Die Macht des Gebetes um geistliche Berufungen
Ein in der Weltkirche einzigartiges Beispiel geistiger Mutterschaft für Priester und Ordensberufe ist der kleine Ort Lu in Oberitalien. Das Dorf mit seinen knapp 3000 Einwohnern liegt in ländlicher Gegend 50 km östlich von Turin. Bis heute wäre es wohl unbekannt ge-blieben, hätten nicht im Jahre 1881 einige Familienmütter von Lu einen Entschluss mit „schwerwiegenden Folgen“ gefasst.
So manche Mutter trug im Herzen den Wunsch, dass doch einer ihrer Söhne Priester werde oder eine Tochter ihr Leben ganz in den Dienst Gottes stellen möge.
So begannen sie, sich unter der Leitung ihres Pfarrers Alessan-dro Canora jeden Dienstag vor dem Tabernakel zu versammeln, um den Herrn anzubeten mit der Bitte um geistliche Berufungen. Im selben Anliegen empfingen sie jeden ersten Sonntag im Monat die Hl. Kommunion. Nach der Hl. Messe beteten alle Mütter ein gemeinsames Bittgebet um Priesterberufungen. Durch das vertrauensvolle Gebet der Mütter und die Offenheit der Eltern entstand in den Familien eine so tiefe Atmosphäre christlicher Frömmigkeit, dass die Kinder viel leichter ihre Berufung erkennen konnten. Sagt doch Jesus, der Herr: „Denn viele sind gerufen, aber nur wenige auserwählt“ (Mt 22,14). Das heißt, berufen wären viele, aber nur wenige antworten darauf. Gott erhörte das Gebet der Mütter in so außergewöhnlicher Weise, wie es sich niemand erwartet hätte.
Aus diesem kleinen Ort Lu sind seit damals 323 (!!) geistliche Berufungen hervorgegangen, 152 Ordens- und Diözesanpriester und 171 Schwestern. Sie gehören 41 verschiedenen Kongregationen an. Aus manchen Familien gingen sogar drei bis vier Berufungen hervor. Am bekanntesten ist das Beispiel der Familie Rinaldi. Gott berief aus dieser Familie sieben Kinder. Zwei Mädchen wurden Salesianerschwestern, die beide als mutige Missionspioniere nach Santo Domingo geschickt wurden.
Das Gebet, das die Familienmütter von Lu um Priesterberufungen beteten, war kurz, schlicht und tief:
„O Gott, gib, dass einer meiner Söhne Priester wird! Ich selbst will als gute Christin leben und will meine Kinder zu allem Guten anleiten, damit ich die Gnade erhalte, dir, o Gott, einen heiligen Priester schenken zu dürfen! Amen.“