Herr, du weißt, dass ich dich liebe

Der Engel aber sagte zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht euch die Stelle an, wo er lag (Mt 28,5-6).

Im Evangelium von 3. Sonntag der Osterzeit hören wir von der Begegnung des auferstandenen Herrn mit Petrus. Jesus stellt Petrus dreimal die Frage: „Liebst du mich?“; er gibt dreimal die Antwort: „Du weißt, dass ich dich liebe“; und dreimal gibt ihm Jesus den Auftrag: „Weide meine Schafe!“. Mit diesen Worten überträgt Jesus dem Petrus die Aufgabe des höchsten und universalen Hirtenamtes für die Kirche, das er ihm schon früher versprochen hatte: „Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben“ (Mt 16,18-19).

Was am meisten in diesem Abschnitt des Evangeliums berührt, ist, dass Jesus dem Versprechen, das er Petrus gegeben hat, treu bleibt, obwohl Petrus dem Versprechen, das er Jesus gegeben hatte, ihn nie zu verraten, untreu gewesen ist.

Gott gibt den Menschen, wenn sie umkehren, immer wieder neue Möglichkeiten. Er streicht die Menschen nicht nach ihrem ersten Fehler aus seinem Buch.

Und was bewirkt diese Barmherzigkeit Gottes? Das Vertrauen und die Vergebung des Meisters haben aus Petrus einen neuen, starken, bis zum Tod treuen Menschen gemacht. Er hat die Herde Christi in den schwierigen Momenten ihrer Anfänge geweidet, als es notwendig war, aus Galiläa hinauszugehen auf die Straßen der Welt. Petrus war durch dieses Vertrauen Jesu dann auch fähig, endlich sein Versprechen einzuhalten, das Leben für Christus hinzugeben.

Das Gespräch zwischen Jesus und Petrus ist auf das Leben eines jeden von uns zu übertragen. Der heilige Augustinus sagt in seinem Kommentar zu diesem Abschnitt des Evangeliums: „Indem er Petrus fragte, fragte Jesus einen jeden von uns.“

Die Frage: „Liebst du mich?“ ist an jeden Jünger gerichtet. Das Christentum ist keine Ansammlung von Lehren und Praktiken; es ist etwas viel Innigeres und Tieferes: eine Freundschaftsbeziehung mit der Person Jesu Christi.

Oft hat Jesus die Menschen zu Lebzeiten gefragt: „Glaubst du?“, nie aber: „Liebst du mich?“. Er tut es nur jetzt, nachdem er in seinem Leiden und Sterben den Beweis erbracht hat, wie sehr er uns liebt.

Jesus will, dass die Liebe zu ihm im Dienst an den anderen besteht: „Liebst du mich? Weide meine Schafe.“ Nicht er will die Früchte dieser Liebe erhalten, sondern er will, dass diese Liebe zu ihm seinen Schafen zugute kommt. Es ist, als sagte er dem Petrus: „Ich betrachte das, was du für meine Herde tust, als tätest du es für mich“.

Auch unsere Liebe zu Christus darf keine rein innerliche oder sentimentale Angelegenheit bleiben, sondern sie muss im Dienst an den anderen zum Ausdruck kommen, im Tun des Guten am Nächsten. Mutter Teresa von Kalkutta sagte oft: „Die Frucht der Liebe ist der Dienst, und die Frucht des Dienstes ist der Friede.“

Quelle: Vgl. Zenit, Predigt v. R. Cantalamessa