Mein ganzes Streben geht stets dahin, so klar wie nur möglich in allem den Willen Gottes zu erkennen und zu erfüllen, und zwar so vollkommen wie nur möglich. Gott hat mir die Gnade geschenkt, dass es hier auf Erden nichts mehr gibt, das ich ihm nicht zu opfern bereit wäre aus Liebe zu ihm und für das Wohl der heiligen Kirche. Kaiser Karl
Seligsprechung – auch Frucht des Gebetes in der Kapuzinerkirche
Durch viele Jahre wurde in der in der Kapuzinerkirche meist im August die sogenannte Kaisermesse gefeiert, eine Gedenkmesse zur Erlangung der Seligsprechung Kaiser Karls, zu der immer viele Gläubige gekommen sind. Die internationale Kaiser-Karl-Gebetsliege hatte jedes Jahr dazu eingeladen. Kaiser Karl wurde bis heute von viele verkannt, verleumdet und abgelehnt. Aber die Ergebnisse der internationalen Historikerkommission haben das von Forschung und Journalisten bisher gezeigte Bild des Kaisers in vielem als verfälscht entlarvt. Seine Seligsprechung bringt die Wahrheit zum leuchten. Im Folgenden ein kurzes Lebensbild:
Erzherzog Karl Franz Joseph wurde am 17. August 1887 geboren. Er erhält eine solide katholische Erziehung: betont werden Verantwortungs- und Pflichtbewusstsein, Frömmigkeit, Friedensliebe, Versöhnungsbereitschaft. In der Erziehungstradition des Hauses Österreich spielt die Verehrung der Eucharistie eine bestimmende Rolle. Sein Leben ist von Kindheit an geprägt von einer tiefen Liebe zur Eucharistie. Neben dem Unterricht durch Privatlehrer besucht er das Schottengymnasium in Wien. Anschließend schlägt er die Offizierslaufbahn ein und erhält eine universitäre Ausbildung in Jus, Geschichte und Ökonomie. Kaiser Karl war ein “offener Kopf”, überdurchschnittlich intelligent und mit einem fabelhaften Gedächtnis.
1911 heiratet Karl Prinzessin Zita von Bourbon-Parma, eine Liebesheirat. Seiner Braut sagt Karl am Vorabend der Hochzeit: “Jetzt müssen wir uns gegenseitig in den Himmel helfen”.
Mit der Ermordung des Thronfolgers Franz Ferdinand 1914 in Sarajewo wird Karl Thronfolger. In die Entscheidung über die Kriegserklärung wurde er dennoch nicht eingebunden. Ab 1915 wird Karl von Kaiser Franz Joseph in die Amtsgeschäfte eingeführt und an der Front eingesetzt. Er ist der einzige der damals Regierenden, der den Krieg aus nächster Anschauung kannte.
Am 21. November 1916 stirbt Kaiser Franz Joseph. Bei seiner Thronbesteigung (mit 29 Jahren) erlässt Kaiser Karl ein Manifest, dessen wichtigster Satz lautet: “Ich will alles tun, um die Schrecknisse und Opfer des Krieges in ehester Frist zu bannen und die schwer vermissten Segnungen des Friedens meinen Völkern zurückzugewinnen.”
Aber alle seine Friedensversuche scheitern letztlich an den militärischen falschen Ideen der deutschen Führung, einen Frieden durch Sieg zu erreichen, und durch das Ziel bestimmter politischer Kräfte, den Krieg solange zu führen, bis die Monarchien gestürzt seien.
Als die Monarchie zu Ende geht, ruft Kaiser Karl zur Bildung von Nationalräten auf, um einen friedlichen Übergang in die neuen Staaten zu ermöglichen. Nach dem Zerfall der Monarchie verzichtet er auf seinen Anteil an den Regierungsgeschäften, dankt aber nicht ab. Er legt seine Aufgabe nicht einfach ab, da er sie als ihm von Gott übertragen versteht.
Nach seiner Landesverweisung aus Österreich und zwei Restaurationsversuchen in Ungarn, wo er abbricht, bevor es zum Bürgerkrieg kommt, wird er ins Exil nach Madeira verbannt, wo er völlig mittellos mit seiner Familie in einem feuchten Sommerhaus wohnt. Auf eine fürstliche Abfindung aus Wien für seine Abdankung geht er nicht ein. Entkräftet stirbt er am 1. April 1922 an einer Lungenentzündung.
Kardinal José Saraiva Martins, der Präfekt der Heiligsprechungskongregation, die das Leben und Wirken des Monarchen jahrzehntelang geprüft hat, urteilte 2003: “Er suchte den Frieden, half den Armen, führte mit Entschiedenheit ein geistliches Leben. Der Glaube bestimmte sein Leben von Jugend an und vor allem während des Ersten Weltkrieges sowie im Exil auf der Insel Madeira.” Kaiser Karl war ein “vorbildlicher Christ, Ehemann, Familienvater und Herrscher”.
Der politisch unverdächtige französische Schriftsteller Anatol France schrieb 1918: “Unter den Staatsmännern unserer Zeit hat sich ein einziger ehrlicher, kluger und gerechter Mann gefunden, Kaiser Karl von Österreich. Unsere Demokratien haben weder Herz noch Verstand für die armen blutenden Völker. Ja, ein Herrscher wie dieser hätte auch uns verstanden.”