Eines der bekanntesten Musikstücke der Barockzeit, das die Freude der Auferstehung und den Osterjubel in großartiger Weise zum Ausdruck bringt, ist das „Halleluja“ von Georg Friedrich Händel. Es ist ein Stück aus dem Oratorium „Der Messias“, das Händel im Jahre 1741 in London komponiert hat. Dieses „Halleluja“, wie auch diese Verherrlichung Jesu Christi im „Messias“ waren nicht bloß Produkt seiner genialen Begabung, sondern diese Musik ist geboren als ein Geschenk der Auferstehung aus einer tiefen Erfahrung der innerer Nacht des Leidens.
Georg Friedrich Händel wurde am 5. März 1685 in Halle a. d. Saale geboren. Er war schon als Kind ein musikalischer „Wunderknabe“ und entwickelte sich zu einem Musiker und Komponisten von gewaltiger Schaffenskraft. 42 Opern und 25 Oratorien, Kirchenmusik für den englischen Hof, sowie zahlreiche Werke für Orchester, Kammer- und Klaviermusik stammen aus seiner Feder. Er hatte in London, wo er bis zu seinem Tod am 14. April 1759 lebte, sogar ein eigenes Operhaus geführt, in dem seine Werke aufgeführt wurden.
Mitten in seiner Arbeit – er war 52 Jahre alt – erlitt er am 13. April 1737 einen Schlaganfall. Er war halbseitig gelähmt und es schien das Ende seines Schaffens zu sein. Der Arzt wusste nicht mehr weiter und schickte Händel schließlich in die heißen Bäder nach Aachen. Er sollte drei Stunden am Tag heiße Kurbäder nehmen. Doch Händel hatte einen eisernen Willen. Neun Stunden blieb Händel zum Erschrecken der Ärzte im heißen Bad. Er riskierte alles, um zurückzuerobern, was verloren schien. Und tatsächlich seine Kraft kehrte zurück. Nach einigen Wochen konnte er wieder auf der Orgel spielen. Stolz und dankbar kehrte er nach London zurück. „Aus der Totenwelt bin ich wieder zurückgekehrt“, sagte er und stürzte sich in die Arbeit.
Aber nun kam eine Prüfung anderer Art auf ihn zu. Die Zeit war gegen ihn. Das Interesse an den Opern sank. Durch einen strengen Winter mussten viele Vorstellungen abgesagt werden. Er sollte die Musiker bezahlen und hatte keine Einkünfte. Die Gläubiger verfolgten ihn. Was er vier Jahre vorher an seinem Körper erfahren hatte, geschah jetzt mit seinem Gemüt. Er war am Ende. „Wozu hat mich Gott auferstehen lassen aus der Krankheit, wenn die Menschen mich wieder begraben … ?“ Solche Gedanken brachte er nicht mehr aus dem Kopf. So irrte er am Abend oft verzweifelt in London herum. Erst spät nachts traute er sich heim, um den Gläubigern auszuweichen. Man schrieb den 21. August 1741. Wieder kehrte er mitten in der Nacht zurück. Da fiel sein Blick auf ein Paket, ein Bündel von beschriebenen Blättern. Obenauf ein Brief von Charles Chennens, dem Dichter, der ihm die letzten Opern und
Oratorien geschrieben hatte. „Ich hoffe, Sie, der große Meister, werden sich meiner armseligen Worte erbarmen …“ stand darin. Da sah er auf das Bündel Papier: „Der Messias“ hieß der Titel. Und die ersten Worte auf dem ersten Blatt trafen ihn zuinnerst: „Tröstet, tröstet mein Volk!“ Diese Worte waren wie ein Schöpfungswort in sein zerschlagenes Leben hinein. Kaum hatte er sie gelesen, hörte er sie schon als Musik. Es schien ihm, als seien diese Worte ihm persönlich von Gott zugesprochen.
Da packte er Feder und Papier und begann zu schreiben, Tag und Nacht, in unvorstellbarer Geschwindigkeit. Nach 22 Tagen war das große Werk vollendet. Und bis heute erinnert das gewaltige „Halleluja“ an Händels eigene Auferstehung. Für dieses Werk, das er später selber oft aufgeführt und dirigiert hat, hat er nie Geld genommen, sondern es immer für wohltätige Zwecke gegeben in Dankbarkeit für die „Auferstehung“, die ihm Gott geschenkt damals hat.