Gott ist ein guter und weiser Vater, der uns durch Jesus, seinen Sohn, zur Heiligkeit erziehen will, damit wir ewig bei ihm sein können. Aber zuweilen haben wir den Eindruck, dass er uns Prüfungen, Aufgaben und Herausforderungen auferlegt, die unsere Fähigkeiten weit übersteigen, in denen wir uns von ihm allein gelassen fühlen und einfach im blinden Glauben weitermachen müssen. Die folgende Begebenheit ist ein treffendes Gleichnis dafür, wie der Herr uns erzieht.
In seinem Buch The Dance of Hope (Der Tanz der Hoffnung) erzählt William C. Frey von einem blinden Studenten namens John, den er 1951 an der University of Colorado betreute. Eines Tages fragte er John, wie er blind geworden sei. Der Student erzählte ihm von einem Unfall, den er als Jugendlicher gehabt hatte. Er hatte dabei nicht nur sein Augenlicht, sondern auch jegliche Hoffnung verloren. „Ich war verbittert und wütend auf Gott, dass er so etwas zulassen konnte“, erzählte John. „Und meine Wut ließ ich an allen aus. Wenn ich schon keine Zukunft hatte, dann wollte ich auch keinen Finger mehr krumm machen. Sollten sie mich doch bedienen. Ich verzog mich auf mein Zimmer und kam nur noch zu den Mahlzeiten heraus.“ Das Geständnis überraschte William. Er spürte bei seinem Studenten keinerlei Bitterkeit oder Wut. Wie hatte er das geschafft? Er verdanke dies seinem Vater, erklärte John. Dieser hatte seine Mitleidstour irgendwann satt und wollte, dass sein Sohn ins Leben zurückfand. Also erinnerte er ihn daran, dass der Winter vor der Tür stand, und trug ihm auf, die Sturmfenster zu befestigen. „Und mach das ja, bis ich wieder zu Hause bin, sonst … “ Mit diesen Worten stürmte sein Vater aus dem Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu.
John war wütend. Fluchend und vor sich hin brummend tastete er sich zur Garage vor, fand Fenster, Stehleiter und Werkzeug und machte sich an die Arbeit. „Wenn ich von der Leiter falle und mir das Genick breche, wird ihnen das noch leidtun.“ Aber er fiel nicht herunter. Fenster für Fenster kämpfte er sich um das gesamte Haus und erledigte die Aufgabe.
Und der Auftrag verfehlte seine Wirkung nicht. John lernte wider Willen, dass er doch noch etwas tun konnte, und baute sich langsam sein Leben wieder auf. Erst Jahre später erfuhr er noch etwas über diesen Tag. Als John seinem Lehrer dieses Detail der Geschichte erzählte, traten Tränen in seine blinden Augen: „Später habe ich dann herausgefunden, dass mein Vater zu keinem Zeitpunkt an diesem Tag mehr als anderthalb Meter von mir entfernt war!“