Gott wirkt seine Wunder meist durch die weisen Fügungen seiner Vorsehung. Aber er braucht Herzen, die bereit sind, die Liebe zu üben und Glauben zu haben. Wie ein solches Wunder geschehen kann, zeigt uns die folgende Begebenheit aus Amerika.
Anna war sechs Jahre alt, als sie hörte, wie ihre Mutter und ihr Vater über ihren kleinen Bruder Jonathan sprachen. Sie wusste, dass Jonathan sehr krank war, und eine teure Operation brauchte. Sie wusste aber auch, dass ihre Familie fast kein Geld mehr hatte, und es niemanden gab, der ihnen genug leihen würde. Da hörte sie, wie ihr Papa sagte: „Nur ein Wunder kann Jonathan noch retten.“
Da hatte Anna eine Idee. Aufgeregt rannte sie in ihr Zimmer und suchte alles Geld zusammen, das sie gespart hatte. Das müsste genug sein. Mit ihrem Geld in der Tasche schlich sich Anna aus dem Haus und lief zur Apotheke ein paar Häuser weiter.
Vor dem Ladentisch wartete sie etwas ungeduldig darauf, dass der Apotheker auf sie aufmerksam wurde, denn er unterhielt sich gerade mit einem gutgekleideten Mann.
„Und was möchtest du?“, fragte er nach einiger Zeit genervt. „Siehst du nicht, dass ich mich mit jemandem unterhalte?“ „Ich möchte bei ihnen ein Wunder kaufen“, sagte Anna. „Für meinen kleinen Bruder; er ist sehr krank, und mein Papa hat gesagt, dass nur ein Wunder ihn retten kann.“ „Wir verkaufen hier keine Wunder, Mädchen“, antwortete der Apotheker.
Da beugte sich der andere Mann – er war der Bruder des Apothekers – über den Ladentisch zu Anna. „Was für ein Wunder braucht dein Bruder denn genau?“ „Ihm wächst irgendwas Böses im Kopf, und wir können die Operation nicht bezahlen. Darum brauche ich ein Wunder. Ich habe ein bisschen Geld dabei, wenn es nicht reicht, kann ich auch noch mehr holen.“
„Wie viel Geld hast du denn“, wollte der Bruder des Apothekers wissen. „Zwei Dollar und elf Cent.“ Der Mann lächelte freundlich: „Was für ein Zufall! Genau so viel kostet ein Wunder. Zeig mir doch einmal, wo du wohnst, ich würde mir deinen Bruder gern einmal anschauen.“
Der Bruder des Apothekers war ein Chirurg, spezialisiert auf Neuro-Chirurgie. Die Operation wurde kostenlos durchgeführt. Es dauerte nicht lange, und Jonathan ging es besser. Er konnte wieder nach Hause. „Diese Operation war ein richtiges Wunder“, sagte Annas Mutter. „Ich wüsste gern, was die gekostet hat.“ Anna, die es gehört hatte, lächelte. Sie wusste jetzt genau, was ein Wunder kostet: Zwei Dollar und elf Cent. -Und den Glauben eines Kindes.