Im Namen Jesu Christi

Elisabeth Seiler (1889 – 1974), die zur evangelischen Schwesternschaft der Liebenzeller Mission (Eintritt 1916) gehörte, war über 20 Jahre als Missionsschwester in China im Einsatz. Sie berichtet in ihren Büchern über ein Erlebnis, das uns die Macht der Anrufung des Namens Jesu veranschaulicht:

„Eines Tages musste ich mich auf eine Reise begeben, um eine Außenstation zu besuchen. Auf einmal öffnete sich mir eine wunderschöne Wiese. Voller Freude ging ich weiter. Auf einmal raschelte etwas im Gras. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, was für ein Tier  ich durch mein Näherkommen in seiner Ruhe gestört hätte. Ich traute meinen Augen kaum, als ich in meiner Nähe eine Riesenschlange liegen sah. Mich schauderte! So dick und lang! Aus dem riesigen Haufen von Ringen richtete sie langsam ihren Kopf in die Höhe. Ich musste sie wohl in ihrem Sonnenbad gestört haben. Ganz genau wusste ich, dass ich nicht einfach fortlaufen durfte. Wohin sollte ich auch fliehen vor dieser schrecklichen Mörderin? Mir kam in den Sinn, dass es das Beste sei, dem angreifenden Tier unablässig in die Augen zu schauen. So blickte ich also geradewegs und ohne Unterbrechung in die feurigen Glotzaugen des Schlangenungetüms. Dazu ging ich weiter zurück, um soweit wie möglich von der Schlange wegzukommen. Je weiter ich ging, desto höher richtete sich die Schlange auf. Ihr Kopf war schon hoch über dem Boden. Ich schätzte also, dass, wenn sie sich – wie sie es zu tun pflegen – mit einem Schlag in meiner Richtung fallen ließe, ich blitzschnell umringt und erdrückt würde. Sie war schon höher aufgerichtet, als ich von ihr entfernt war.

Meine Angst und das Bangen vor dem Grauenhaften wurden immer größer. Ich schrie zum Herrn um Hilfe und Gnade und wusste keinen Ausweg mehr. Dazu war ich ganz allein. Es war niemand da, der mir helfen hätte können.

Aber ich war doch nicht allein. Ich wusste und spürte, Jesus war bei mir, auch wenn es aussah, als stünde ich dem Tod gegenüber. Ich flehte und rang und sagte zum Herrn, ‚du hast mich doch nicht nach China gesandt, dass ich hier an einem schrecklichen Schlangenfraß sterbe. Rette mich! Du weißt ja, dass ich nur für dich da sein will.‘ … Nun musste ich aber mit Erschrecken feststellen, dass der Schlangenkopf sich mir langsam näherte in der Luft. Obwohl ich weiterging, kam sie mir immer näher. … Ihr Kopf war schon so nahe, dass ich ihr fieberhaftes Züngeln genau sehen konnte. Ihre Augen wurden immer größer und feuriger, furchtbarer. Ich konnte nichts mehr tun, als innerlich schreien und beten.
Jetzt begann die Schlange am ganzen Leib zu zittern. Ihr Kopf war so nahe an meinem, dass ich jede Einzelheit sehen konnte. Und jetzt? Für mich gab es kein Entrinnen mehr. Im letzten Augenblick schoss mir das Wort von Jesu ein. ‚In meinem Namen werden sie Schlangen vertreiben.‘
Mit letzter Kraft schrie ich die Schlange an, so laut ich konnte. ‚Im Namen JESUS CHRISTI, mach dass du fortkommst!‘

Kaum hatte ich das geschrien, bäumte sich die mächtige Schlange zischend auf und überschlug sich rückwärts. Der Boden zitterte wie bei einem Erdbeben, als sie sich mit ihrem ganzen Gewicht fallen ließ. Ich habe nicht gewusst,  dass Schlangen so schnell rennen können. Sie jagte davon wie eine zu Tode Gehetzte. Wer hatte das bewirken können? In meinem Namen werden sie Schlangen vertreiben, hat Jesus gesagt.

Ich kann nicht sagen, wie groß mir der Name JESU in diesem Moment wurde. Ein Name, vor dem Teufel, Hölle und Welt erzittern! Noch immer konnte ich es nicht fassen. Ich stand da wie gelähmt. … Eine ganze Zeit blieb ich so angewurzelt stehen und fing an, von ganzem Herzen meinen wunderbaren Heiland zu loben und zu preisen. … Von diesem Tage an war mir der Name JESU viel größer. Vor seinem Namen muss jede Feindesmacht fliehen.“