Der 4. Sonntag in der Osterzeit ist der Weltgebetstag um geistliche Berufungen. Er wird auch „Guthirtensonntag“ genannt. Die Kirche lädt uns ein, Christus, den Guten Hirten, inständig um geistliche Berufungen zum Priestertum und Ordensleben zu bitten. Er selbst hat uns diesen Auftrag gegeben. Dass dieses Gebet auch heute Frucht bringt und junge Menschen auf die Stimme des Guten Hirten hören und ihm folgen, zeigt uns das wunderbare Zeugnis von Schwester Maria Johanna Theresia vom Kreuz, die 2019 in das Karmelkloster in Aufkirchen eingetreten ist. Sie schreibt:
„Das Geschenk meiner Berufung begann mit der Gottesmutter unter dem Kreuz. An ihrem Festtag, dem 15. August, haben wir uns als Familie die Passionsspiele im Nachbarort angeschaut und dabei hat mich Jesus bei der Kreuzigungsszene tief berührt. Die Tränen, die äußerlich flossen, waren nur ein schwacher Ausdruck dessen, was IN mir vor sich ging. Mir war augenblicklich klar: ‚Wenn DU das für mich getan hast, mein Jesus, dann will ich dir mein GANZES Leben schenken.‘ Ab diesem Zeitpunkt (ich war damals 13 Jahre alt) war die hl. Messe und das Gebet (vor allem der tägliche Rosenkranz) nicht mehr nur Pflichterfüllung aus Gehorsam und Liebe meinen Eltern gegenüber, sondern meine persönliche Herzensangelegenheit. Das Ereignis hatte sich tief in mein Herz eingegraben, aber in meiner jugendlichen Leichtsinnigkeit hatte ich es vorübergehend schnell vergraben. Mit meiner unglaublich kontaktfreudigen und extrovertierten Art war das Nachtleben eine Versuchung, der ich nicht widerstehen konnte. Somit war ich über ein paar Jahre hindurch ziemlich zweigleisig unterwegs: Zum einen jagte eine Party die andere, zum anderen nahm ich an unzähligen religiösen Veranstaltungen verschiedenster Art teil. Darunter wurde die Jugendvigil in Heiligenkreuz während dieser turbulenten Zeit ein Fixpunkt, der mir sehr half und mich maßgeblich prägte.
Meine tiefe Sehnsucht nach Gott wurde immer stärker und so folgten Exerzitien und auch einige Klosterbesuche. Alles war immer toll, aber nichts konnte mich so richtig zufriedenstellen. Ich entschied mich, den LAK-Kurs zu machen, um meinen Glauben zu vertiefen und in der Hoffnung, in diesem Rahmen und Umfeld weiter Wegweisung für meinen Weg zu finden. Tatsächlich wurden die nächsten Schritte sichtbar: geistliche Begleitung und das Theologiestudium an der Hochschule Heiligenkreuz. Es folgte eine unvergleichlich schöne Studienzeit, bei der kein Tag ohne hl. Messe verstrich. Die Teilnahme am hl. Messopfer war für mich unverzichtbar geworden. Die Studienzeit endete jedoch schon nach vier Semestern; denn als der Herr endlich rief, war mir klar, dass es keinen Aufschub geben durfte: Meine ignatianischen Einzelexerzitien in dieser Zeit schlossen mit dem Ergebnis, dass ich mir den Karmel in Aufkirchen anschauen sollte. Was vorher durch ganze elf Jahre an Prüfungs-, Reinigungs- und Läuterungszeit (!) vorbereitet worden war, war nun mit einem Schlag klar: Schon beim Klingeln an der Klosterpforte war mir bewusst – das ist mein Zuhause.
Mittlerweile bin ich fast zwei Jahre hier; unglaublich glücklich und dankbar für das Geschenk meiner Berufung. Auszusprechen, was dieses Leben hier an Glück und Erfüllung bedeutet, ist (mir) unmöglich. Gott hat mich durch viele Höhen und Tiefen geführt, um die Sehnsucht nach ihm zu steigern und um mir zu zeigen: Alles, was die Welt dir bietet, kann dich letztlich nicht zufriedenstellen und glücklich machen. Unsere Seele ist so erhaben und groß, dass nur Gott sie ganz erfüllen kann. Oder mit den Worten unser hl. Mutter Theresa: Gott allein genügt.“