Stalins, die im reinsten Atheismus aufgewachsen waren. Beim Wort “Starez” senkten sich achtungsvoll ihre Gewehre. “Der Starez ist gekommen, um mit mir zu beten, ich bitte euch, ihn heil und gesund zurück an die deutschen Linien zu bringen.” Mit einem Kopfnicken gehorchte der Unteroffizier, und der junge Ordensmann wurde zurückgeführt, bis er in Sichtweite seiner Soldaten war. Das alles geschah bei Orel, 250 km südlich von Moskau. Karl wurde Missionar in Japan: er hat diesen 6. Jänner nie vergessen, an dem er mit dem “Heiligen Russland” in Berührung kam.

 

Rettendes Weihnachtsgeschenk

Sabatina James, die sich heute unter Lebensgefahr für muslimische Mädchen einsetzt, die zwangsverheiratet werden sollen, erzählt von ihrem Weg zum Glauben an Christus, der mit einem Weihnachtsgeschenk begann:

»Zu Weihnachten schenkte Christian [ein Schulfreund] mir eine Bibel. In der Nacht saß ich voller Trauer auf meinem Bett und weinte bitterlich. Ich schrie zu Gott und fragte ihn: “Wer bist du? Allah, Buddha, Krishna oder Jesus?” Und ich schlug die Bibel wahllos auf und las voller Überraschung folgenden fettgedruckten Vers: “Wenn ihr mich von ganzem Herzen sucht, werde ich mich von euch finden lassen.” Es kam mir vor, als hätte ich mein ganzes Leben lang Gott angerufen und das erste Mal die richtige Nummer gewählt. Da hat jemand abgehoben am andern Ende. Ich habe mich gefragt: Warum ist das mit dem Koran nicht passiert, in dem ich täglich gelesen habe? Warum hat Allah nicht geantwortet? Und ich habe angefangen, das Neue Testament zu lesen. Dann stieß ich auf Jesus und war fasziniert von seiner Person. …

Als Muslima wurde ich gelehrt, die Feinde des Islam zu hassen und zu verfluchen. Und jetzt lese ich in der Bergpredigt Jesu: “Du sollst deinen Feind lieben.” Einer von beiden hat unrecht. Dann bin ich auf die biblische Geschichte gestoßen, in der die Pharisäer eine Ehebrecherin steinigen wollen. Und Jesus sagt zu ihnen: “Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.” Auch zu Mohammed kommt eine Ehebrecherin, die er aber nicht von ihrer Schuld freispricht, sondern zur Steinigung freigibt. Den menschenfreundlichen Gott fand ich in der Bibel. Gott hat ein Gesicht, und das heißt Jesus Christus. Er vergibt Schuld und führt in die Freiheit. Und danach sehnte ich mich. Er bietet mir seine Gnade an, wenn ich mich für ihn entscheide.«

 

Il Santo Bambino – Der wahre Friedensfürst

il-santo-bambino-3Im Weihnachtsevangelium wird uns berichtet, dass Jesus zur Zeit des großen Kaisers Augustus geboren wurde. In der Inschrift von Priene, die aus dieser Zeit stammt, wird Kaiser Augustus als der große Heiland, Retter und Friedensbringer gepriesen:

“Die Vorsehung, die über allem Leben waltet, hat diesen Mann zum Heil der Menschen mit solchen Gaben erfüllt, indem sie ihn uns und den kommenden Geschlechtern als Heiland und Retter gesandt hat. Allem Krieg wird er ein Ende setzen und alles herrlich ausgestalten. In seiner Erscheinung (Epiphanie) sind die Hoffnungen, der Vorfahren erfüllt. … Der Geburtstag des Kaisers war für die Welt der Anfang der Freudenbotschaft (Evangelium), die seinetwegen ergangen ist.”

Wir können uns fragen, ob sich diese Hoffnungen in Kaiser Augustus erfüllt haben. Sicher nicht! Aber wir braucht nur den Namen Jesus in die Inschrift einzusetzen, dann stimmen die Verheißungen, die hier ausgesprochen wurden. Jesus Christus, der verborge und unerkannt von den Mächtigen dieser Welt in Bethlehem geboren wurde, er ist der wahre Heiland und Friedensbringer.

