Maria wurde mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen. Das Ende ihres Lebens war nicht der Tod als eine Trennung von Leib und Seele, durch die der Mensch aufhört, ein ganzer Mensch zu sein, weil nur mehr die Seele weiterlebt, während der Leib bis zur Auferstehung dem Zerfall preisgegeben ist.
Doch für Maria war das Ende ihres irdischen Lebens ein wunderbarer Übergang in die Verherrlichung von Leib und Seele, es war ein glückseliger Heimgang zu ihrem Sohn. Weil Maria so selig und glücklich aus dieser Welt gegangen ist, so wird sie all ihren Kindern, die sie als ihre Mutter lieben und verehren, gerade in der letzen Stunde der größte Trost sein, sie mit inniger Liebe zu Jesus erfüllen und ihnen auch Anteil geben an dieser Seligkeit, mit der sie ins ewige Leben hinübergegangen ist. Ein Beispiel:
Der Priester und Komponist Hermann Kronsteiner beschreibt in seinem Büchlein „Eine Mutter und 11 Kinder“ das vorbildliche Leben seine Mutter Hedwig Kronsteiner, die das Herz Jesu und die Gottesmutter sehr verehrte und täglich den Rosenkranz betete. Er erzählt auch, wie seine Mutter starb und was ihre letzten Worte waren:
»Die Mutter fürchtete sich sicher nicht vor dem Tod. Sprach sie doch oft: „Aufs Sterben freu‘ ich mich eigentlich, steht doch schon in der Heiligen Schrift: ‚Und am letzten Tag wird sie lachen – nämlich die Hausfrau‘ – und eine Hausfrau bin ich ja.“
Es kam der 19. April des Jahres 1940, ein Freitag. Die Mutter stand, wie seit langem gewohnt, um 4 Uhr früh auf, hielt ihre morgendliche Gebetsstunde, ihr „Gespräch mit Gott“. Um 7 Uhr früh besuchte sie mit ihrem „Schott“ die heilige Messe und empfing die heilige Kommunion. Diese war, ohne dass sie es ahnte, ihre „Wegzehrung“.
Den Tag über verbrachte sie als „Großmutter“ in Gesellschaft und mit der Betreuung ihres Enkels, des kleinen Otto.
Um 8 Uhr abends gingen Vater und Mutter – wie alle Tage – in ihr Schlafzimmer zum Familienfoto, beteten eine Zeit lang still, dann segneten sie jedes Kind einzeln mit Kreuz und Weihwasser. Dann gaben sie, auch wie gewohnt, einander das Segenskreuz auf die Stirn. Hierauf beteten sie das übliche Weihegebet. Das war ihr letztes gemeinsames Beten und ihr Abschied, ohne dass sie es wussten.
Nachher begab sich die Mutter allein in ihre Küche und wollte sich noch ihren gewohnten Kaffee kochen.
Da muss es gewesen sein: Es überkam sie eine Ahnung, dass ihre Tage, ja ihre Stunden gezählt sind, ja dass es vielleicht nur mehr Minuten sind …. Da muss sich die Mutter doch gedacht haben, ein Letztes will ich noch sagen, aufschreiben – Briefpapier, Feder und Tinte lagen immer bereit. Aber sie nahm sich nicht mehr Zeit, dies herbeizuholen. „Ich hab nicht mehr viel Zeit – wohin soll ich es schreiben … ja, da liegt eine Postkarte, vor einigen Tagen geschrieben vom Hermann, jetzt Kaplan in Sierning bei Steyr, da ist noch ein kleines Plätzchen frei, …. „. Und dahin schrieb sie, mit Bleistift nur, sehr schwach, aber klar ihr Letztes … [ihr letztes Gebet] „Mache mit mir, was du willst, nur gib, dass ich dich vollkommen liebe!“
Dann sank sie zusammen; bei ihrer Arbeitsstätte, am Herd. … um Mitternacht starb die Mutter friedlich. ‚Mitten in der Nacht erscholl der Ruf: Auf, der Bräutigam kommt, geht ihm entgegen, Christus, dem Herrn.’«