Ich möchte Priester werden – das stand für mich fest

Priesterwerden und Priestersein ist eine Berufung, die Gott schenkt und die wir von ihm erbitten müssen. Wie im Gleichnis vom Gutsherrn, der Arbeiter für seinen Weinberg sucht, kann dieser Ruf des Herrn zu verschiedenen Stunden ergehen.

Am 22. Dez. 2012 feierte Kardinal Joachim Meisner seinen  50. Priesterweihetag. In einem Interview mit der Kölner Kirchenzeitung erzählte er auch über seine Berufung zum Priestertum, die er schon in der „ersten Stunde“ erfahren hat.

Er sagt: „Ich kann mich nicht erinnern, dass ich je etwas anderes hätte werden wollen. Schon als kleines Kind bin ich sehr gerne mit zum Gottesdienst gegangen. Der Höhepunkt im Jahr war für mich immer die Fronleichnamsprozession. Das habe ich immer wie ein Stück Himmel auf Erden erlebt.“ Bei einer außergewöhnlichen Gelegenheit offenbarte er diesen Wunsch seinen Eltern: „Ich kann noch heute in Breslau die Stelle zeigen, wo ich mit fünf oder sechs Jahren, also 1938 oder 1939, meinen Eltern gesagt habe, dass ich Priester werden möchte. Es war an einem warmen Juniabend. Ich ging mit Vater, Mutter und meinen Geschwistern spazieren. Plötzlich zog eine Sternschnuppe über den Himmel. Vater sagte: Was ihr euch jetzt wünscht, das geht in Erfüllung. Kurz darauf wiederholte sich das himmlische Schauspiel, und Mutter fragte: ‚Habt ihr euch etwas gewünscht?‘ ‚Ja‘, antwortete ich. ‚Willst du uns das sagen?‘ ‚Ich möchte Priester werden.‘ Das stand für mich fest.“

Eine so junge Berufung braucht aber auch einen guten Nährboden, auf dem sie wachsen und reifen kann. Das ist für gewöhnlich die christliche Familie. Kardinal Meisner schildert, was er in seiner Familie erfahren hat:

„Geprägt hat mich natürlich auch das religiöse Leben in meiner Familie. Ein Beispiel: Der Vater ging alle vier Wochen zur heiligen Kommunion. Dazu gehörte natürlich vorher die Beichte. Am Samstagabend hat die Mutter uns Jungs immer hinausgeschickt mit den Worten ‚Der Vater bereitet sich auf die heilige Beichte vor. Geht hinaus, damit er Ruhe dabei hat!‘. Wenn der Kommunionsonntag kam, ging der Vater mit Frack und Zylinder zur Kirche. Und wir Jungs waren dann immer stolz auf unseren Vater, dem wir mit stolzgeschwellter Brust hinterhergegangen sind. Eines Tages haben wir den Vater gefragt, ob er nicht jeden Sonntag mit der Mutter zur Kommunion gehen könnte. Mein Vater hat mich groß angeschaut und gefragt ‚Warum denn das?‘. ‚Ja‘, haben wir geantwortet, ‚wenn ihr von der Kommunion kommt, seid ihr immer so lieb zu uns Kindern!'“