In der Zeitschrift „Echo aus Afrika und anderen Erdteilen (1/2006)“ berichtete ein Gefängnispfarrer, der monatlich in einem Staatsgefängnis für die Insassen die hl. Messe feierte, über seine Erfahrungen:
Einmal war er ganz mutlos geworden wegen der scheinbaren Gleichgültigkeit und Teilnahmslosigkeit der Häftlinge. Es erschien ihm sinnlos, den Dienst weiter zu machen.
Von Widerwillen und Entmutigung übermannt, sagte er einmal bei der Predigt zu den Häftlingen: „Ich komme Monat für Monat hierher. Die meisten von euch haben vorher noch nie eine Messe erlebt. Ihr kommt nur, weil ihr nichts anderes zu tun habt. Hat es überhaupt eine Bedeutung für euch? Sagt etwas!“
Er wartete eine Weile niemand rührte sich. Für ihn war dies das Zeichen für den Schlussstrich. Er wollte nicht mehr zur Messe kommen. Da stand ein Mann auf. Er war grau und hager und hatte einen zerzausten Bart und sagte: „Wir wurden von der Regierung hier hereingesteckt. Man hat uns vergessen. Fast niemand kommt uns besuchen, höchstens ein paar Frauen. Sogar unsere Verwandten schämen sich für uns. Wenn jemand kommt, muss er stundenlang warten. Von denen, die herein dürfen, sind wir durch eine Gitterwand getrennt und sehen nur einen Schatten von ihnen. Wir können sie nicht berühren. Sie werden schon bald wieder weggeschickt. Aber wenn wir Messe haben, kommt Gott durch das erste Tor, er kommt durch das zweite Tor und das dritte Tor und ist hier bei uns drinnen.“ Er setzte sich und alle schwiegen. Keiner machte eine Bewegung. Dieser Mann sagte nicht: „Wir sind glücklich, dass Sie kommen.“ Er sagte auch nicht: „Kommen Sie wieder.“ Nein, er sagte kein Wort des Dankes. Er schien den Priester als Menschen überhaupt nicht zu sehen. Seine Gedanken gingen über das Menschliche hinaus. Er dachte an den, der darüber stand, an Gott, der durch den Priester und durch die hl. Messe auch diese Armen im Gefängnis besucht.
Dieses Wort des Gefangenen war für diesen Priester eine große Gnade und er war von seiner Mutlosigkeit geheilt. Ihm war klar geworden, dass Gott auch in den Herzen dieser Menschen wirkt, und dass durch sein Kommen und die Feier der heiligen Messe der Herr selber zu den den Menschen kommt.
Der Priester ist nur Diener und Werkzeug in den Händen des Herrn, er darf sich nicht zwischen Gott und sein Volk stellen.