Allerseelenmonat – „Seid wachsam!“

Im Allerseelenmonat November und im Advent erinnert uns die Kirche an die Letzten Dinge und an die Wiederkunft des Herrn. Christus hat verheißen, dass er in Herrlichkeit kommen wird am Ende der Zeit. Wir haben vielleicht den Eindruck, dass dieser “Jüngste Tag” weit weg ist von und dass wir ihn nicht erleben werden. Doch dieser “Jüngste Tag” ist jedem von uns ganz nahe durch das Sterben, das uns bevorsteht. Gleich nach unserem Tod werden wir vor unserem Herrn und Richter stehen. So ist unser Leben gleichsam eine immerwährend Adventszeit, in der wir uns auf diese ewige Begegnung mit Gott vorbereiten. Im Blick auf sein Kommen mahnt uns der Herr deshalb immer wieder zur Wachsamkeit: „Seid wachsam, denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet!“ (Lk 12,35).

Die Wachsamkeit ist unbedingt notwendig für unser christliches Leben, denn es gibt auf der anderen Seite die große Gefahr des geistlichen Schlafens. Viele Menschen erliegen diesem Schlaf d.h. sie verhalten sich praktisch gesehen so, als gäbe es Gott nicht. Sie kümmern sich kaum um ihn, um seine Kirche, seine Gebote und seinen Willen. Das ist der gefährliche Schlaf der Gleichgültigkeit. Gott versucht die Menschen immer wieder aus diesem Schlaf aufzurütteln. Oft genug muss er es durch ein Leiden tun. Die Menschen werden für eine Zeitlang wach, beginnen nachzudenken und fassen einen guten Vorsatz. Aber wenn die Sorgen um das irdische Leben kommen, dann schläft meist alles wieder ein.
Jesus verlangt von uns als seinen Jüngern, dass wir anders leben. Wir sollen wachsam sein. Er beschreibt im Evangelium die Wachsamkeit mit einem schönen Bild:

„Legt euren Gürtel nicht ab und lasst eure Lampen brennen. Seid wie Menschen die auf die Rückkehr ihres Herrn warten.“
„Den Gürtel nicht ablegen“ bedeutet immer bekleidet zu bleiben. Übertragen auf unser Leben heißt dies: Wir sollen uns ständig darum mühen, mit guten Eigenschaften, mit Tugenden bekleidet zu sein. Das ist das Taufkleid der heiligmachenden Gnade, das wir am Anfang empfangen haben und mit dem uns der Herr auch antreffen möchte, wenn er kommt. Der hl. Paulus sagt an einer Stelle: „Ihr habt Christus angezogen, darum bekleidet euch mit aufrichtigem Erbarmen, mit Güte, Demut, Milde, Geduld“ (Kol 3,12).

Jesus fordert uns weiter auf: „Lasst eure Lampen brennen!“ Diese Lampe, die in dieser dunklen Weltzeit leuchten soll, ist nichts anderes als das Licht des Glaubens bzw. die Flamme der Liebe zu Gott und unseren Mitmenschen. Der Heilige Geist hat dieses Licht in unseren Herzen entzündet. Es soll nie erlöschen. Die Flamme dieser Lampe wird genährt durch das tägliche Gebet, durch die Hl. Messe, durch das Sakrament der Beicht; aber auch durch die tätige Nächstenliebe, indem wir nicht versäumen, den anderen auch wirklich Gutes zu tun. Der heilige Don Bosko hat einmal gesagt: „Unser Leben ist zu kurz. Man muß das Wenige, das man tun kann, in Eile besorgen, bevor der Tod uns überrascht.”

Wenn wir also in dieser Weise trachten, den Gürtel nicht abzulegen und die Lampe brennen zu lassen, dann wird für uns die Stunde Gottes, wenn er uns aus diesem irdischen Leben abberuft, kein schreckliches Erwachen sein, bei dem wir draufkommen, dass wir das Wichtigste im Leben, vielmehr wird es für uns eine freudige Begegnung mit Jesus Christus werden, für den wir in Treue gearbeitet haben, obwohl wir ihn nicht sehen konnten.