Madre Laura Montoya Upegui (1874 – 1949) ist die erste heiliggesprochene Kolumbianerin. Sie gründete eine Missionsgemeinschaft, die sich ganz der Evangelisierung der Ureinwohner von Kolumbien widmete. In ihrer Autobiographie, die sie im Auftrag ihres Bischofs verfasste, berichtet sie von einer wunderbaren Begebenheit, die uns zeigt, dass wir in allen Stürmen und Unwettern unseres Lebens auf Gottes Macht vertrauen sollen. Die hl. Laura erzählt:
»Auf einem Gang durch den Dschungel, von einer Missionsstation zur anderen, begleitete mich einmal ein Indiomädchen. Wir waren noch nicht lange unterwegs und gingen gerade an einem Fluss entlang, der sich am Fuß des Andengebirges dahinschlängelte, als vor uns dunkle Regenwolken aufzogen. Ein mächtiger Sturm kündigte sich durch Blitze und Donnerrollen an. Als wir uns in die Richtung umwandten, aus der wir gekommen waren, sahen wir, dass sich auch dort ein riesiger Sturm zusammenballte. Ebenso bildeten sich zu unserer Linken und Rechten rasch schwere Gewitterwolken. Das Indianermädchen rief verängstigt: „Schau, Madre, diese ‚vier Regen‘ werden uns wegspülen!“ – „Ja“, antwortete ich ihr, „da kann man nichts machen. Wir werden das aus Liebe zu Gott ganz einfach ertragen.“ Aufgeregt drängte das Mädchen: „Bist du nicht die Freundin Gottes? Also, warum lässt du es zu, dass der Regen uns durchnässt? Hast du mich vielleicht nicht gern, Madre?“ – „O, ich liebe dich sehr, Töchterchen“, erwiderte ich ihr, „doch wenn Gott diesen Regen schickt, der uns durchnässen wird, was können wir dagegen tun?!“ Da schimpfte sie aufgebracht: „Es ist deine Schuld, wenn der Regen mich durchnässt, denn du könntest deinen Gott bitten, keinen Regen zu schicken. Er wäre bestimmt gut zu dir und würde es nicht regnen lassen.“ Diese Worte rührten mich, denn sie zeigten mir deutlich, dass die Indianerin in Wirklichkeit ein Wunder erwartete. Sie vertraute tatsächlich darauf, Gott könnte es verhindern, dass ‚die vier Regen‘ losbrachen … Nun warteten wir gemeinsam nur noch darauf, welcher der ‚vier Regen‘ uns als erster erreichen würde. Das gewaltige Herantosen der Regenschauer hörte sich an, als würden Berge zusammenstürzen und massenhaft Geröll mit in die Tiefe reißen. Schon schlugen Blitze links und rechts von uns ein, und auch mir wurde angst und bange. Verrückt vor Angst schrie das Mädchen: „Das ist deine Schuld! Das ist deine Schuld!“ In dem Moment betete ich zu Gott:
„Herr, zur Verherrlichung Deines Namens und um dieses Indiomädchen zu bekehren, bitte ich Dich voll Vertrauen, zeige Deine Macht der Barmherzigkeit!“
Kaum hatte ich inständig ein Vaterunser gebetet, erreichte uns auch schon der Regen aus allen vier Richtungen.
Doch wir setzten unseren Fußmarsch von weiteren 45 Minuten unverdrossen fort, und zwar komplett trocken! Denn der Regen, der vor uns niederprasselte, wich stets vor unserem nächsten Schritt zurück. Der Regen hinter uns blieb immer im gleichen Abstand von zwei, drei Meter Entfernung. Und die Regenschauer links und rechts von uns hielten ebenfalls eine gleichbleibende Distanz von drei bis vier Metern. Als wir endlich die Missionsstation erreichten, meinten die wartenden Schwestern natürlich, wir müssten tropfnass sein. Sie traten voll Mitleid aus dem Haus und waren höchst erstaunt, uns gänzlich trocken ankommen zu sehen. Ebenso verblüfft blickten sie auf den trockenen Kreis um uns herum, der bis zum Hauseingang reichte und auf den nicht ein einziger Regentropfen gefallen war. Nur unsere Füße und Schuhe waren nass, weil sie den Boden berührt hatten, der jeweils von den Regenschauern vor uns durchtränkt worden war. Ansonsten war kein einziger Wassertropfen auf uns gefallen. Da sagte das Indiomädchen zu den sprachlosen Umstehenden: „Gott ist sehr gut zu dieser Madre!“ Und mein Herz war nach all dem Erlebten voll Dankbarkeit Gott gegenüber, der dieses große Wunder für ein armes unbeachtetes Indiomädchen gewirkt hatte.«
Quelle: Autobiografia S. Laura Montoya Upegui