»”Wie kann ein gütiger Gott das zulassen?” ist eine Frage, die immer wieder sowohl von Gläubigen als auch von Ungläubigen gestellt wird. Die Gläubigen wollen damit die Schuld für etwas Böses Gott zuschieben und sich mit dieser Dialektik als schuldlos hinstellen. Sie wähnen sich ohne Sünde und werfen gewissermaßen “einen Stein” (Joh 8, 7) auf Gott. Die Ungläubigen hingegen stellen dieselbe Frage, aber mit dem sarkastischen Unterton: “Da habt ihr euren lieben Gott!” Entsprechend der Neigung des Menschen, die Schuld beim anderen zu suchen, wird diese Frage nur dann gestellt, wenn etwas Böses, nicht aber, wenn etwas Gutes geschieht. Da die meisten Menschen sich für schuldlos halten, wird Gott viel mehr beklagt als bedankt.«
Mit diesen Gedanken hat der katholische Naturwissenschaftler und Philosoph Max Thürkauf seine Betrachtungen im Büchlein zum Thema “Liebe – die Ohnmacht Gottes” eingeleitet.
Gott ist Liebe und Freiheit, und zur Liebe und Freiheit hat er auch uns Menschen erschaffen. Die schwersten Leiden dieser Welt aber fügen wir als Menschen uns gegenseitig zu, weil wir uns nicht an die Gebote Gottes halten. Liebe heißt, dass wir in Freiheit den Willen Gottes befolgen. Und darin liegt auch “die Ohnmacht des Allmächtigen”, dass seine Liebe uns nicht zwingt, das Gute zu tun und das Böse zu meiden.
»Die Frage “Wie kann Gott das Böse in der Welt zulassen?” ist daher von heuchlerischer Selbstgerechtigkeit. Wir müssten vielmehr fragen: “Wie können wir so lieblos unsere Freiheit missbrauchen und durch das Nichtbefolgen der Gebote Gottes das Böse in der Welt hervorrufen?” Nicht Gott, sondern wir lassen das Böse zu und bringen es überdies durch unseren Ungehorsam noch hervor.«
Jesus aber hat durch seine Liebe die Leiden, die aus der Bosheit kommen, getragen und uns erlöst. Er appelliert an unsere Freiheit, ihm darin nachzufolgen.