Die Weihe als vollkommene Erneuerung des Taufgelübdes
Dies Form der Frömmigkeit kann sehr gut eine vollkommene Erneuerung des Taufgelübdes genannt werden kann. Denn vor der Taufe war jeder Christ ein Sklave des Teufels, weil er ihm gehörte. Bei der Taufe hat er persönlich oder durch den Mund seiner Paten dem Teufel, seinen Verlockungen und seinen Werken feierlich abgeschworen und Jesus Christus zu seinem Meister und höchsten Herrn erwählt, um als Liebessklave von ihm abhängig zu sein. Genau das tut man auch mit dieser Art der Frömmigkeit. Man entsagt (wie es im Weihegebet heißt) dem Teufel, der Welt, der Sünde und sich selbst und gibt sich ganz Jesus Christus hin durch die Hände Marias.
Ja man tut noch etwas mehr. Denn während man bei der Taufe für gewöhnlich durch den Mund anderer spricht, das heißt durch den Mund der Paten, und sich Jesus Christus lediglich durch einen Stellvertreter hingibt, handelt man in dieser Frömmigkeit persönlich, freiwillig und bewußt.
In der Taufe geben wir uns Jesus Christus nicht hin durch die Hände Marias, zumindest nicht ausdrücklich, noch überlassen wir ihm den Wert unserer guten Werke, so daß wir auch nach der Taufe vollkommen frei sind, diesen Wert zuzuwenden, wem wir wollen, oder ihn für uns selber zu bewahren. Doch durch diese Form der Frömmigkeit geben wir uns Jesus Christus ausdrücklich durch Maria hin und weihen ihm den Wert all unserer Werke (vgl. WMV 126).
Abhängigkeit von Jesus und Maria
Diese Art der Frömmigkeit ist so anspruchsvoll, daß man sie mit dem Begriff „Ganzhingabe“ beschreiben kann. Bedenken wir aber, daß es drei Arten von vollständigen Abhängigkeit gibt. Die erste ist die naturgegebene Abhängigkeit, durch die alle Menschen, gute wie böse, von Gott abhängen. Die zweite ist die erzwungene Abhängigkeit: Teufel und Verdammte sind auf diese Weise von Gott abhängig. Die dritte ist die Abhängigkeit und Hingabe aus Liebe und freier Wahl, eine Art von Sklavenschaft aus Liebe, und durch sie sollen wir uns Gott durch Maria weihen. Es ist die vollkommenste Verwirklichung unserer Selbsthingabe an den Schöpfer.
Bedenken wir jedoch, daß eine solche Hingabe kein bloßes Dienstverhältnis darstellt. Ein Diener läßt sich für seine Dienste bezahlen; der Liebende, der sich Gott ganz geschenkt hat, verlangt keinen Lohn dafür. Ein Diener kann seinen Herrn verlassen, wann immer er will, und verpflichtet sich nur für eine bestimmte Zeit; die Ganzhingabe aber gilt für immer.
Glücklich, ja selig ist der großmütige Mensch, der aus Liebe diese Ganzhingabe an Jesus durch Maria vollzieht, nachdem er in der Taufe die tyrannische Sklaverei des Teufels abgeschüttelt hat (vgl. GM 28-34).