Die hl. Mutter Teresa besuchte in Kalkutta des Öfteren eine Familie, mit der sie sehr freundschaftlich verbunden war und die ihr in den Anfangszeiten viel geholfen hatte.
Bei einem dieser Besuche, so wird berichtet, war auch die erwachsen gewordene Tochter des Hauses anwesend, die plötzlich begann, sich bei Mutter Theresa über die Korruption in der Verwaltung Kalkuttas zu beklagen. Die junge Frau meinte: „Mutter Teresa, können Sie uns nicht helfen? Kalkutta ist so korrupt. Man bekommt nichts, ohne die Menschen zu bestechen.“
Mutter Teresa reagierte so wie meist, wenn Menschen, wie sie es nannte, Dunkelheit sprachen oder wenn jemand Dunkelheit verbreitete: „Ja, es sind wunderbare Leute. Sie haben uns so viele Hilfen für unsere Kinder gegeben.“
Damit wollte sich die junge Dame nicht zufriedengeben und erwiderte: „Mutter Teresa, die große Mehrheit in Kalkutta rennt doch nur dem Geld hinterher.“ Zum zweiten Mal versuchte Mutter Teresa eine Spur Hoffnung zu bringen und erzählte von einer hinduistischen Sitte, nach der immer eine Handvoll Reis für die Armen an die Tür gelegt wird.
Die junge Dame war frustriert und sagte: „Mutter Teresa, wann werden Sie aufwachen? Kalkutta ist eine Hölle von Korruption.“ Ein paar Sekunden herrschte peinliche Stille. Mutter Teresa blieb ganz ruhig, sah ihr direkt in die Augen und sagte: „Ich weiß sehr genau, dass es in Kalkutta Korruption gibt, aber ich weiß auch, dass es Gutes gibt und ich habe mich entschieden, das Gute zu sehen.“