Auf dem Kapitolshügel in Rom, auf dem einst auch der Palast des mächtigen Kaisers Augustus stand, steht heute die Basilika Santa Maria in Aracoeli. Hier wird seit einigen hundert Jahren das Jesuskind verehrt, “Il Santo Bambino”. Durch den Glauben an das Christkind, das in dieser Statue dargestellt ist, und an das bis heute noch unzählige Briefe geschrieben werden, sind viele Heilungen, Wunder und Gebetserhörungen geschehen. Wenn wir wie die Kinder an das Christkind glauben, dann wird es uns wunderbare Geschenke bereiten und wir dürfen zu seinem Königreich gehören. Jesus hat ja gesagt: “Amen, das sage ich euch: Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen” (Mt 18,3).

Warum erbarmst du dich nicht deiner armen Seele?

krippe06In den 60-ger Jahren, während der Zeit des Kommunismus hat sich in der Ukraine im Gebiet von Donetsk folgendes Weihnachtswunder ereignet.

Natascha, die Frau eines Försters hatte ihren Mann im Krieg verloren. Ihr einziger Sohn, der sich den Widerstandskämpfern angeschlossen hatte, war von einem Freund verraten, von den “Roten”, d.h. von den kommunistischen Milizen erwischt und erhängt worden. Als Natascha vor ihrem toten Sohn stand, sagte eine Stimme in ihr: “Lästere Gott!” und eine andere: “Bete für die Henker!” “Einen Atemzug lang schwankte ich, dann habe ich gewählt”, verriet sie später einmal Pater Dimitri. Seither führte sie ein zurückgezogenes Leben im Gebet. Es hatte sich auch das Gerücht verbreitet, Natascha sei irrsinnig geworden; aber ‘geschützt’ durch dieses Gerücht, stellte sie ihr Haus und ihren Stall dem Untergrundpriester Pater Dimitri zur Verfügung, der immer wieder zu ihr kam, um mit vielen Gläubigen heimlich die hl. Messe zu feiern.

An jenem Weihnachtsabend feierte P. Dimitri mit vielen Gläubigen im Stall die Mitternachtsmette. Natascha wollte vorne vor der Tür des Hauses Wache halten, um die Leute zu warnen, wenn Gefahr drohte. Es begann gerade die Predigt, die sie von ferne hörte. Natascha war ganz versunken in das Weihnachtsgeheimnis.

Plötzlich schnellte sie auf. “Wer ist da?” Eine schwere Hand fällt auf ihre Schulter, eine andere hält ihr den Mund zu. “Schweig, alte Hexe! Das ist also dein ‘Irrsinn’?” Ein fürchterlicher Schlag wirft sie zu Boden und drückt gleichzeitig die Türe auf, so dass Natascha im Gang hilflos liegen bleibt. Der Mann schließt die Türe sorgfältig hinter sich zu. Er grinst: “Gefangen in der Mausefalle! Jetzt werde ich dich bald zum Sprechen bringen! Vorwärts, gestehe! Woher kommt der Priester?” Natascha fasst sich. Die Schulter schmerzt schrecklich. Die ganze Schwere der Lage wird ihr bewusst. Wie hat sie sich auf diese Weise überlisten lassen! “Gottesmutter, nimm mein Leben, lass aber keinen der anderen zugrunde gehen!” “Es wird wohl die ganze Nacht dauern”, sagt der Mann. “Meine Milizen sind in einer Stunde da. Indessen wollen wir uns etwas unterhalten. Sag mir, was du eben unter der Türe getan hast!” Natascha vernimmt deutlich mit den Ohren der Seele die Worte, die ihr eingegeben werden. Sie erwidert mit lauter Stimme: “Ich habe für dich gebetet.” Der Mann dreht sich zu ihr. “Hört, hört”, schreit er und lacht höhnisch. “An soviel Ehre habe ich nicht gedacht! Du hast für mich gebetet! Für mich, der dir den Hals umdrehen kann, sofort … sofort!”

Natascha spürt den Würgegriff an ihrer Kehle. Sie fühlt aber keinerlei Angst, sie lauscht nur auf die innere Stimme und wiederholt Wort um Wort, was sie hört: “Nicht ich bin zu beklagen! Du bist es. Warum erbarmst du dich nicht deiner armen Seele?” “Meine Seele, meine Seele! Ich müsste vorerst wissen, ob eine vorhanden ist!” “Schau doch: siehst du nichts?” “Hexe! Schweig!” “Ich bin keine Hexe. Deine Seele ist wie ein gefesseltes Kind. Wie ein verhungertes Kind! Wie ein gefangenes Kind! Erbarme dich deiner Seele!”

