Am 1. Mai wurde Papst Johannes Paul II. in Rom seliggesprochen. Etwa 1,5 Millionen Menschen haben an der Seligsprechung teilgenommen. Johannes Paul II. war ein großer Zeuge des Glaubens und der Liebe Gottes. Oft hat er bei seinen Reisen in spontanen Gesten seine Hirtenliebe für die Kleinen und Unscheinbaren gezeigt, um die Menschen im Glauben zu stärken. Eine Begebenheit aus seinem Leben zeigt uns dies eindrucksvoll:
Bei seinem letzten Besuch in Polen im Jahre 1999 wollte Papst Johannes Pauls II. als alter und kranker Mann noch einmal einen Tag am masurischen See verbringen. Als junger Kaplan hatte er dort mehrere Kajaktouren unternommen. Am späten Vormittag äußerte der Papst überraschend den Wunsch: er würde gerne die Familie Milewski im Dorf Leszczewo besuchen – dort einen Blitzbesuch machen, der nicht geplant war!
Die Organisatoren waren baff. “Familie Milewski? – wer soll das überhaupt sein. Und warum dieser Besuch?” “Vor vierzig Jahren etwa habe ich dort” – so der Papst – “an einem besonders heißen Tag ein Glas kühler Sauermilch geschenkt bekommen.” Dem Papst war diese Begebenheit jetzt eingefallen. Er wollte gerne sehen, ob es den ärmliche Bauernhof noch gibt. Der Ortspfarrer wurde eingeschaltet. “Milewski? … Ja die Familie gibt es … Der Vater ist schon recht alt.” “Hören Sie, in einer Stunde kommt dort ein Bischof vorbei. Bereiten sie die Leute vor!” Kaum ist das ärmliche Haus etwas aufgeräumt, hält schon die Wagenkolonne. Der Papst steigt aus. Die Überraschung konnte nicht größer sein. Groß war auch die Verblüffung über den Grund des Besuchs, hatte doch der Herr Milewski unzählige Gläser Sauermilch im Leben verschenkt. Und jetzt kam der Papst bei ihm zu Besuch, um sich noch einmal bei ihm zu bedanken.
Eine Woche später wurde der Bauer von Journalisten gefragt, ob sich etwas bei ihm seit dem Besuch des Papstes verändert hätte. Seine Antwort: “Früher habe ich meine Armut oft verflucht. Es schien kein Sinn mehr im Leben zu sein. Und da kam der Papst zu uns und wusste unser Leben zu würdigen. Das hat meine Einstellung zu meinem Leben geändert.”
Die Tatsache, dass der Papst diesem einfachen Bauern seine Wertschätzung gezeigt hat, hat diesen Mann verändert. Rein äußerlich hat sich nichts verändert: immer noch dieselbe Armut und immer noch dieselbe Mühsal. Und doch ist alles anders seit dem Tag, als der Papst das Leben dieses kleinen Bauern durch seinen Besuch gewürdigt hat.
Diese Begebenheit ist ein Zeichen für uns. Wie wichtig ist es doch, dass wir uns an die Wohltaten erinnern, die wir von so vielen Menschen um uns empfangen haben. Eine Geste der Dankbarkeit und Wertschätzung baut die Menschen auf. Aber Jesus sagt auch: “Wer einem von diesen Kleinen auch nur einen Becher frisches Wasser zu trinken gibt, weil es ein Jünger ist – amen, ich sage euch: Er wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen” (Mt 10, 42). So wie der sel. Johannes Paul II. sich an diesen Bauern erinnert hat, so wird uns auch Gott alles lohnen, was wir aus Liebe und Erbarmen den Menschen tun.