Unser Christsein ist ein Leben aus dem Heiligen Geist. Jesus hat vor seine Himmelfahrt noch ganz praktische Anweisungen gegeben, in welcher Weise sie den Heiligen Geist erwarten sollten. “Geht nicht weg von Jerusalem, sondern wartet auf die Verheißung des Vaters, die ihr von mir vernommen habt. … ihr aber werdet schon in wenigen Tagen mit dem Heiligen Geist getauft” (Apg 1,4f).
1.) Zuerst sagt er: “Geht nicht weg von Jerusalem.” Das hat eine tiefere Bedeutung: Jerusalem ist ja der Ort, an dem Christus unsere Erlösung durch seine Hingabe am Kreuz erwirkt hat. Darum sollte Jerusalem auch der Ort sein, an dem der Heilige Geist kommt. Auf unser Leben übertragen bedeutet dies, dass wir dort, wo unser Kreuz im Leben steht, auch den Heiligen Geist empfangen werden. Eines der Zeichen unserer Zeit ist es, dass heute so viele Menschen irgendwie auf der Flucht vor dem Kreuz sind: auf der Flucht vor ihrer Verantwortung, vor ihren Pflichten und Bindungen, vor dem eigenen Leben und seinen Belastungen. Aber wer von dem Ort davonläuft, an dem das Kreuz des Herrn in seinem Leben steht, der wird auch die Kraft von oben nicht empfangen. Darum sagt der Herr: Bleibt in Jerusalem.
2.) Es heißt weiter: “Wartet auf die Verheißung des Vaters.” Die Apostel sollten also in aller Geduld auf die Ankunft des Heiligen Geistes warten. Mit einer unruhigen Ungeduld bringt man in den Dingen Gottes nichts voran. Das ist auch eine Mentalität unserer Zeit: dieses “Nicht-Warten-Können”. Man muss alles, was man sich wünscht, sofort haben. Man kann z.B. nicht warten mit dem Zusammenleben bis zur Ehe, oder man wird ungeduldig mit den Mitmenschen, weil sie nicht so sind, wie wir sie haben möchten. Das geduldige Ausharren, ist aber die beste Vorbereitung auf den Heiligen Geist, ja die Geduld ist schon eine Kraft von oben. Es ist auch interessant: Jesus hat zu den Aposteln gesagt: Ihre werdet “schon in wenigen Tagen mit dem Heiligen Geist getauft.” Wir würden uns unter “wenigen Tagen” vielleicht drei, vier Tage vorstellen. Es waren aber 10 Tage. Mit der Zahl 10 ist die Fülle der Zeit gemeint, die Stunde Gottes.
3.) Jesus verheißt den Aposteln, dass sie mit dem Heiligen Geist getauft werden. Er macht ihnen bewusst, dass sie den Heiligen Geist als ein Geschenk empfangen. Nicht sie selber müssen etwas tun und leisten, sondern Gott wird etwas an ihnen tun, sie eintauchen in den Heiligen Geist. Wir sind heute ganz stark in Versuchung, unser Leben und den Wert unseres Menschseins ganz auf eigene Leistung aufzubauen. Nur was wir selber gemacht haben, zählt, und der Mensch wird nur nach seiner Leistung beurteilt. Aber die entscheidenden Dinge im Leben sind immer ein Geschenk, eine Gnade. Aber die Gnade Gottes will uns dazu bewegen, dass wir mit ihr mitwirken. Der Heilige Geist als ein Geschenk Gottes will uns dazu bewegen, so zu denken, so zu handeln und zu lieben, wie Jesus Christus es getan hat.