Der berühmte Bildhauer Michelangelo Buonarotti (1475 bis 1564) arbeitete einst an einer Statue. Während er in seinem Atelier unermüdlich immer wieder den Meißel ansetzte, wurde er von vielen seiner Freunde besucht. Einer kam besonders oft und zeigte großes Interesse für seine Arbeit. Nach einigen Besuchen wagte er, seinen Freund zu fragen, was er eigentlich an der Statue noch ändere. Er merke keine besondere Veränderung seit einigen Besuchen. Der Künstler antwortete ihm: „Du bist gewaltig im Irrtum, sieh nur genauer zu, ich habe diesen Teil geglättet, an jenem etwas weggenommen, im habe in den Zügen noch verschiedentlich gearbeitet, habe ihnen mehr Weichheit gegeben, diese Lippe ist hier ausdrucksvoller geworden und dieser Muskel hier ist stärker hervorgetreten.“ Da bemerkte der Besucher: „Das mag schon richtig sein, aber das sind doch alles nur Kleinigkeiten.“ „Ganz recht“, entgegnete Michelangelo, „Du darfst aber nicht vergessen, dass die Kleinigkeiten die Vollkommenheit ausmachen und dass die Vollkommenheit keine Kleinigkeit ist.“