Im Evangelium wird uns berichtet, dass Jesus auf dem Weg nach Jericho den blinden Bartimäus geheilt hat. „Herr, ich möchte wieder sehen können“, war sein großer Wunsch. Und Jesus sagte zu ihm: „Dein Glaube hat dir geholfen.“ „Im gleichen Augenblick konnte er wieder sehen, und er folgte Jesus auf seinem Weg“ (Mt 10,52). Durch die Begegnung mit Jesus sind ihm nicht nur die äußeren Augen geöffnet worden, sondern vor allem die inneren Augen des Glaubens, die Augen seines Herzens, so dass er Jesus als Jünger nachfolgte.
Als wir das Sakrament der Taufe empfangen haben, wurden uns die inneren Augen des Glaubens geöffnet. Durch die Gnade des Glaubens ist unser Leben hell geworden. Wir dürfen durch den katholischen Glauben den wahren Sinn unseres Lebens erkennen und wir wissen, was wir tun sollen, um das ewige Leben zu erlangen.
Kardinal Meisner erzählte einmal von einer Begegnung nach einem Gottesdienst in der St.-Hedwigs-Kathedrale in Berlin: Eine blinde Frau ließ sich von ihren Begleitern an den Altar führen. Sie betastete den Altar liebevoll und ehrfürchtig und sagte: „Vor 60 Jahren habe ich hier die erste heilige Kommunion empfangen. Hier ging mir jenes Licht auf, das mein dunkles Leben erhellt hat.“
Wir können es gar nicht genug schätzen und dafür dankbar sein, dass wir durch Jesus Christus diese innere Heilung von der geistigen Blindheit empfangen haben. „Es gibt keinen größeren Reichtum, keinen kostbareren Schatz, kein reicheres Vermögen auf dieser Erde als den katholischen Glauben“, sagt der hl. Augustinus.
Aber wir erleben es heute, dass in vielen Menschen, die zwar getauft sind, dieses innere Licht des Glaubens erloschen ist. Sie lassen sich blenden vom Glanz dieser Welt. Es greift eine Finsternis und Blindheit des Geistes um sich, durch die man die Unterscheidungsgabe verliert: Was gut ist, wird für schlecht gehalten. Das Böse wird als gut dargestellt. Wahrheit und Lüge werden vertauscht. Die wahren Werte und der wahre Sinn des Lebens werden von vielen nicht mehr erkannt. Ja, sogar wir als gläubige Menschen, die sich bemühen Christus nachzufolgen, werden immer wieder erfahren, dass es eine innere Dunkelheit geben kann, in der unser Glaube auf die Probe gestellt wird.
Hier kann uns das Beispiel des Bartimäus zeigen, was für uns wichtig ist, damit wir wieder Licht empfangen und damit auch andere wieder sehend werden können.
Das Entscheidende, das Bartimäus getan hat: Er hat unermüdlich nach Jesus gerufen: „Jesus, hab Erbarmen mit mir!“ und dann die Bitte ausgesprochen: „Herr, ich möchte wieder sehen können!“ Dieses Rufen nach dem Herrn ist nichts anderes als das Gebet aus tiefstem Herzen. Jeder, der aufrichtig zu Jesus Christus betet, wird von Gott Licht und Hilfe empfangen. Der hl. Augustinus sagt:
„Glauben aber heißt: glauben, was du noch nicht siehst; und der Lohn dieses Glaubens ist: sehen, was du glaubst.“