Im Evangelium vom 20. Sonntag im Jahreskreis hören wir von Jesus die bedeutsamen Worte: „Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen! Ich muss mit einer Taufe getauft werden, und ich bin sehr bedrückt, solange sie noch nicht vollzogen ist.“ Jesus spricht hier vom Feuer des Heiligen Geistes, dem Feuer der göttlichen Liebe, das er in den Herzen der Menschen entzünden will. Aber dieses Feuer wird erst brennen, wenn er durch die Taufe seines Leidens und Sterbens am Kreuz hindurch in die Herrlichkeit der Auferstehung gelangt ist.
Wir als Getaufte haben nun dieses Feuer des Geistes empfangen. Und dieser Heilige Geist der Liebe gibt uns die Kraft, Jesus mit unserem Kreuz nachzugehen, um durch ihn zur Herrlichkeit des Himmels zu gelangen. Gerade die Heiligen sind uns hier große Vorbilder auf diesem Weg.
Am 22. Oktober 2010 wurde der Seligsprechungsprozess für den vietnamesischen Kardinal Franz Xaver Nguyen Van Thuan eröffnet, der 2002 verstorben ist. 13 Jahre, von 1975 bis 1988, verbrachte er als Bischof in verschiedenen Gefängnissen Vietnams. Davon war er neun Jahre lang in Isolationshaft, immer unter Aufsicht, in Kälte, Schmutz und bei mangelhafter Nahrung.
In einem Interview berichtete er: „In unserem Land gibt es ein Sprichwort, das sagt: ‚Ein Tag im Gefängnis wiegt so schwer wie tausend Herbste der Freiheit.‘ Das habe ich am eigenen Leib erfahren. … In der Dunkelheit der Nacht, mitten in diesem Meer der Angst, inmitten dieses Alptraums, begann ich nach und nach aufzuwachen: Ich muss der Wirklichkeit ins Auge sehen. Ich bin im Gefängnis. Ist das nicht vielleicht die beste Zeit, um etwas Großes zu tun? Während der langen Nächte voller Qualen kam ich zu der Überzeugung, dass es die einfachste und sicherste Art ist, Heiligkeit zu erlangen, wenn man den gegenwärtigen Augenblick lebt. Und so begann ich zu beten: ‚Jesus, ich will nicht auf die Befreiung warten, ich will diesen gegenwärtigen Augenblick leben und ihn mit Liebe erfüllen.'“
„Das Leiden ist sicherlich hart. Es ist dramatisch; manchmal übersteigt es unsere Kräfte. Man kann nicht sagen, dass der Schmerz an sich etwas Gutes oder Heiliges ist, denn menschlich gesehen ist es manchmal sehr hart. Wenn wir aber mit Christus, mit dem Kreuz mit Seinem Leiden vereint sind, dann wird alles anders.“
„Ich habe erkannt, dass ich nie verlassen war. Das war nicht nur eine Erkenntnis, sondern eine Erfahrung! Ich erlebte meine Schwachheit, die physische, geistige und spirituelle Schwachheit, denn als ich litt, war der Schmerz so groß, dass man dabei hätte sterben können. Da kann man nicht einmal mehr beten. Ich bin ein Nichts, die Gnade ist alles. Diese Erfahrung lehrt uns, dass man jeden Augenblick aus der Gnade lebt.“