Not lehrt beten

In einer Kapelle, die nicht mehr benutzt wurde, hatten sich Bienen eingenistet und haben begonnen, ihre Honigwaben zu bauen. Als Ort wählten sie einige heilige Ikonen, die dort hingen. Das Sensationelle daran ist, dass sie die gesamte Fläche dieser Ikonen mit Zellen bedeckten, aber die heiligen Personen, die auf den Ikonen dargestellt sind, haben sie sozusagen ‚ehrfürchtig‘ frei gelassen.

Eine solche Erkenntnis des Heiligen und der Gegenwart Gottes fehlt heute vielen Menschen. Sie leben so, als gäbe es Gott nicht. Es gibt keinen freien Platz für ihn in ihrem Leben. Alles wird zugedeckt. Sie erinnern sich vielleicht nur dann an ihn, wenn eine Not über sie kommt. Darum lässt Gott zuweilen im Leben der Menschen oder in der Gesellschaft eine solche Not zu, damit die Menschen sich wenigstens dann an ihn wenden und nicht ewig verloren gehen.
Pfarrer Urs Keusch erzählt in einem seiner Artikel über einen Mann, der in den Schweizer Bergen unter eine Lawine geraten war und den Tod vor Augen sah.

Er hat nach seiner Rettung erzählt: „Obwohl ich Atheist war, fing ich an zu beten. Ich war in Todesangst. Ich erinnerte mich noch an ein Gebet aus meinen Kindertagen, das meine Mutter uns immer wieder vorgebetet hat: ‚Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen…‘ Diesen Vers habe ich ein paar Mal aufgesagt, bis es dann ganz dunkel um mich wurde und ich das Bewusstsein verlor. Glücklicherweise konnte mich die Rettungsmannschaft finden und noch lebendig bergen… Es ist eigentlich schon erbärmlich, sich als Atheist auszugeben, und dann, wenn es um Leben und Tod geht, Gott um Hilfe anzurufen…“

So ergeht es vielen Menschen im Angesicht des Todes oder in einer anderen Art der Not. Sie fangen an zu beten. Und glücklich, wenn sie noch beten können und sich noch an ein Gebet erinnern, an einen Psalm, an ein Lied! Denn das kann ihre ewige Rettung sein.