Ihr seid das Licht der Welt!

Im Evangelium des 5. Sonntags im Lesejahr A weist uns Jesus in der Bergpredigt auf die hohe Berufung unseres Christseins hin: „Ihr seid das Licht der Welt. … Euer Licht soll vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ (Mt 5,14) Das ist ein hoher Auftrag, den uns Jesus hier übergibt. Es geht um unser Zeugnis für Christus.

Wir müssen uns bewusst sein, dass wir als sogenannte praktizierende Christen, d.h. als Christen, die jeden Sonntag zur hl. Messe gehen, sehr genau beobachtet werden, vor allem von jenen, die darin lau sind oder die den Glauben beiseite geschoben haben. Man hört oft von diesen Leuten das Argument, dass sie selber bessere Christen seien als diese „Pharisäer“, die ständig in die Kirche laufen und dann dies und jenes Schlimme tun. Sie scheinen genau zu wissen, was christlich ist und was nicht. Aber sie sagen dies nur, um sich zur rechtfertigen für das, was sie selber nicht tun.

Ob wir es wollen oder nicht, wir als Christen werden von der Welt immer genau beobachtet, denn wir sind das Licht der Welt, nicht weil wir so gut sind, sondern weil Jesus Christus die Wahrheit ist. Darum müssen wir darauf achten, dass unser Zeugnis für den Glauben auch wahr und echt ist. Unter welchen Bedingungen ist unser christliches Zeugnis authentisch?

1. Alles zur Ehre Gottes:
Wenn Jesus sagt, dass die Menschen unsere guten Taten sehen sollen, dann geht es nicht um eine pharisäische Zur-Schau-Stellung. Der entscheidende Unterschied zwischen einem Pharisäer und einem Jünger Christi liegt darin, dass ein Pharisäer seine guten Taten zeigt, damit er selber von den Menschen geehrt und anerkannt wird, der Jünger Christi aber tut alles, damit sein Vater im Himmel gelobt und gepriesen werde. Der beste Prüfstein dafür, ob es uns um die Ehre Gottes geht oder um die eigene Ehre, ist die Verfolgung oder der Undank. Wenn wir bereit sind, um des Glaubens willen auch Nachteile auf uns zu nehmen, dann wird dieses Licht zur Ehre Gottes umso heller leuchten und denen Halt und Orientierung geben, die ehrlich suchen.

2. Ein verborgenes Leben führen: Eine zweite Bedingung für das wahre Zeugnis ist das verborgene Leben. Wir müssen nur einige Verse in der Bergpredigt weiterlesen. Hier sagt Jesus genau das Gegenteil von dem, was wir uns vielleicht unter dem „Zeig¬en der guten Taten“ vorstellen könnten: Wenn du Almosen gibst, … wenn du betest, … wenn du fastest … zeige es nicht vor den Menschen, sondern vor deinem Vater im Himmel, der das Verborgene sieht (vgl. Mt 6,2-18). Wir sollen uns einerseits durch unser Tun als Christen bekennen und doch unsere christlichen Werke und Selbstverleugnungen verbergen. Je mehr wir nach Innerlichkeit streben, umso natürlicher wird auch das Bekenntnis sein, das wir ablegen.

3. Gehorsam gegen Christus und die Kirche: Unser Licht wird vor dem Menschen leuchten, wenn wir einfach im Gehorsam das zu tun suchen, was das Evangelium und die Kirche uns auftragen. Ein solches Bekenntnis wird nicht verborgen bleiben und es bewahrt uns davor, ein religiöses Theater daraus zu machen. Dazu ein Beispiel:

Ein junger Mann hat einmal erzählt, dass er am ersten Sonntag beim Militär ein Christ geworden sei. Er war in einer gläubigen Familie aufgewachsen, in der die sonntägliche hl. Messe dazugehörte. Als er zum Militär kam, wurde ihnen gesagt, dass für die Rekruten die Möglichkeit zur Sonntagsmesse bestehe. Er hatte einen inneren Kampf, weil er merkte, dass er wahrscheinlich der einzige in seiner Gruppe sein würde, der zur hl. Messe ging, und dass er mit dem Spott seiner Kameraden rechnen musste. Er hatte sich dann doch entschlossen zu gehen. Er war der einzige, der an diesem Sonntag die hl. Messe besuchte. Er hatte dafür auch manches einzustecken. Aber diese Tat hat seinen Glauben gestärkt und sie ist auch zum Licht für andere geworden. Denn an den weiteren Sonntagen schlossen sich auch andere an.

Die Strahlkraft und das Bekenntnis der ganz gewöhnlichen Art eines Christenlebens ist sehr groß. Unsere Worte und unsere Taten werden auf die Dauer gesehen zeigen, wo unser Schatz und unser Herz ist.