Sie glaubte immer an meine Rückkehr

eingangAls die Schriftgelehrten Jesus darauf hinwiesen, dass Mose die Ehescheidung erlaubt hat, verweist Jesus auf die ursprünglich von Gott gesetzte Schöpfungsordnung hin und bekräftigt die Unauflöslichkeit der Ehe. Für die katholisch geschlossene sakramentale Ehe ist deshalb diese Unauflöslichkeit ein Wesensmerkmal, das nicht geändert werden kann. Sie ist für die Eheleute eine Gnadenkraft, mit der sie durch alle Schwierigkeiten hindurch einander die Treue halten können.
Die sakramentale Ehe ist ein Bund, der nicht nur durch menschliche Liebe allein geschlossen wird, sondern dieser Bund wird durch Gott selber besiegelt. Es heißt ja: “Was Gott verbunden hat, darf der Mensch nicht trennen” Mk 10,9. Wie stark diese Gnade des Ehesakramentes ist, wenn die Eheleute daran glauben, kann an vielen Beispielen aufgezeigt werden. Hier ein wunderbares Zeugnis über die Bekehrung eines geschieden wiederverheitateten Arztes, der zu seiner Frau zurückkehrt:

»Therese und ich (Jean Claude) sind seit 1962 verheiratet. Ich bin Arzt mit eigener Praxis. Wir haben zwei Kinder. Ich lerne eine geschiedene Frau kennen, und um ehrlich zu bleiben und kein Doppelleben zu führen, lasse ich mich 1971 scheiden. Therese geht mit den Kindern nach Lille. Sie akzeptiert die Scheidung nicht. In Lille arbeitet sie als Schulärztin. Die 9 Jahre Ehe werden mit Schweigen bedeckt. Meiner zweiten Frau bin ich nicht treu und sie mir auch nicht.
1983 lernt meine zweite Frau einen 18 Jahre jüngeren Mann kennen, lässt sich scheiden und ruiniert mich, denn ich lasse alle finanziellen Mittel spielen in der Hoffnung, dass ich sie früher oder später zurückgewinne. Zwei Jahre stehe ich der Leidenschaft des neuen Paares gegenüber: körperliche Bedrohung, … (wie in einem schlechten Film). Ich bleibe also allein, einsam, ruiniert und ohne Familie zurück und plane sogar Selbstmord, zu dem es aber Gott sei Dank nicht kommt. Um durchzuhalten, schreibe ich während dieser Zeit jeden Abend auf, was ich während des Tages erlebt habe.
Eines Tages beschließe ich, meine Rechnung mit Gott zu begleichen. Am 27. Oktober 1984 gehe ich zur Beichte. Während der ganzen Hinfahrt heule ich Rotz und Wasser. Um 15 Uhr gibt mir ein Pater die Lossprechung, und ich frage ihn, ob ich jetzt zur Kommunion gehen kann. 14 Jahre lang habe ich das nicht getan. Er sagt zu mir: “Ja, wenn Sie allein sind.” “Was soll das heißen?” “Ihre zweite Frau ist nicht Ihre Frau, Ihre Frau ist die Mutter Ihrer Kinder.”
Und in diesem Augenblick, an diesem letzten Sonntag im Oktober 84 um 15 Uhr habe ich die Gewissheit, dass dieser Mönch die Wahrheit sagt. Genau in diesem Augenblick hat sich mein Leben total verändert. Mir wurde bewusst, dass ich beichten gegangen war, um mit dem Herrn reinen Tisch zu machen, damit Er mir als Gegenleistung helfen sollte, meine zweite Frau zurückzugewinnen. Und dieser Mönch sagte mir, ich solle mich um meine erste Frau kümmern. Ich antwortete: “Wir sind seit 14 Jahren getrennt, ich sehe keine Chance, dass wir wieder zusammenkommen.” “Aber können Sie sich um Ihre Kinder kümmern?” “Ja, das möchte ich gern tun.”
Einige Monate später nahm ich Kontakt mit den Kindern auf und durch sie fand ich ihre Mutter wieder, die sie aufgezogen hatte. Das war möglich geworden, weil Therese immer an die Gnade des Ehesakraments geglaubt hat; in den manchmal riesigen Schwierigkeiten glaubte sie immer an meine “Rückkehr”.«