Wie sah Jesus aus? Etwa wie der Schauspieler im Film „Passion“? Oder wie auf den Porträts von Albrecht Dürer oder El Greco. Sie alle haben Jesus nie gesehen. Wie also sah er aus? Auf diese Frage gibt es eine sehr alte Antwort: es ist das Tuch mit dem „wahren Bild“ Christi.
Im Gebet des Kreuzwegs heißt es an der 5. Station: Veronika reicht Jesus ein Schweißtuch dar und er prägt als Dank für ihre Liebe in dieses Tuch sein Bild ein. Aber es gibt noch andere Tradition über die Entstehung dieses Tuches. Jedenfalls geht es um dieses kleine Tuch, das ein nicht von Menschenhand gemaltes Bild des Antlitzes Jesus Christi zeigt. Es ist eine der wertvollsten Reliquien der Christenheit. Es ist die „Vera Ikona“, die wahre Ikone. Daraus ist später der Name Veronika entstanden. Der Weg des Tuches der Veronika lässt sich in den ersten Jahrhunderten geschichtlich verfolge von Jerusalem aus, wo es im Jahre 30 entstanden ist, über Edessa nach Konstantinopel bis es im Jahre 705 nach Rom kam. Bis zum Jahr 1600 wurde es in der alten Petersbasilika Kaiser Konstantins verwahrt und ausgestellt. Millionen sind nach Rom gepilgert, um diesen Schleier zu sehen.
Papst Julius II. wollte dem Christusbild im neuen Petersdoms einen würdigen Platz geben. Aber während der Bauzeit verschwand das Bild auf mysteriöse Weise aus der Stadt. Nur der Rahmen mit dem zerbrochenem altem Glas ist davon übrig und in der Schatzkammer von Sankt Peter noch heute zu sehen. Seit damals galt es als verschollen.
Aber die wertvollste Reliquie der Christenheit hängt seit 400 Jahren zwischen zwei Kristallscheiben in einem Kirchlein der Kapuziner in Manoppello, einem Bergstädtchen in den Abruzzen. Durch genaue wissenschaftliche Untersuchungen konnte nun nachgewiesen werden, dass es sich um dieses verloren geglaubte Bild handelt.
Dieses Schleierbild hat vollkommen rätselhafte Eigenschaften, die alle jene ratlos machen, die es untersuchten. Das Bild ist ca. 20 mal 40 cm groß. Es ist hauchdünn und durchsichtig wie ein Seidenstrumpf. Aus der Nähe gleicht es einem großen Diapositiv. Professor Vittori von der Universität in Bari und Professor Fanti von der Universität in Bologna haben auf mikroskopischen Aufnahmen entdeckt, dass das gesamte Gewebe keinerlei Farbspuren aufweist. Weder auf den Gewebefäden noch zwischen ihnen wurde die geringste Spur eines Farbstoffes gefunden, auch nicht bei extremer Vergrösserung. Es gibt keine materiell ermittelbaren Farbstoffe, die das Bild erklären könnten.
Professor Pfeiffer von der Universität Gregoriana in Rom ist vor Jahren der Sache im Licht der Kunstgeschichte und früher Quellen der Christenheit erstmals wissenschaftlich nachgegangen und konnte nachweisen, dass das Bild aus Manoppello Bezugspunkt für ältesten Christusbilder zuerst im Osten und dann im Westen. Die Künstler haben dieses Bild nachgemalt.
Eine deutsche Trappistin, Schwester Blandina Paschalis Schlömer, hat nachgewiesen, dass das Gesicht auf dem Tuch von Manoppello millimetergenau deckungsgleich ist mit dem schattenhaften Gesicht Jesu auf dem Grabtuch von Turin, mit den realen Maßen und Proportionen ebenso wie mit allen Verletzungen, von denen der Gekreuzigte in jenem Tuch gezeichnet ist – nur ohne die dort noch sichtbaren offenen Wunden.
Wenn wir dieses Bild des Herrn betrachten, ein “Foto“, das er uns von sich selbst auf wunderbare Weise geschenkt hat: Er zeigt uns sein Antlitz, mit den Zeichen, die ihm unsere Sünden geschlagen haben: Die rechte Wange ist geschwollen, der Bart teilweise ausgerissen, die Nase angeschlagen. Stirn und Lippen haben beim nahen Hinsehen das Rosa frisch verheilter Wunden. Und wie blickt er uns an? Nicht in Verzweiflung, nicht schmerzerfüllt, nicht zornig, sondern unerklärliche Ruhe liegt im seinem Blick, aus seinen weit geöffneten Augen kommt uns mildes Erbarmen entgegen – ein Erbarmen, das uns einlädt, die Sünden zu bereuen und das Herzen zu Gott zu bekehren.