Der Mann scheint vom Blitz getroffen zu sein. Sie stehen sich gegenüber, sie mit dem Rücken zur Wand, er im vollen Licht. Seine zerrissenen Züge verraten eine unsägliche Angst. Er zittert, und seine Zähne klappern und knirschen. “Oh! Deine Seele!” Plötzlich stößt die Frau einen Schrei aus. An seiner Stimme hat sie ihn erkannt. Das Herzblut steigt ihr ins Gesicht. “O du! Für dich bete ich, du hast meinen Sohn erhängt”, ruft sie mit dumpfer Stimme, während sie innerlich noch einmal das Martyrium ihres Sohnes nacherlebt. Und nun hat er wohl auch das Programm dieser weihnachtlichen Zusammenkunft ausspioniert. Und er hofft, dass dieses grausame Unternehmen ihm eine Beförderung erwirke. Seine Milizen warten also auf den Pfiff, der bedeutet, dass das Wild in die Falle gegangen ist. Es bleibt noch dieser Pfiff! In diesem Augenblick geschieht das Unfassbare. Der Mann vor ihr bricht in die Knie. Ein wildes Schluchzen schüttelt seinen Körper. Langsam neigt sich Natascha zu ihm nieder und legt die Arme um ihn. “Friede, mein Kind! Es ist die Nacht des Friedens.” Er wendet ihr sein noch junges, tränenüberströmtes Gesicht zu: “Was muss ich tun, Mütterchen?” “Komm”, erwidert sie, “man erwartet dich.” Sie nimmt ihn bei der Hand, führt ihn zum Stall und öffnet die Türe. Pater Dimitri verstummt, alle Blicke wenden sich dem Eintretenden zu. “Ich bringe euch jetzt einen Bruder”, stellt Natascha den Unbekannten vor.

 

Sich bei Jesus ausweinen

Jesu-Herz2Der spanische Priester Jose Francisco Linares Solomando berichtet über ein besonderes Weihnachtserlebnis: Am Weihnachtstag nach der Abendmesse brachte er einigen Kranken die hl. Kommunion. Einen Kranken traf er zu Hause nicht an. Dann eilte er zu einer befreundeten Familie, bei der er zum Abendessen eingeladen war.

Er erzählt: “Im Laufe des Abends bat mich einer der Anwesenden, ihn auf einem Spaziergang zu begleiten, weil er mit mir allein sprechen wollte. Er hatte keine gute Zeit erlebt und erzählte mir von seinen Ängsten und Sorgen. Plötzlich brach er zusammen, legte seinen Kopf an meine Brust und begann zu weinen. In diesem Moment wurde mir bewusst, dass er seinen Kopf genau auf die Schatulle gelegt hatte, die ich nach den Krankenbesuchen noch immer bei mir trug und die die letzte übriggebliebene heilige Hostie enthielt – ich hatte in der Eile vergessen, sie zurückzubringen. Es war also Christus, auf dessen Seite mein Freund den Kopf gelegt hatte. Er weinte vor dem eucharistischen Jesus! Das berührte mich sehr. Als ich dies meinem Freund sagte, war er völlig sprachlos. So ging für ihn der Weihnachtstag zu Ende – mit einem berührenden Gespräch mit Jesus!”

Das Leben bringt oft so viel Trauriges mit sich, dass es zum Weinen ist. Aber wenn wir in der Gegenwart des Herrn weinen können, ist es ein Geschenk Gottes, durch das unser Herz gewaschen, gereinigt und getröstet wird.

Der liebe Gott ist aber klein!

krippe1Eine Frau erzählte, dass sie mit ihrem Enkelkind, einem Buben im Kindergartenalter, zu Weihnachten in die Kirche ging, um ihm die Weihnachtskrippe zu zeigen. Der kleine Junge stand vor der Krippenlandschaft und betrachtete voll Staunen den Stall, die Hirten und Schafe, Maria und Josef, Ochse und Esel. Plötzlich entdeckte er das winzige Kind in der Krippe und hat laut ausgerufen: “Oma, der liebe Gott ist aber klein!”
Ja, Gott ist in seinem Sohn wirklich klein, ohnmächtig und schwach zu uns gekommen. Das ist nicht immer leicht zu verstehen. Wenn wir den Zustand der Welt erleben, wie grausam, brutal und rücksichtslos die Menschen sein können, dann drängt sich uns die Frage auf, wie kann Gott das zulassen, er ist doch allmächtig, er könnte eingreifen und es verhindern. Nun, Gott hat eingegriffen, aber nicht mit den Waffen seiner Allmacht, sondern mit den Waffen der Liebe und Barmherzigkeit. Er hat seine Allmacht vor den Toren der Welt abgelegt und ist als kleines Kind von Maria geboren worden und hat aus Liebe zum Vater und zu uns die Bosheit und Ungerechtigkeit dieser Welt bis ans Kreuz getragen und so besiegt. Mit der Macht seiner opfernden Liebe hat er die Welt erlöst.

