Verderbliche Eigenliebe

Über die verderbliche Eigenliebe, mit der der Mensch ganz von sich eingenommen ist und sich selber damit zugrunde richtet, gibt es einen alten griechischen Mythos:

Narzissos, der Sohn eines Flussgottes und einer Wassernymphe, war hübsch und von allen umworben, aber er wies alle, die ihn verehrten, zurück. Als er sich einmal am stillen Teich einer Wasserquelle niederließ, verliebte er sich in sein eigenes Spiegelbild, das er im Wasser sah. Narzissos erkannte nicht, dass es sein eigenes Bild war. Er wollte dieses Bild umarmen und er ertrank dabei.

Von diesem griechischen Mythos kommt auch das Wort „Narzissmus“, mit dem in der Psychologie diese krankhafte Verliebtheit in sich selbst bezeichnet wird. Eine kleine Fabel stellt diese Fehlhaltung auch sehr treffend dar:

Ein Pfau und ein Huhn gingen zum Standesbeamten, um sich trauen zu lassen. Als er das ungleiche Paar sah, fragte er skeptisch: „Meint ihr, dass das mit eurer Ehe wohl gut gehen wird?“ Darauf sagte der Pfau ganz stolz: „Das geht sicher gut, denn meine Frau und ich – wir lieben MICH so sehr!“

Aber mit dieser Einstellung kann es nicht gut gehen. Der hl. Augustinus hat einmal gesagt, dass jeder Geist, der aus der Ordnung Gottes fällt, sich selbst zur Strafe werden muss. Die Strafe für den, der nur sich selber sucht, ist, dass er sich selber findet (vgl. Gómez Davila), aber damit unglücklich wird, denn die Seele verwelkt. Erst wenn wir nicht mehr für uns selber leben, sondern uns für Gott und unsere Mitmenschen hingeben, finden wir die Erfüllung und werden glücklich.