Am 2. Oktober begeht die Kirche den Gedenktag der hl. Schutzengel. Gott hat jedem von uns einen Engel zur Seite gestellt, der uns auf unserem Weg zum ewigen Leben begleitet. Eine Folge der Erbsünde ist es ja, dass wir in unserer Seele eine Neigung zum Bösen haben, die auch mit der Taufe nicht weggenommen wird. Darum hat Gott uns als Gegengewicht zu dieser Neigung einen Schutzengel gegeben, der uns beständig anleitet, diese falsche Begierlichkeit zu überwinden. Er ist ein treuer Verbündeter des göttlichen Lebens, das wir in der Taufe empfangen haben. Was seine Aufgaben sind, wird sehr schön in einem alten liturgischen Gebet zusammengefasst: “Erhöre uns, Herr, heiliger Vater, allmächtiger ewiger Gott, und sende uns vom Himmel deinen heiligen Engel herab, damit er alle, die an diesem Ort versammelt sind, bewache und unterstütze, beschütze, besuche und verteidige, durch Christus unseren Herrn.” Hier werden fünf Tätigkeiten genannt, an die wir uns als gläubige Menschen immer erinnern sollten.
1) Der hl. Schutzengel bewacht in unserer Seele die Erinnerung an unsere ursprüngliche Ähnlichkeit mit Gott. Wir sind nach dem Bild Gottes geschaffen, aber wir vergessen oft, dass wir uns auch wie Gott verhalten sollen, in unserem Denken, Fühlen, Sprechen und Handeln. Jesus sagt ja: “Seid vollkommen, wie eurer himmlischer Vater vollkommen ist.” Der Schutzengel wacht darüber, dass wir das nicht vergessen.
2) Der Schutzengel unterstützt in unserer Seele den guten Willen, auf dem Weg der Heiligkeit voranzuschreiten. Aber er ersetzt niemals unseren Willen durch seinen Willen. Unser Wille bleibt immer und überall frei. Er gewährt uns sofort seine Hilfe, wenn unsere Entscheidung oder unsere Wahl dem Willen Gottes entspricht, oder er betet für uns, wenn unsere Wahl nicht Gott entspricht.
3) Der Schutzengel besucht uns, das heißt, er steigt von seiner höheren Position in den Bereich unserer menschlichen Aktivitäten herunter, um uns seine Gegenwart erfahren zu lassen. Manchmal ist er ja gezwungen, sich nicht an der Aktivität der Seele zu beteiligen, da sie im Widerspruch zum göttlichen Bild der Seele steht.
4) Aber unaufhörlich schützt der Schutzengel den Menschen, indem er das Versagen der menschlichen Sinne ausgleicht, die durch die Erbsünde ihrer Voraussicht beraubt wurden. Er ist der “Hellseher”, der uns in Versuchungen und bei seelischen und leiblichen Gefahren hilft und rettet, weil er sie voraussieht. Er warnt, informiert und hilft uns, recht zu urteilen. Was er jedoch nie tut, ist, die Gelegenheiten zur Versuchung selbst zu beseitigen, denn ohne Versuchungen und Prüfung gibt es keinen geistlichen Fortschritt.
5) Schließlich verteidigt er seinen Schützling, wie eine Mutter ihr Kind immer verteidigt, ob es nun gut oder schlecht ist. Das ist das Geheimnis der Liebe, die im Herzen des Schutzengels lebt. Es ist eine “mütterliche Liebe”, die er für uns hat, um uns vor dem Teufel, dem großen Ankläger, zu verteidigen.