Das Weihnachtswunder im Niemandsland

Frieden

Dieses Foto ist berühmt geworden. Es zeigt einige Soldaten, Briten
und Deutsche, am Vormittag des 25. Dezember 1914 im Niemandsland an der Westfront in Flandern.

Als Jesus geboren wurde, verkündeten die Engel den Frieden: “Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seiner Gnade” (Lk 2,14). Das Weihnachtsfest erinnert uns immer wieder an diesen Frieden, den uns Christus gebracht hat. Wie stark diese Weihnachtsgnade des Erlösers zum Frieden hin wirken kann, das zeigt uns eine Begebenheit aus dem Ersten Weltkrieg, der vor fast 100 Jahren im Sommer 1914 begonnen hat und soviel Not und Unheil gebracht hat.
Es war im Dezember 1914 in Flandern in Belgien. Die Truppen des Deutschen Reiches hatten sich in Sichtweite ihrer Gegner in Schützengräben verschanzt. Die anderen – Engländer, Franzosen, Belgier – hielten es ebenso. Die feindlichen Heere lagen sich gegenüber oft nur hundert Meter voneinander entfernt. Doch in diesem Todesstreifen des Grauens geschah am 24. und 25. Dezember etwas Unglaubliches.
Anfangs war es nur einer, der am Heiligen Abend im Schützengraben der Deutschen das “Stille Nacht” vor sich hin sang. Bald stimmten auch andere ein. Leise klang das Lied von Christi Geburt in das tote Niemandsland hinein. Hundert Meter von diesem unsichtbaren Chor entfernt, in den Stellungen der Briten, bliebt es ruhig. Die deutschen Soldaten aber waren in Stimmung gekommen. In einem immer stärker werdenden Chor sangen sie alle bekannten Weihnachtslieder. Als der letzte Ton verklungen war, warteten die Engländer drüben noch eine Minute, dann begannen sie zu klatschen und zu riefen “Good, old Fritz”, und “More, more”, Zugabe, Zugabe. Die derart berührten deutschen Soldaten antworten mit “Merry Christmas, Englishmen” und “We not shoot, you not shoot”, und was sie da riefen, das meinten sie ernst. Sie stellten auf den Erdwällen vor den Schützengräben Kerzen auf, die wie ein Perlenreihe in der Finsternis leuchteten. Auf beiden Seiten wurden Pappschilder hochgehalten mit der Aufschrift “Merry Christmas” oder “Frohe Weihnachten”. Durch Gräben und Bunker verbreitete sich die Nachricht vom Frieden in Flandern. Soldaten aller Nationen legten ihre Waffen nieder und feierten gemeinsam Weihnachten. Auf den Hügeln standen sogar Tannenbäume mit Kerzen.
Am nächsten Tag wurden die Toten, die seit Wochen unbestattet im Niemandsland lagen, mit einem gemeinsamen Gebet zur ewigen Ruhe gebettet. Im Tauschhandel wechselten Tabak und Zigarren, Schnaps und Wein die Fronten. Die Männer, die sich am Tag zuvor noch belauert hatten, um sich gegenseitig abzuschießen, zeigten sich die Fotos ihrer Familien und sprachen über ihre Sehnsucht, dass dieser verdammte Krieg enden möge. Und es fanden sogar Fußballspiele statt.
Da die höheren Befehlshaber nicht an der Front waren, beschlossen deutsch und britische, französische und belgische Soldaten ganz spontan, nicht mehr aufeinander zu schießen. Einen solchen Frieden von unten hatte es in der Geschichte eines Krieges noch nie gegeben; und es hat auch niemals wieder einen solchen gegeben. Der sächsische Offizier Georg Reim schrieb in sein Tagebuch, dass alle Gedanken an Kampf und Hass der Völker plötzlich vergessen waren. “Wir fühlten uns dabei glücklich wie die Kinder.”
Aber den Herren des Krieges auf beiden Seiten in den Generalstäben, die weit ab von jedem Schuss waren, wurde nach drei Tagen die weihnachtliche Ruhe unheimlich. Es drohte daraus ein Frieden zu wachsen, der von den einfachen Soldaten beschlossen wurde. Das war von den obersten politischen Kriegstreibern nicht erwünscht. Der Krieg musste weitergehen und er dauerte noch viele Jahre und kostete rund neun Millionen Menschen das Leben. Das Weihnachtswunder im Niemandsland blieb bis heute in allen Kriegen einmalig.

