P. Bernhard Vosicky von den Zisterziensern in Heiligenkreuz bei Wien, ein gesuchter Beichtvater, berichtete: „Vor Jahren war ich in Annaberg, einem nationalen Heiligtum in Schlesien. Dorthin kommen im Juli viele Leute beichten: Junge, Alte, Polizisten, Soldaten, Priester stehen vor den Beichtstühlen Schlange. Einer der dortigen Franziskaner zeigt dann auf diese Leute und sagt: In Polen sündigt man noch, also gehen die Leute beichten. Bei euch sündigt man offenbar nicht mehr.“
Da liegt leider das Problem: Die Leute bei uns sündigen zwar auch, gehen aber nicht zur Beichte, weil sie die Sünde nicht erkennen oder einsehen wollen. Man hat sich daran gewöhnt, die Sünde als Kavaliersdelikt anzusehen oder sie einfach zu verdrängen. Ein schlechtes Gewissen haben viele zwar noch, aber dann verdrängen sie es auch wieder leicht. Und je mehr man abstumpft, umso schwieriger wird es. Viele sagen, sie wüssten gar nicht, was sie zu beichten hätten, und wenn ihnen etwas bewusst wäre, dann schämen sie sich, es zu beichten.
Ein Pfarrer sah einmal den Teufel vor der Kirchtür stehen und fragte ihn, was er hier mache. Er sagte: „Als die Leute sündigten, habe ich ihnen das Schamgefühl weggenommen. Jetzt gebe ich es ihnen wieder zurück.“ Man muss diese List durchschauen und mutig und ohne falsche Scham zur Beichte gehen. Jesus wartet mit seiner barmherzigen Liebe auf uns.