Maria hat ihn letztlich nicht mehr losgelassen

Père ViotIn der Zeit vom 18. bis 25. Jänner begeht die Kirche immer die Gebetswoche um die Einheit der Christen. Jesus Christus hat die eine, heilige, katholische und apostolisch Kirche gegründet. Doch im Laufe der Geschichte hat es verschiedenste Abspaltungen von dieser einen Kirche gegeben. Das gemeinsame Merkmal aller Abspaltungen ist: Sie lassen etwas von der Fülle des katholischen Glaubens weg, sie reduzieren den Glauben; z.B. sie glauben nicht an die Sakramente, die Christus eingesetzt hat; sie glauben nicht an die Vorzüge, die Gott Maria gegeben hat, sie glauben nicht, dass Christus die Kirche auf das Fundament des Petrusamtes gebaut hat und es gibt noch andere katholische Glaubenswahrheiten, die sie ablehnen.

Aber im Laufe der Geschichte hat es auch immer wieder Menschen gegeben, die auf ihrer Suche nach Wahrheit die Fülle der Wahrheit im katholischen Glauben und in der katholischen Kirche entdeckt haben.

Einer der bedeutenden Konvertiten der letzten Zeit, der den Weg zur katholischen Kirche gefunden hat und Priester geworden ist, ist der aus Frankreich stammende, ehemals lutherische Bischof und Freimaurer Michel Viot.

In einem Interviewbuch, das zum 10 Jahrestag seiner Konversion herauskam, schildert er seinen Weg in die katholische Kirche.

Die Eltern ließen den 1944 geborenen Michel, wie auch die beiden Schwestern, katholisch taufen, obwohl der Vater ein militanter Freimaurer war. Im Alter von zehn Jahren besuchte er die Sonntagsschule, durch die seine Liebe zur Heiligen Schrift geweckt wurde, durch einen Besuch in Lourdes auch eine besondere Verehrung der Gottesmutter Maria, „die mich letztlich nie mehr wirklich loslassen sollte“, so Viot.  Als Jugendlicher lernte er während eines Urlaubs im Elsaß einen Lutheraner kennen, der ihn sehr beeindruckte. Im berühmt-berüchtigten französischen Mai des Unruhejahres 1968 wurde er im Alter von 24 Jahren zum lutherischen Pastor ordiniert und sechs Monate später in eine Freimaurerloge aufgenommen. „Meine Logeninititation hätte schon früher stattfinden können. Das ging familiär vorbereitet ganz glatt. Ich wollte aber zuerst Pastor werden und dann Freimaurer, weil mir zumindest klar war, dass Christus zuerst kommen sollte“, erzählt Viot. Die Freimaurerei zog ihn an, weil bereits sein Vater und die Freunde seines Vaters, die er schätzte, Freimaurer waren. Ihm gefiel das „Gerede von Offenheit, Kultur und Brüderlichkeit“.

Im August 1997 bekam er die Gelegenheit, als lutherischer Bischof von Paris Papst Johannes Paul II. vorgestellt zu werden. „Der Papst umarmte mich so fest, das werde ich nie vergessen. Und er flüsterte mir ins Ohr, daß er ungeduldig auf eine gemeinsame Erklärung zur Rechtsfertigungslehre hoffte“, so Viot.

Viele Lutheraner kritisierten jedoch schon kurz darauf, dass Johannes Paul II. zum Heiligen Jahr 2000 einen Ablass gewährte, also das, was Luther so sehr bekämpft hatte. Viot fühlte sich gedrängt, die Frage zu vertiefen. In einer Studie stellte er fest, dass die „moderne“ Form des Ablasses, wie er vom Konzil von Trient und zuletzt von Paul VI. definiert wurde, nichts mit den Missbräuchen zu tun hatte, die Luther 1517 so empörten. Diese Entdeckung und die lutherische Kritik führten ihn zum Schluss, dass die Einheit der Christen nur in der Einheit mit dem Nachfolger des Petrus möglich sein könne. Viot wurde sich bewusst, dass er nicht außerhalb dieser Einheit sterben wollte, vor allem, da bestimmte lutherische Strömungen sich immer offener vom gemeinsamen christlichen Erbe entfernten.

Noch im Heiligen Jahr 2000 äußerte Viot den doppelten Wunsch, katholisch zu werden und zum katholischen Priester geweiht zu werden.

Nachdem er sich auch von den Freimaurern gelöst hatte, wurde der bisherige Bischof 2001 als einfacher Laie in die katholische Kirche aufgenommen. Etwas mehr als ein Jahr später erfolgte seine Priesterweihe. Seither ist er Kaplan, Pfarrer Gefängnisseelsorger; und seither verfasste er bereits mehrere Bücher zur Verteidigung der katholischen Kirche und der katholischen Glaubenslehre.
Die Lutheraner „müssen entdecken, dass die marianischen und ekklesiologischen Dogmen keineswegs die heilsnotwendige Rolle Christi als einzigem und universellem Mittler verdunkelt, ganz im Gegenteil wird sie in ihnen erst vollkommen sichtbar.“