Ève Lavallière (1866-1929) war zu ihrer Zeit in Paris ein großer Star, eine gefeierte Schauspielerin mit überragenden Fähigkeiten. Sie führte luxeriöses Leben, hatte viele Beziehungen. Einer ihrer Liebhaber, ein Baron, gab ihr den Künstlernamen Ève Lavallière, unter dem sie bekannt wurde. Es war der Name einer Geliebten von König Ludwig XIV., die dann aber ihr Leben völlig änderte und Karmelitin wurde. Eine solche Umkehr und Hinkehr des Herzens zu Gott hat auch Eugenie-Marie-Pascaline Fenoglio – so ihr ursprünglicher Name – vollzogen. Die Gottesmutter Maria hat sie diesen Weg geführt. Denn trotz aller Verirrungen hat sie den Blick auf Maria nicht verloren. Nach jedem großen Erfolg ließ sie die Blumen, die man ihr schenkte, in eine Kirche zum Marienaltar bringen.
Eugenie hatte in ihrer Kindheit nie erfahren dürfen, was mütterliche, elterliche Liebe bedeutet. Die Ehe ihrer Eltern war völlig zerrüttet. Die Streitigkeiten endeten eines Tages damit, dass der Vater, ein Lebemann, seine Frau und sich selbst vor den Augen der 18-Jährigen erschoss. Das junge temperamentvolle und sensible Mädchen irrte in der Folgezeit heimatlos in der Welt herum. Schließlich wandte sie sich dem Showbusiness zu. In Paris, am Theatre des Varietes, avancierte sie schnell zum Star und Publikumsliebling. Ihre einzige Rolle bestand jedoch darin, etwas anderes als sie selbst zu sein. So tief sich ihre Bewunderer vor ihr verneigten, so unglücklich fühlte sie sich mit der Zeit in der Tiefe ihrer Seele. Sie hatte keinerlei Halt.
Eines Tages, während eines Erholungsaufenthaltes auf dem Land, begegnete sie dem Pfarrer dieses kleinen Ortes. Anfangs belustigte sie sich über seine Glaubensüberzeugung. Doch die Art und Weise, wie er ihr entgegnete, machte sie tief betroffen. Irgend etwas begann in ihr zu arbeiten. So kam der Augenblick, da sie sich nicht länger der religiösen Entscheidung entziehen konnte. Durch die hl. Beichte erfuhr sie eine tiefe Begegnung mit der barmherzigen Liebe des Herrn. Sie hatte nun in Jesus Christus Lebensglück gefunden. Wie Maria Magdalena wollte sie in der Kreuzes-Nachfolge leben. Sie gab ihr bisheriges Leben völlig auf, kehrte nicht mehr auf die Bühne zurück. Sie lebte zurückgezogen und bescheiden auf dem Land und verschenkte ihren Besitz an die Armen. Sie suchte, so gut sie konnte, den Armen zu helfen.
Als einmal ein amerikanischer Journalist sie entdeckt hatte, machte er das Angebot: „Hier habe ich einen Blankoscheck, setzen Sie eine beliebige Summe ein und diktieren Sie uns Ihre Memoiren.“ „Meine Seele ist nicht zu verkaufen“, war ihre Antwort, obwohl sie nichts mehr besaß, außer der Treue ihrer Freundin Leonie. Sie wurde 63 Jahre alt. Auf ihr Grab ließ sie schreiben: „Du, der du mich erschaffen, erbarme dich meiner.“