Die aus Italien stammende Schwester Elvira Petrozzi hat 1983 die Gemeinschaft „Cenacolo“ gegründet. Sie hat gesehen, dass in unserer Gesellschaft immer mehr junge Menschen den Drogen und dem Alkohol verfallen und wollte es nicht hinnehmen, dass es für sie keine wirkliche Hilfe gab. „Der Ruf Gottes lässt dich Werke vollbringen und an Dinge glauben, die du selbst nie gedacht noch dir vorgestellt hättest,“ sagt sie über ihren Weg.
Am 16. Juli 1983 eröffnete sie, unter einfachsten Bedingungen, das erste Haus in Saluzzo, etwa 60 km südlich von Turin. Inzwischen sind es 60 Niederlassungen in verschiedensten Ländern geworden, in denen jungen Menschen mit Drogenproblemen geholfen wird, wieder neue Perspektiven für ihr Leben zu finden. Dies geschieht unter anderem durch das Vertrauen in die heilende Kraft des Evangeliums, den Weg in die christliche Gemeinschaft, das Gebet und die Arbeit. Mit dem Namen „Cenacolo“, den Mutter Elvira der Gemeinschaft gab, meint sie den Abendmahlssaal als einen Ort, „wo die Apostel sich in sich verkrochen und Angst hatten nach Jesu Tod – genauso geht es den Drogenabhängigen heute: sie sind schüchtern, ängstlich und stumm. Doch dann kommt mit Maria der Heilige Geist, der sie in mutige Zeugen verwandelt.“
Von welcher Kraft des Glaubens und der Liebe Mutter Elvira immer beseelt war, um den junge Leuten zu helfen, wirklich ein neues Leben zu beginnen, das zeigt eine Begebenheit aus der Anfangszeit. Es war der Tag, an dem sie verstanden hatte, dass sie auch die Zigaretten abschaffen müsse. Sie berichtet:
„Es waren inzwischen ein paar Jahre vergangen, und ich war an dem Punkt angelangt, an dem mir dieser Gedanke gekommen ist: ‚Ich bin diesen jungen Leuten nicht treu! Sie wollen sich von den Drogen befreien, und ich lasse sie mit Tabak in der Tasche rumlaufen.‘ Da spürte ich dieses ‚Treiben‘ in mir, und ich konnte nicht mehr widerstehen. Also habe ich mich eines Abends, als wir in der Kapelle waren, vor sie hingekniet und ihnen gesagt: ‚Jungs, ich möchte euch um Verzeihung bitten: Ihr seid hierhergekommen, um von den Drogen befreit zu werden. Und ich hatte Angst, dass ihr weggehen würdet, und habe euch das Rauchen erlaubt. Doch ab heute Abend wird in der Gemeinschaft nicht mehr geraucht! Dann habe ich ‚den Schlimmsten‘ zu mir gerufen, der immer um jeden Preis seine Zigaretten haben wollte und schon alles Mögliche angestellt hatte. Ihm habe ich gesagt: ‚Hole bitte eine Plastiktüte.‘ Alle Jungs saßen da, und er ging durch die Runde und jeder warf die Zigaretten, die er in der Tasche stecken hatte, in die Tüte. Dann habe ich gesagt: ‚Wenn jemand von euch gehen will und das zu Recht, der klopfe im Büro an und wir geben ihm genug Geld, um nach Hause zu kommen. Wenn er dann akzeptiert hat, dass hier nicht mehr geraucht wird, kann er jederzeit zurückkommen, ohne vorher ein Gespräch führen zu müssen.‘ Nun, wir haben ein großes Feuer gemacht, doch keiner hat sich vom Fleck gerührt, und niemand ist weggegangen. Alle haben diese Regel sofort akzeptiert! Da sieht man wieder meine Ängste! Denn auch ich habe in diesem Moment gelitten, denn ich wusste, dass sie an ‚dieser Kippe‘ hingen. Da habe ich verstanden, dass es nicht stimmt, dass die jungen Leute faul, ängstlich und gleichgültig sind! All das stimmt nicht! Sie sind fähig zu kämpfen, bereit zu leiden und Opfer zu bringen! Die jungen Leute sind die schönste ‚Klasse‘ der Welt, mit denen es mir wahrhaftig gut geht. Ich kann aus Erfahrung sprechen, denn ich habe mir die Hände und das Gesicht, das Leben und den Ruf mit ihren Problemen ‚beschmutzt‘, und nun kann ich über sie mit Unbefangenheit und Aufrichtigkeit sprechen. Sie wissen, dass mich nicht die Drogen interessieren, sondern das Leben! Heute spreche ich darüber, weil sie meine Lehrer waren und ich weiter von ihnen lernen möchte.“
Quelle: http://www.cenacolo.info