Wenn du mein Kind sein willst …

maria-claudeAm 8. Dez. feiert die Kirche das Hochfest der unbefleckten Empfängnis Mariens. In der Wundertätigen Medaille, die Maria uns durch eine Offenbarung an die hl. Katharina Laboure geschenkt hat, wird das Geheimnis ihrer Gnadenmittlerschaft dargestellt. Sie als die Unbefleckte Empfängnis zertritt der Schlange den Kopf und von ihren Händen gehen die Strahlen der Gnade aus. Auf der Medaille steht geschrieben: „O Maria, ohne Sünde empfangen, bitte für uns, die wir zu dir unsere Zuflucht nehmen.“

Viele große Gnadenwunder hat Gott durch diese Medaille gewirkt. Eine besonders ergreifende Begebenheit über das Wirken Mariens hat der Steyler Missionar P. Robert O’Leary SVD (1911-1984) aus seiner Erfahrung als Gefängnisseelsorger erzählt.

Claude Newman (1923-1944), ein Schwarzer, der bei seiner Großmutter auf den Baumwollplantagen in der Nähe der Stadt Vicksburg in Mississippi (USA) aufgewachsen war, hatte als 19-jähriger seinen Stiefgroßvater erschossen, weil er nicht mitansehen konnte, wie dieser Mann seine geliebte Großmutter misshandelte. Er wurde eingesperrt und zum Tod auf dem elektrischen Stuhl verurteilt.

Eines Tages entdeckt Claude bei einem seiner Mithäftlinge ein ovales Blättchen, das jener an einem Bindfaden um den Hals hatte. Als Claude ihn nach der Bedeutung dieses Blättchens fragte, riss dieser sich die Medaille vom Hals und warf sie fluchend vor Claudes Füße. Es war eine Wundertätige Medaille. Claude hängte sie sich nun als Schmuck um seinen Hals.

In jener Nacht wurde Claude durch eine Berührung am Handgelenk geweckt, und da stand neben ihm, wie er später erzählte „die schönste Frau, die Gott je geschaffen hat.“ Sie sagte zu ihm: „Wenn du mich zur Mutter haben möchtest, und wenn du mein Kind sein willst, so lass einen Priester der katholischen Kirche rufen.“

So wurde P. O’Leary zu Claude gerufen. Claude war nicht getauft, hatte keine Ahnung vom Glauben und konnte auch nicht lesen und schreiben. Aber mit größtem Eifer begann er nun sich im Katechismusunterricht auf die Taufe vorzubereiten. Die Begeisterung Claudes steckte auch einige seine Mithäftlinge an.

Am 16. Jän. wurde Claude getauft und am 20. Jän. 1944 sollte die Hinrichtung vollzogen werden. Die Wärter und die Gefängnisleitung hatten noch nie einen Verurteilten gesehen, der sich auf seine Hinrichtung so freute, wie Claude es tat. Aber 15 Minuten vor dem Termin kam der Bescheid, dass die Hinrichtung noch einmal 14 Tage aufgeschoben würde. Claude war enttäuscht. Er sagte: „Ach, ihr versteht gar nichts! Hättet ihr jemals ‚ihr‘ Gesicht gesehen und in , ‚ihre‘ Augen geschaut, so würdet ihr keinen einzigen Tag länger leben wollen. Was nur habe ich in den vergangenen Wochen falsch gemacht?“, fragte er den Priester, „dass Gott mir meinen Heimgang verweigert? Warum nur muss ich noch zwei Wochen auf Erden bleiben?“

Auf den Rat von P. O’Leary hin begann nun Claude für seinen Mithäftling James Hughs zu beten und zu opfern, der gänzlich verhärte, immer gegen Gott und die Kirche fluchte, der Claude immer hasste und unter dem Claude auch viel zu leiden hatte.

Mit diesem Gebet und Opfer waren seine letzten Tage gefüllt. Und so opferte Claude auch sein Sterben für ihn auf.

Drei Monate später war die Hinrichtung von James Hughs. Fluchend und voll Hass saß er schon auf dem elektrischen Stuhl. In letzter Sekunde aber rief er plötzlich nach eine Priester. Pater O’Leary war sofort zur Stelle. So konnte Huges noch beichten. Der Grund für seine Sinnesänderung: Claude war ihm erschienen – hinter ihm stand Maria – und sagte, dass er für ihn gebetet und geopfert hat.

Belehrt durch die Gottesmutter

Pater O’Leary, der im Gefängnis Claude Newman und seinen Mitgefangenen Glaubensunterricht gab, bemerkte, dass Claude auch von der Gottesmutter unterrichtet wurde, die ihm in seiner Zelle in der Nacht öfter erschien.

Als P. O’Leary die Beichte besprechen wollte, sagt Claude: „Darüber weiß ich Bescheid! Die Dame hat mir gesagt, dass wir, wenn wir zur Beichte gehen, nicht vor dem Priester niederknien, sondern vor dem Kreuz ihres Sohnes. Und wenn uns unsere Sünden wirklich leidtun und wir sie bekennen, fließt das Blut, das Er für uns vergossen hat, über uns und wäscht uns rein von allen Sünden.“ Und seine Kameraden ermutigte er: „Habt keine Angst zu beichten! Ihr sagt eure Sünden wirklich Gott und nicht dem Priester. Wisst ihr, die Gottesmutter hat mir erklärt: Wir sprechen durch den Priester zu Gott, und Gott spricht durch den Priester zu uns zurück.“

Auch über die Eucharistie belehrte ihn Maria: „Die Gottesmutter sagte mir, dass die Hl. Kommunion nur für mein Auge wie ein Stück Brot aussieht, dass die weiße Hostie aber wirklich und wahrhaftig Ihr Sohn ist. Sie erklärte mir auch, dass Jesus nur für kurze Zeit auf diese Weise in mir sein wird, und zwar genau so, wie Er damals in ‚ihr‘ war, ehe Er in Betlehem geboren wurde. Deshalb solle ich die Zeit mit Ihm gleich verbringen, wie sie es ein Leben lang tat: Ihn liebend, Ihn anbetend, Ihn preisend und um Seinen Segen bittend und Ihm dankend. Ich solle mich in diesen Minuten um niemanden und nichts anderes kümmern, sondern die Zeit mit Ihm allein verbringen.“