Am 14. September feiern wir das Fest Kreuzerhöhung, das uns an die Auffindung des Kreuzesholzes Jesu in Jerusalem erinnert. Der hl. Paulus hat sehr tief erkannt, dass das Kreuz Christi unsere Rettung ist: “Ich bin mit Christus gekreuzigt worden; nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir” (Gal 2). Eine Geschichte aus der griechischen Mythologie, die auch die Kirchenväter auf Christus hin gedeutet haben, zeigt uns, warum wir uns an das Kreuz Christi binden sollen.
Der Dichter Homer hat in seinem Buch der “Odyssee” die zehnjährige Irrfahrt des Helden Odysseus auf der Heimreise noch Griechenland geschildert. Er kam auf seiner Fahrt auch zu den Inseln der Sirenen. Die Sirenen faszinierten mit ihren verführerischen Stimmen die Seeleute so sehr, dass diese ihren Kurs verließen, um jenen herrlichen Stimmen zu folgen. Aber der neue Kurs war tödlich, denn die Schiffe zerschellten dann an den Klippen. Um an der Gefahr der Sirenen vorbeizukommen, ließ Odysseus seinen Gefährten die Ohren mit Wachs verstopfen und er selbst ließ sich an den Mastbaum binden, damit er nicht von den verführerischen Stimmen weggelockt werden konnte. So entkamen er und seine Gefährten der unwiderstehlichen Versuchung und sie überlebten.
Auch wir sind auf der Fahrt unseres Lebens von manchen Stimmen und Verführungen bedroht. In den gefährlichen Fahrwassern unserer Zeit müssen wir den richtigen Kurs halten und dürfen nicht ins Verderben abweichen. Aber dazu müssen wir einerseits die Ohren verschließen gegen die verlockenden Lügen dieser Welt und uns auch anbinden lassen an das Kreuz Christi, indem wir der Berufung, die uns Gott gegeben hat, treu bleiben. Wenn wir uns an die Liebe Jesu Christi, an sein Kreuz, binden, sind wir wirklich frei und unabhängig von allen anderen Stimmen. An den gekreuzigten Herrn gebunden zu sein, das ist die Freiheit des Lebens.