Durch seine Wunden sind wir geheilt!

Gedanken zum Evangelium vom 2. Sonntag der Osterzeit

Am Weißen Sonntag hören wir in der heiligen Messe immer das Evangelium vom „ungläubigen Thomas“. Der Apostel Thomas war nicht dabei, als der auferstandene Herr den Aposteln zum ersten Mal erschien. Als sie ihm von der Auferstehung erzählten, wollte er nicht glauben, sondern er verlangte nach einem Beweis. Thomas wollte etwas Besonderes sehen und sogar berühren, nämlich die Wunden Jesu, jene Wunden, die vom Kreuz her stammen. Und warum dies?

Der Apostel Thomas war zutiefst erschüttert über den Tod Jesu: Sein Herz war verletzt. Er hatte auf Jesus seine Hoffnung gesetzt; er hatte alles verlassen, war ihm nachgefolgt, und jetzt mit der Kreuzigung Jesu schien alles umsonst gewesen zu sein. Aber er sah auch die eigene Treulosigkeit. Denn er war auch davongelaufen, hatte Jesus nicht verteidigt. Er fühlte sich mitschuldig an den Wunden, die die Sünden der Menschen, die Grausamkeit, die Ablehnung Jesu geschlagen haben.
Darum konnte er nicht glauben, dass ein Mensch, der wie Jesus so verletzt worden war, doch leben, lieben und verzeihen konnte; darum wollte er die Wunden Jesu sehen.

Auch in unserem Herzen, in unserer Seele kann es Wunden geben, die uns zugefügt wurden, oder die wir uns auch durch eigene Schuld zugefügt haben. Es kann sein, dass wir unter der Lieblosigkeit leiden, die wir von Kindheit an erfahre haben, es können Beleidigungen und Ungerechtigkeiten sein, Ablehnung, Gleichgültigkeit, Erniedrigung und anderes mehr, das uns verwundet und niederdrückt. Wir können auch nicht recht glauben, dass es aus diesem Zustand eine Auferstehung geben kann.

Jesus der Auferstandene Herr gab Thomas den Beweis. Er zeigte ihm seine Wunden und Thomas bekannte ihn als seinen Herrn und Gott, er glaubte nun an Jesus, und dieser Glaube hat seine Wunden geheilt. Mit seinem auferstanden Leib, der diese Wunden noch trägt, gibt uns Jesus den Beweis, dass die Bosheit der Menschen ihn nicht vernichten konnte; seine barmherzige und verzeihende Liebe war stärker. Am Leib des Auferstandenen Herrn wird sichtbar: er ist verwundet, aber diese Wunden sind verklärt, sie sind ein Zeichen des Sieges der Liebe über die Ungerechtigkeit, den Hass, die Sünde und den Tod.

„Durch seine Wunden sind wir geheilt“ (Jes 53,5). Wer an den auferstandenen Herrn glaubt, dessen verwundetes Herz wird geheilt; nicht so, dass man nichts mehr von den Wunden sieht, sondern sie werden verklärt durch die Liebe Christi, sie können uns nicht mehr schaden, sie werden uns vielmehr zum Segen.