Der niederländische Priester Nars (Bernardus) Beemster, der 2002 zum Priester geweiht wurde, und heute Rektor des Wallfahrtsortes “Unserer Lieben Frau zur Not” in Heiloo ist, hat in einem eindrucksvollen Bericht seinen Berufungsweg geschildert. Hier eine Zusammenfassung:
Als Sohn eines Tulpenzwiebel-Bauern träumte er davon, Maschinenbauingenieur zu werden. Doch kurz bevor er zum Studium kam, passierte etwas, das allem eine neue Richtung gab. In der Nacht vom 19. auf den 20. Aug. 1990 – er wusste damals als 20-jähriger nicht, dass es der Gedenktag seines Namenspatrons, des hl. Bernhard, war – traf er sich mit seinen Freunden in der Kneipe des Nachbardorfes. Nach einem ausgiebigen Saufgelage geriet seine Gruppe vor dem Lokal mit einer anderen alkoholisierten Gruppe in Streit und es kam zu einer Massenschlägerei. Als geübter Boxer konnte er sich normalerweise kräftig wehren. Aber in dieser Nacht war es so betrunken, dass er von den anderen regelrecht ins Koma geprügelt wurde.
Erst nach eineinhalb Tagen erwachte er im Krankenhaus. Laut Polizeibericht hatte man ihn bewusstlos in einer großen Blutlache vor einer Kirchtür gefunden. Wie er dorthin gelangt war, blieb ihm unerklärlich. Sein Gesicht war total zerschlagen, und neben einem mehrfachen Nasenbeinbruch hatte er schwere Hirnschäden mit Gleichgewichtsstörungen und Lähmungen erlitten. Anfangs hoffte er, dass er bald wieder mit seinen Freunden so weitermachen konnte wie früher, doch der Heilungsprozess dauerte mehr als sechs Jahre.
Als er erfuhr, dass ein früherer Box-Kollege Selbstmord begangen hatte, und ein anderer Freund durch einen Motorradunfall gelähmt war, wurden seine Verzweiflung und seine Ängste über seinen eigenen Zustand so groß, “dass ich”, wie er sagt, “eines Nachts aus dem Bett stieg, niederkniete und mit meinen 21 Jahren das erste Herzensgebet sprach: ‘Gott, ich kenne Dich nicht, aber ich weiß, dass Du existierst. Ich wage es kaum zu sagen und verdiene es nicht, doch ich bitte Dich: Hilf mir!’ Heute sehe ich, wie wunderbar mich Jesus erhört hat.”
Nars war zwar von Kindheit an immer zur Sonntagsmesse gegangen, auch wenn er nicht begriff, was da bei der hl. Messe vor sich ging. “Doch erst nach jener denkwürdigen Augustnacht … ging ich bewusst zur Kirche. … Mehr und mehr fasziniert vom Glauben, las ich viel darüber. Tief trafen mich 1995 in einem Fatima-Buch die Worte der Gottesmutter an die drei Hirtenkinder: ‘Viele Seelen kommen in die Hölle, weil sich niemand für sie opfert und für sie betet.’ Entsetzt musste ich mit meinen 24 Jahren feststellen: ‘Es gibt eine Hölle, und wenn ich mein Leben nicht radikal ändere, werde ich wahrscheinlich dort enden.’ Wie von selbst trugen mich meine Schuhe damals zum alten Dorfpfarrer, bei dem ich die hl. Beichte ablegte. Welch befreiender Moment!”
Nach fünf Jahren wollte Nars seinen früheren Freunden erstmals etwas von seinen Glaubenserfahrungen erzählen. “Die Jungs, fast alle ungläubig, meinten nur lachend: ‘Wenn’s dir was bringt und du das brauchst, okay. Aber lass uns damit in Ruhe. Hej, Ober, bitte zehn Bier für uns, und ein Glas Weihwasser für Nars!’ Ich nahm es diesen ‘starken Männern’ nicht übel, dass es in ihrer Welt, die auch einmal die meine war, keinen Platz für Gott gab.”
“Mir hingegen bedeutete es viel, Jesus und Maria immer mehr den ersten Platz im Leben zu geben. Sogar meine Freundin verstand das leider nicht, und sie beendete 1995 unsere schöne Beziehung mit den Worten: ‘Du liebst ja Gott mehr als mich.’ Und wenn es anfangs auch weh tat, so stellte sich doch heraus, dass sie recht hatte.” “Mein Schmerz half mir indirekt zu meinem heutigen Glück.”
Quelle: Triumph des Herzens, 2013 Nr. 117 (Zusammenfassung) Foto: Screenshot