Nur mit der hl. Theresia allein habe ich gesprochen

Unser Glaube an die konkrete Hilfe und Fürsprache der Heiligen im Himmel, der Engel und auch der Armen Seelen kann nicht groß genug sein. Die folgende, sicher bezeugte Begebenheit kann uns zu diesem Vertrauen auf die Hilfe des Himmels ermutigen: 

Es geschah zu Beginn des Jahres 1934. In Ägypten hatte wieder einmal eine antichristliche Welle das Land erfasst und führte unter anderem dazu, dass viele Christen durch Kündigung seitens ihrer meist muslimischen Arbeitgeber ihre Arbeitsplätze verloren. Dieses Schicksal traf auch eine junge christliche Angestellte im ägyptischen Postministerium in Kairo. Es wog um so schwerer für sie, als sie mit ihrem bescheidenen Lohn auch noch den Lebensunterhalt ihrer kranken Mutter und ihres blinden Bruders bestreiten musste. Sie sollte ihren Arbeitsplatz sofort verlassen. Tief getroffen von dieser Nachricht, eilte die junge Christin in eine Kirche in Kairo und vertraute dort im Gebet der heiligen Theresia von Lisieux ihre Sorgen an. Mit anderen Menschen hatte sie über die Kündigung noch kein Wort gesprochen.

Als die junge Frau am späten Vormittag in das Ministerium zurückkehrte, teilte ihr ein Amtsdiener mit, der Postminister selbst wolle sie sprechen. Der Minister höchstpersönlich? Was lag da wohl vor? Hatte sie doch während ihrer ganzen Tätigkeit im Ministerium noch nie persönlich mit ihrem höchsten Vorgesetzten gesprochen, ja sie kannte kaum seinen Namen. Äußerst gespannt und erregt betrat sie des Ministers Arbeitszimmer. „Sind Sie Fräulein X?“, eröffnete der Minister das Gespräch. „Sie haben es gewagt, die von mir getroffene Entlassungsverfügung mit anderen zu diskutieren und haben jemand zu mir geschickt, der sich über Ihren Fall bei mir beklagte. Mehr noch! Ihre Verschwiegenheit im Dienst, Ihre guten Leistungen als Büroangestellte, die Tatsache, dass Sie vorbildlich für Mutter und Bruder sorgen, dies alles und noch mehr ist mir mit Leidenschaftlichkeit vorgetragen worden in der Absicht, dass ich Ihre Entlassung rückgängig machen soll.“ Nach kurzer Pause fuhr der Minister in ruhigerem Ton fort: „Ich möchte Ihnen sagen, dass ich Ihre Kündigung zurückziehe … Was sagen Sie jetzt?“

Die junge Frau war vom Inhalt dieses Gesprächs wie niedergeschmettert und antwortete: „Herr Minister, ich versichere Ihnen, dass ich mit niemand über meine Kündigung gesprochen habe. Ich habe keinen Menschen um Hilfe und Verteidigung bei Ihnen gebeten. Ich verstehe deshalb nicht, was Sie eben sagten.“ „Leugnen Sie es doch nicht ab“, gab der Minister zurück. Ihre Abgesandte war bei mir – vor einer Stunde. Es war eine schöne junge Frau, groß, mit grünen Augen. Sie trug einen Schleier, ein Kleid aus kastanienbraunem Wollstoff und einen weißen, etwas zu kurzen Mantel.“

Da zog die junge Angestellte aus ihrer Tasche ein Bild der heiligen Theresia von Lisieux, zeigte es dem Minister und sagte: „Nur mit dieser allein habe ich gesprochen, mit niemand anderem.“ – „Aber das ist sie ja, die zu mir gekommen ist und die ich gesehen habe“, rief der Minister aus. „Kann sein“, gab die junge Frau zurück, „aber diese Frau ist schon am 30. September 1897 gestorben, vor 37 Jahren.“

Der Minister sprang in sein Vorzimmer und sprach die Bediensteten an: „Sie ließen doch heute vormittag eine junge Dame zu mir vor, und Sie haben doch auch gesehen, wie ich diese Dame später wieder zur Ausgangstür zurückgeleitete?“ „Herr Minister“, antworteten die befragten Bürodiener, „keine junge Dame wollte Sie sprechen. Allerdings haben wir Sie, Herr Minister, an Ihrer Bürotür stehen sehen. Und Sie machten dabei Gesten, als wollten Sie jemand verabschieden. Und Sie sprachen dabei ganz allein.“