Jesus hat einmal zu seinen Jüngern gesagt: “Hütet euch vor den falschen Propheten; sie kommen zu euch wie (harmlose) Schafe, in Wirklichkeit aber sind sie reißende Wölfe” (Mt 7,15).
Dieser Gedanke vom Wolf im Schafspelz ist auch sehr anschaulich im Märchen vom “Wolf und den sieben Geißlein” dargestellt. Der böse Wolf tunkt seine Pfote in Mehl und macht seine Stimme mit Kreide weich und sanft, um den kleinen Ziegen wie eine gute Mutter zu erscheinen. Er kommt als Unschuldslamm und ist doch der reißende Wolf.
Wie viele Menschen tauchen ihre groben Hände in das ‘Weißmehl der bürgerlichen Unschuld’ und machen ihre rauen Stimmen und Sitten mit etwas ‘Anstandskreide’ sanft und verführerisch. Doch innen drin wohnt der Wolf, reißend und hinterlistig gemein. Das idealistische Menschenbild geht davon aus, dass der Mensch manche Fehler und Schwächen hat, aber im Kern gut und edel ist.
Das Menschenbild des Evangeliums sieht den Menschen in seinem Innersten verwundet. Er ist zu wirklich heilbringendem Guten nicht fähig, auch wenn er sich ‘weiße Pfoten’ und eine sanfte Art zulegt. Der Mensch ist ein Wolf, und er soll ein Lamm werden; nicht indem er sich äußerlich verkleidet, sondern indem er von innen her verwandelt wird zu einem neuen Sein.
Damit ist der Kampf und das Ziel unseres Lebens angedeutet: vom Wolf unserer gefallenen Natur nach zum Lamm des erlösten Menschen. Nur Jesus Christus, das Lamm Gottes, gibt uns die Möglichkeit der Verwandlung, wenn wir uns mit unserer alten Natur ihm anvertrauen.