Mich mag keiner! – Du bist von Gott geliebt!

Zu Beginn des Advents sagte sich der alte, verwitwete Onkel meines Mannes an, um Weihnachten bei uns zu verbringen. Ich kannte ihn noch nicht, wusste aber, dass er wegen seiner schroffen, wortkargen Art nicht sehr beliebt war. Man verriet mir auch noch, dass er sich abfällig über mich geäußert hätte. Er hatte beginnende Alzheimer, und ich hatte ihn zu unterhalten, während mein Mann im Amt war. Das konnte heiter werden! Zu meinem Schrecken kam er mit seinem riesigen, noblen Auto. Trotz des dringenden Rates seines Arztes, das Auto nicht mehr zu benützen, hatte er die Strecke München – Wien allein zurückgelegt! Er war nicht gewöhnt, auf jemanden zu hören.

Als Mann und Sohn nach dem Frühstück des ersten Besuchstages aus dem Haus waren, tat ich, was ich mir vorgenommen und wofür ich Jesus um Seine Hilfe gebeten hatte: Ich fragte ihn rundheraus, was er denn für einen Eindruck hätte von mir, wir würden ja lange miteinander auskommen müssen, da wäre es gut, wenn eventuelle Vorbehalte ausgeräumt wären. Er war sprachlos. Aber dann erlebte ich etwas, das ich nie vergessen werde. Er war gerührt, und wie ein Sturzbach kamen Worte, die ich nie vermutet hätte: ,Ich habe noch nie erlebt, dass jemand mit mir gut auskommen will. Ich werde ja nur meines Geldes wegen eingeladen, aber mögen tut mich keiner…’ Und er erzählte viel und lange aus seinem Leben. Der reiche Onkel entpuppte sich als einsamer Mann. Er entschuldigte sich sogar wegen seines Misstrauens, und zum Zeichen seiner Wertschätzung schenkte er mir seine Konfirmationsbibel.

Weihnachten kam und er wollte kein Geschenk. Ich wollte ihm aber etwas ganz Bestimmtes schenken, und zwar das Büchlein Du bist von Gott geliebt’. Als er das Päckchen in der Hand hielt, merkte er, dass es ein Buch war, und sagte, dass er nichts mehr lese, er sei 84 Jahre alt —, aber dann saß er den ganzen Heiligen Abend und las und weinte! Nie’, sagte er, habe ich so etwas gelesen’.

Noch etwas muss ich erwähnen: Als er wieder daheim war, trug er seinem Pastor auf, für jedes Gemeindemitglied so ein Büchlein zu bestellen. Das, so fand er, ,musste` jeder lesen. Natürlich finanzierte er die vielen Büchlein.

Der schwierige Onkel wurde noch zu einem Menschenfreund. Übrigens war er der einzige in der Familie, der betete, jeden Abend hörte ich ihn schluchzend beten.” (Marianne)
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Quelle: H.Madinger, Ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben S.57

Der Stall war leer

Eine russische Legende erzählt von einer alten Frau, die sich in einer kalten Winternacht gerade anschickt, in ihr Bett am warmen Ofen zu kriechen, als es heftig an ihre Tür klopft. Sie hört einfach nicht drauf. Aber das Klopfen wird lauter und dringender. Schließlich öffnet sie die Tür einen Spalt breit. Draußen stehen Hirten mit roten Gesichtern und Schnee in den Haaren. Ihr langen Bärte sind ganz vereist, und aufgeregt erzählen sie der Frau von einem schönen Kind, das eben in dieser Nacht in einem armen Stall geboren wurde. «Komm schnell, Babuschka», betteln die Männer, «komm schnell, du kannst doch mit Kindern umgehen!» Die Babuschka schüttelt den Kopf. Zu warm ist die Stube. Zu kalt ist die Nacht. Zu wohlig ist das Bett, zu eisig der Wind. «Morgen», sagt die Frau, «morgen will ich kommen und nach dem Kind sehen!» Die Hirten ziehen wieder ab. Doch bald darauf klopfen sie noch mal an die Tür und bitten die Frau um einen Korb mit etwas Brot und Wasser. Sie wollen es selbst zu den Leuten im Stall bringen. «Morgen», sagt die Frau, «morgen will ich den Leuten etwas bringen.» Am nächsten Tag packt die Frau einen Korb mit Esssachen und kleinen Geschenken. Aber als sie ankommt, ist niemand mehr im Stall. Die Leute sind fort. Der Stall war leer!