Ein aufschlussreicher Artikel aus der „Tagespost“ vom 15. Juli 2004 von Klaus Berger, einem bekannten Professor für Exegese, kann uns helfen, die Geister zu unterscheiden. Der Berichterstattung vieler Medien geht es nicht zuerst um Darstellung objektiver Tatsachen. Hier klärt uns der Chefredakteur einer einflussreichen Zeitung darüber auf, welche Ziele seine Zeitung gegenüber der katholischen Kirche hat. Wir dürfen nicht naiv sein. Klaus Berger schreibt:
Zusammen mit einer Gruppe junger Priester hatte der Verfasser dieses Artikels Ende Juni dieses Jahres Gelegenheit, den Chefredakteur der Online-Ausgabe des „Spiegel“ in Hamburg zu besuchen und zu befragen. Im Mittelpunkt stand naturgemäß die Frage, warum „Der Spiegel“ so über die Kirchen, speziell die katholische, berichtet, wie er es tut.
Die Antwort des Redakteurs: Berichtet wird nur über Skandale, Abweichler und Negativtrends. Das Publikum erwartet es so, und zwar aus vier Gründen: Erstens sei die Kirche eine machtvolle kulturelle Institution. Die Berichterstattung versuche, diese Macht zu „knacken“ und gehe jedem Haarriss nach, aus dem beim nächsten Frost ein Absprengsel werden könnte. Denn Macht brauche eine kritische Begleitung. Zweitens müsse die Kirche kritisiert werden, weil sie viele Dinge hochhalte, die nicht mehr in die heutige Zeit passten. Es kamen dann ausschließlich Gesichtspunkte aus dem sexueller Bereich. Zölibat, Verbot der Verhütung, Verbot des vor- und außerehelichen Verkehrs, Verbot der Scheidung, Verbot des Frauenpriestertums, sexuelle Übergriffe von Priestern, Stellung zur Homosexualität. Drittens: Kirche und Theologie muteten dem Menschen Dinge zu, die voraufklärerisch und vorwissenschaftlich seien, wie zum Beispiel Wunder. Und Viertens: Kirche sei vordemokratisch. Insofern müsse sie bekämpft werden.
Auch das Instrument des Kampfes gegen die Kirche wurde den Besuchern verraten: Es sei das Prinzip „Teile und herrsche“. Man müsse die Kirche nicht von außen her angreifen; wer genau beobachte, stelle fest, dass sie das schon selbst besorgt. Man sehe nur auf die Rebellen, Ketzer und Abweichler, die sie immer wieder selbst produziert und publikumswirksam ächtet. Zu den kirchenzerstörerischen Elementen, die die Kirche selbst produziere, gehöre natürlich besonders die Bibelexegese. Es genüge, zu jedem christlichen Hochfest eine Handvoll Exegeten zu zitieren. So der Bericht des Spiegel – Redakteurs.