Dr. Herbert Madinger, der Gründer und Leiter der Katholischen Glaubensinformation wurde 1952 als Spätberufener zum Priester geweiht. 2010 ist er 88-jährig verstorben. Mit seinen Schriften und Spruchplakaten, seinen Gebetsgruppen und die Initiativen der “Wander-Muttergottes” hat er vielen Menschen im Glauben geholfen. In seinem Büchlein “Der Jünger Christi” schildert er, wie er im Krieg selber zum Glauben gekommen war und den Weg zu seiner Berufung gefunden hat.
»Die endlosen Nächte unter freiem Himmel während der Gefangenschaft. Über uns die Sterne. Ringsherum die Kälte der Apriltage. Und in uns die Leere. Was ist das Leben? Wofür leben wir? Werden wir überhaupt jemals noch herauskommen aus dieser Hölle von Stacheldraht, Hunger, Gewalt und Hoffnungslosigkeit? So war es damals. War es nur in meinem Herzen so? Viele haben damals zu Gott gefunden. Wenn du satt bist und ein Dach über dem Kopf hast, wenn du morgens zur Arbeit gehst und abends vor dem Fernseher sitzt, kannst du das alles wahrscheinlich nicht begreifen: den Hunger der Seele!
Der Hunger des Leibes hat uns zwar dem Tode nahegebracht, und Hunderttausende sind damals verhungert während der Gefangenschaft; aber der Hunger des Leibes war vergleichsweise belanglos. Denn der große und eigentliche Hunger war tief drinnen im Herzen: „Bin ich allein unter dem großen Sternenhimmel der Nacht?“ … „Interessiert sich irgend jemand für mein Schicksal?“ „Hört mich jemand?”
Eines Tages fand ich einen ersten Angelpunkt. Zwei Dinge wurden mir klar. Erstens: „Es gibt eine Wahrheit! Ich darf meinen Freund nicht betrügen, nicht täuschen, nicht im Stich lassen.“ Denn wir alle waren damals nahe dem Verhungern. Es gibt eine Wahrheit! „Ich muss so leben, wie es der Wahrheit entspricht! Es ist nicht gleichgültig, ob ich meinen Freund verrate, ihm die Tagesration an Lebensmitteln unterschlage, ihm den besseren Schlafplatz wegnehme, oder ob ich ihm die Treue halte!“ Das war mir zuinnerst klar. Und ein Zweites: „Es gibt eine Liebe! Ich muss mich um meine Eltern und meine Schwester kümmern, die in der Russen-Zone in Gefahr sind!“ Damals wurde mir klar: „Es gibt eine Verantwortung für mein Leben. … “ Das waren die zwei Angelpunkte meines Gottesglaubens: Wahrheit und Liebe! Es gibt etwas über den Tod hinaus: nämlich die Rechenschaft über mein ganzes Tun und Lassen, über Wahrheit und Lüge, über Liebe und Verrat. Damals begann ich, an den Gott zu glauben, vor dem ich einst Rechenschaft geben muss über alles, was ich getan habe. Gott!
Dann kam jene Stunde, in der Gott mich heimgesucht hat. Ich war krank, lag im Spital ganz oben in einem Stockbett. Ein ungarischer Priester las, weil es Sonntag war, eine heilige Messe. Auch er war in Gefangenschaft, obwohl er uns längst hätte verlassen können. Ich verstand nichts von allem, weder das Latein der Messe noch die ungarische Predigt, noch das Gebimmel der kleinen Glocken, weder Wandlung noch Worte, aber Gott kam. Er hat mir das Glaubensbekenntnis, das ich seit Kindertagen nie mehr gehört oder gesprochen hatte, Satz für Satz vorgesagt. Es war, wie wenn Mächte aus dem Himmel vor mir diese Sätze ausbreiten würden, die ich doch nicht kannte, nicht verstand, nicht glaubte. Gott hat mir damals jeden Satz ins Herz geprägt, so wie man ein Zeichen in Stahl einprägt. Unauslöschlich. Es war für mich wie ein Wunder, denn ich hielt es für unmöglich, dass ich das Glaubensbekenntnis noch kannte. Aber seit dieser Stunde war der Glaube an alle diese Worte in mir! Von dieser Stunde an ging ich beichten, ging jeden Tag zur heiligen Messe, ging vor jeder Messe auf eine halbe Stunde in die Kirche zum stillen Gebet, ging jeden Tag zur heiligen Kommunion.
Seither hat mich der Glaube nie mehr verlassen. Nur der Glaube an Gott vermag mein Leben zu füllen. Sonst ist alles sinnlos.«
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Quelle: vgl.: http://www.vision2000.at (Gekürzte für die Druckausgabe des St. Antoniusblattes)