Mittel und Wege zur Einheit mit Jesus und zur Erlangung seine göttliche Weisheit
1. Mittel: Ein aufrichtiges Verlangen
Das Verlangen nach der Weisheit kann nur ein großes Geschenk Gottes sein, denn es ist der Lohn für das treue Befol-gen seiner Gebote. „Begehrst du Weisheit, so halte die Gebo-te, und der Herr wird dir die Weisheit schenken“ (Sir 1,26). ”In eine Seele, die auf Böses sinnt kehrt die Weisheit nicht ein, noch wohnt sie in einem Leib, der sich der Sünde hin-gibt” (Weish 1,4).
Das Verlangen nach Weisheit muß sich in der treuen Beo-bachtung der Gebote Gottes als heilig und aufrichtig erwei-sen. Denn es gibt viele Menschen, die tausend Wünsche nach dem Guten haben, oder besser gesagt: Anwandlungen zum Guten, denn ihren Wünschen folgen keine Taten. Sie lassen nicht von der Sünde und tun sich nicht weh. Es sind falsche und trügerische Wünsche, die zum Tod und zur Verdamm-nis führen. „Den Faulen bringt sein Begehren um” (Spr 21,25). Denn der Heilige Geist, der Lehrmeister wahren Wis-sens, „flieht vor der Falschheit, er entfernt sich von unver-ständlichen Gedanken und wird verscheucht, wenn Unrecht naht” (Weish 1,5). Wenn man die Weisheit erlangen will, muß man eine tiefe Sehnsucht nach ihr im Herzen tragen (LEW 182-183).
2. Mittel, das zur Weisheit führt: das Gebet
Beten mit lebendigem und festem Glauben:
Je größer eine Gabe Gottes ist, desto schwieriger ist sie zu erlangen. Deshalb ist viel Gebet und Anstrengung erforderlich, wenn wir die Weisheit, Gottes größte Gabe, erlangen wollen.
Hören wir, was Jesus, die Weisheit, selbst sagt: „Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden, klopft an, dann wird euch geöffnet” (Mt 7,7), Es ist als ob er sagen wollte: Wenn ihr mich finden wollt, müßt ihr mich suchen. Wenn ihr in meinen Palast eintreten wollt, müßt ihr an meine Türe klopfen. Wenn ihr mich empfangen wollt, müßt ihr darum bitten. Wer mich nicht sucht, findet mich nicht. Wer nicht an meine Tür klopft, kann nicht bei mir eintreten. Wer nicht darum bittet, wird mich auch nicht empfangen.
Das alles geschieht durch das Gebet. Denn gewöhnlich teilt Gott seine Gnaden, insbesondere die Weisheit, auf dem Weg des Gebetes mit. „Fehlt es aber einem von euch an Weisheit, dann soll er sie von Gott erbitten; Gott wird sie ihm geben, denn er gibt allen gern und macht niemandem einen Vorwurf” (Jak 1,5). Wir müssen also um die Weisheit beten. Aber wie?
Wir müssen mit lebendigem und festem Glauben bitten, oh-ne zu zweifeln: „Wer bittet, soll aber voll Glauben bitten und nicht zweifeln” (Jak 1,6). Denn wer im Glauben wankelmü-tig ist, darf nicht erwarten, die Weisheit zu erlangen. „Ein solcher Mensch bilde sich nicht ein, daß er vom Herrn etwas erhalten wird” (Jak 1,7; LEW 184-185).