Bei einer Umfrage in den Pfarren Deutschlands und Österreichs, welche Lieder in ein neues „Gotteslob“ aufgenommen werden sollten, das in den nächsten Jahren herauskommen wird, erreichte das Lied „Segne, du Maria“ ganz unerwartet den ersten Platz in der Reihung der Kirchenlieder.
Dieses schlichte innige Lied bringt mit einfachen Worten und mit einer eingängigen Melodie genau das zum Ausdruck, was im tiefsten der Seele vieler gläubiger Menschen da ist: angesichts aller Mühen und Schwierigkeiten, die das Leben mit sich bringt, auch im Blick auf die Menschen, zu denen wir in Beziehung stehen, brauchen wir die Hilfe, den Segen und die Fürsprache der Gottesmutter.
Der Text zu diesem Lied stammt von Cordula Wöhler, die von Kindheit an ihren Weg mit Maria gegangen ist. Cordula Wöhler wurde 1845 in Mecklenburg geboren und stammt aus einem protestantischen Pfarrhaus. Von früher Kindheit an fühlte sie sich zu Maria hingezogen, die in einer alten, gotischen Pieta (Schmerzensmutter mit dem Leichnam Jesu auf den Knien) in ihrer protestantischen Kirche dargestellt war. Sie hat oft heimlich vor dieser Statue zu Maria gebetet. Als ihre Elter bemerkten, dass Cordula Maria verehrte, haben sie die Statue kurzerhand entfernt, da es nach protestantischer Vorstellung keine Verehrung für Maria geben darf.
Aber Cordula, die sehr intelligent und wissbegierig war, beschäftigte sich weiter mit dem Glauben und stieß auf verschiedenste Fragen, die den katholischen Glauben betrafen, vor allem die Frage nach der eucharistischen Gegenwart. Auf einer Reise lernte sie dann die katholische Kirche kennen und nach jahrelangem Ringen fasste sie den Entschluss, katholisch zu werden. Der Schritt war schwierig für sie, denn sie spürte gleich den Widerstand ihre Eltern und Geschwister, die ihr sagten, sie müsse von zu Hause weg, wenn sie katholisch würde. Sie suchte den Frieden und vertraute sich am letzten Tag des Maimonats 1870 (sie war 25 Jahre alt) der Gottesmutter an und schrieb das Gedicht „Segne, du Maria“. Kurz darauf teilte sie ihren Entschluss den Eltern mit. In dem Gedicht schrieb sie sich alle Anliegen von der Seele, vertraute all ihr Denken und Tun der Gottesmutter an.
Der Bruch mit ihrer Familie war aber unvermeidbar. Sie ging nach Tirol und fand dort eine neue Bleibe, arbeitete auf einem Bauernhof als Magd, später heiratete sie und war auch schriftstellerisch tätig. Nach längerer Zeit haben auch ihre Eltern und Geschwister ihren Weg in die katholische Kirche akzeptiert.
„Segne, du Maria …“ ist entstanden in der inneren Not, die ein entscheidender Schritt im Glauben und die Treu zum Ruf Gottes mit sich bringen kann. In der Ungewissheit dessen, was alles auf sie zukommen und im Wissen, dass es Opfer kosten und auch Leiden mit sich bringen würde, hat Cordula Maria angerufen, sich und ihre Lieben dem Segen der Gottesmutter übergeben. Das ist es, was auch wir immer wieder tun sollen.
Segne du, Maria,
Segne mich, dein Kind,
dass ich hier den Frieden,
Dort den Himmel find‘.
Segne all mein Denken,
Segne all mein Tun,
Laß in deinem Segen
Tag und Nacht mich ruh n‘!
Segne du, Maria,
Alle, die mir lieb;
Deinen Muttersegen
Ihnen täglich gib:
Deine Mutterhände
Breit auf alle aus:
Segne alle Herzen,
Segne jedes Haus!“
Segne du, Maria,
Alle, die voll Schmerz!
Gieße Trost und Frieden
in ihr wundes Herz!
Sei mit Deiner Hilfe
nimmer ihnen fern!
Sei durch Nacht und Dunkel
stets ein lichter Stern!
Segne du, Maria,
jeden der da ringt,
der in Angst und Schmerzen
Dir ein Ave bringt.
Reich ihm Deine Hände,
dass er nicht erliegt –
dass er mutig streite,
dass er endlich siegt.
Segne du, Maria,
unsre letzte Stund!
Süße Trostesworte
flüstre dann der Mund!
Deine Hand, die linde,
drück das Aug uns zu,
bleib im Tod und Leben
unser Segen du,
bleib im Tod und Leben
unser Segen du!
Noten von „Segen du, Maria“
Liedblatt (A5) mit drei Strophen in PDF-Format: Segne-du-Maria