Eine der wunderbaren Begebenheiten in der heiligen Schrift, die uns die göttlichen Macht des Herr offenbaren, ist die Stillung des Seesturmes. Die Apostel glaubten schon, dass sie in den Wellen untergehen würden, während der Herr im Boot schlief. Voll Angst weckten sie Jesus. Da gebot er machtvoll dem Sturm und der Wind und die Wellen legten sich. Das war ein eindrucksvolles Zeichen dafür, dass Jesus wirklich der Herr ist über alle Mächte und Gewalten dieser Welt. Zu seinen Jüngern aber sagt er: „Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?“ (Mk 4,40).
Wir haben vielleicht den Eindruck, dass solche Wunder Vergangenheit sind. Aber der Herr wirkt auch in unserer Zeit noch solche Zeichen, damit wir Vertrauen in ihn haben und in den vielen Gefahren und Bedrängnissen alle unsere Ängste überwinden. Er ist ja bei uns, vor allem im Sakrament der Eucharistie.
Es war im Jahre 1906 in Kolumbien/Südamerika. Die Stadt Tumaco liegt auf einer kleinen Insel an der Pazifikküste im Süden des Landes. Am 31. Jänner wurde diese Gegend um 10.00 Uhr vormittags von einem heftigen Erdbeben erschüttert. Viele Häuser stürzten ein. Die Leute eilten hilfesuchend zur Kirche, und baten den Pfarrer, P. Larrondo und seinen Kaplan, P. Moreno, beide Augustiner, gleich eine Bittprozession zu beginnen, damit sie vor weiterem Schaden bewahrt blieben. Als die Leute aufs Meer hinausschauten, sahen sie, wie das Wasser, obwohl es nicht die Zeit der Ebbe war, immer mehr von der Küste zurückwich und einen breiten Landstreifen zurückließ. So war es bisher noch nie geschehen. Weit draußen im Meer sahen sie, wie sich eine riesige Wassermauer aufstaute, die bald zurück an die Küste kommen, die ganze Stadt überfluten und alles zerstören würde. Angesichts dieser unheimlichen Gefahr eilte der Pfarre geistesgegenwärtig in die Kirche, holte das Allerheiligste, und lief damit in Richtung Meeresstrand. Den Leuten rief er zu: „Kommt alle zum Strand! Möge Gott mit uns Erbarmen haben.“
Beeindruckt von seinem Mut, folgten ihm viele Leute. Als sie die riesige Welle sahen, die sich der Küste näherte, schrieen sie vor Angst und glaubten, dass ihr Ende gekommen sei. P. Lorrendo aber schritt vor den Augen aller mit hoch erhobener heiliger Hostie der herantosenden Riesenwelle entgegen, und er segnete sie, als sie ihren Höhepunkt erreicht hatte.
In diesem Moment hielt der Wasserberg – entgegen allen Naturgesetzen – plötzlich in seinem gewaltigen Ansturm inne, stand einen Augenblick still und flutete dann langsam zurück in das offene Meer, wo er sich still verlief.
„Ein Wunder, ein Wunder“, riefen alle ergriffen, denn wie gebannt hatte die vom Tod bedrohte Menge die Rettung erlebt. Weinend und jubelnd umringten sie P. Lorrendo und singend und betend zogen sie mit dem Allerheiligsten zurück zur Kirche. Die Macht der eucharistischen Gegenwart des Herrn, die sich in Tumaco gezeigt hatte, wurde weitum bekannt.
Dieses Wunder aber kann uns im Glauben stärken, dass der Herr uns auch in allen „Erdbeben“ der Seele und allen Flutwellen der Versuchung bewahren wird. In der eucharistischen Anbetung können wir seine Macht und Hilfe erfahren.