Marguerite Barankitse (60 J.) aus Burundi kümmerte sich seit 1993, als der Bürgerkrieg in ihrer Heimat ausbrach, um nahezu 30.000 Waisen- und Flüchtlingskinder. Heute ist die tiefgläubige Katholikin weltweit als “Mama Maggy”, als “die Mutter der 10.000 Kinder” bekannt und sie wird nicht müde zu betonen: “Jedes Leben ist heilig. Wenn man Liebe hat, kann einen nichts ängstigen oder aufhalten, denn die Liebe kann niemand aufhalten, keine Armee, kein Hass, keine Verfolgung, kein Hunger, nichts!” Sie erzählt aus ihren Erfahrungen:
Es war mitten im Bruderkrieg der zwei Volksstämme der Hutu und Tutsi. Eines Tages trat ein 15-jähriger Kindersoldat mit seiner Kalaschnikow vor Maggy hin und sagte kalt: “Ich bringe dich jetzt um, aber ich töte die Menschen auf den Knien. Deshalb kniest du dich jetzt hin!” Unerschrocken erwiderte sie ihm: “Ich knie mich nur vor dem Herrn nieder.” Da sah sie, dass der Junge einen Rosenkranz um den Hals hängen hatte, und fragte ihn ruhig: “Weißt du, was du da trägst?” – “Ja, das ist ein Glücksbringer, den ich bei jemandem am Hals fand, den ich getötet habe.” – “Ach, dann sage ich dir jetzt, was das wirklich ist”, fuhr sie ruhig fort. Und schon begann Maggy, ihm den Rosenkranz zu erklären und was die verschiedenen Geheimnisse bedeuten. Am Schluss sagte sie: “Um genau zu verstehen, was der Rosenkranz ist, beten wir ihn jetzt. Und weil wir jetzt beten, knie ich mich hin, und du kniest dich auch hin.” Es war kaum zu glauben! Der Junge mit dem Sturmgewehr war einverstanden, und beide beteten tatsächlich auf den Knien den ganzen Rosenkranz. Die Gottesmutter muss dabei das Herz des Jungen berührt haben, denn danach gestand er Maggy: “Jetzt kann ich dich nicht mehr töten.” Stattdessen bat er sie um Verzeihung. Und Maggy vergab ihm nicht nur, sondern machte ihn drei Jahre später sogar zu ihrem Chauffeur.
Marguerite Barankitse, die mit fünf Jahren ihren Vater durch Gewalt verloren hatte, bekam als Halbwaise daheim sehr schön die christliche Verzeihung und Nächstenliebe vorgelebt. Bereits als 24-jährige Französischlehrerin adoptierte Maggy als katholische Tutsi ihr erstes Kind, ihre Schülerin Chloé, eine protestantische Hutu, die eben Vollwaise geworden war. Zum entscheidenden Wendepunkt in Maggys Leben kam es am 24. Okt. 1993 in Ruyigi, als eine Gruppe von Tutsi, unter ihnen auch mehrere Cousins von Maggy, vor ihren Augen in einem Racheakt 72 Hutu bestialisch ermordeten. Einige Stunden nach dem Gemetzel scharten sich 25 Hutu-Kinder, die überlebt hatten, traumatisiert um Maggy. Das wies der 36-Jährigen die Berufung, “ein Licht der Verzeihung zu entzünden”: Tutsi hatten die Eltern der Kleinen ermordet, eine Tutsi soll ihnen nun eine liebevolle Mutter werden. Nach einer Woche waren es weitere 80 Kinder, einen Monat später 200. Das war die Geburtsstunde von “Maison Shalom”, dem “Haus Shalom”, wo alle Kinder, einerlei ob Tutsi oder Hutu, unterschiedslos in ihrer Würde geschätzt und besonders zur Gottes- und Nächstenliebe erzogen werden. “Mama Maggy”, die im Laufe der Jahre unsägliche Massaker mit ansehen musste, bezeugt weltweit bei Vorträgen ganz offen: “Wenn ich nicht Christin wäre, hätte ich schon viele Male Selbstmord verübt. Kraft hole ich mir täglich aus dem Gebet und vor allem durch die hl. Messe. So schenkt mir mein Glaube, den mir niemand nehmen kann, auch in den dunkelsten Momenten Friede und Zuversicht. Nur der Geist der Liebe macht es möglich zu verzeihen und uns zu versöhnen. So bin ich überzeugt, dass das Böse nicht das letzte Wort hat. Der Glaube und die Liebe versetzen Berge von Hass.
Quelle: vgl.: Triumph des Herzens