Mutter Julia Verhaeghe – Sie diente der Kirche

Julia Verhageh (1910 -1997) ist die Gründerin der geistlichen Familie „Das Werk“. Pater Herman Geißler FSO hat nun über ihren Lebensweg ein Buch verfasst: Sie diente der Kirche, Mutter Julia Verhaeghe und die Entfaltung der geistlichen Familie „Das Werk“.

Im Vorwort berichtet Kardinal Mario Zenari, Apostolischer Nuntius in Syrien, von seiner persönlichen Begegnung mit Julia Verhaeghe im Jahr 1994.

Die Biografie umfasst neben einer Einleitung, in der das erste Buch über Mutter Julia zusammengefasst wird (Sie liebte die Kirche. Mutter Julia Verhaeghe und die Anfänge der geistlichen Familie „Das Werk“, Eigenverlag, 334 Seiten, beim fe-Verlag erhältlich), vier große Teile: I. Aufblühen der Gemeinschaft in Belgien; II. Internationale Ausbreitung und neue Herausforderungen; III. Entfaltung des Charismas und der verschiedenen Berufungen; IV. Letzte Lebensjahre und päpstliche Anerkennung.

Die Entwicklung der Gemeinschaft und die Entfaltung des dem „Werk“ eigenen Charismas ist untrennbar mit der Person und den besonderen Gnaden von Mutter Julia verbunden. Wie hat Gott in das Leben von Mutter Julia eingegriffen? Wie hat sie im Glauben darauf geantwortet? Wie ist sie den Wegen der Vorsehung im konkreten Leben gefolgt? Wie hat sie sich in Dienst nehmen lassen, um für die Kirche neues Leben zu wecken, Gründerin einer neuen geistlichen Familie und geistliche Mutter für viele zu werden? Zahlreiche Zitate aus ihren Briefen und Aufzeichnungen lassen die Leser gleichsam in ihr Herz blicken. Sie sprechen von ihrem prophetischen Blick auf Kirche und Welt, ihrer mütterlichen Sorge für viele Menschen, von ihrer Weisheit in den äußeren und inneren Entwicklungen der Gemeinschaft. Sie geben auch Einblick in ihre seelischen und körperlichen Leiden und ihre mystische Verbundenheit mit Christus in seiner Hingabe im Leiden und in seiner Verherrlichung. So wurde Mutter Julia „Zeugin von Gottes Gnadenwirken, Tochter der Kirche und Dienerin der Einheit in der Liebe und in der Wahrheit“ (Kardinal Zenari).

Erinnerungen und Tagebuchaufzeichnungen von Mitgliedern bestätigen die beschriebenen Ereignisse. Alle Zitate bieten mit den Angaben in den Fußnoten eine Fülle von Informationen zu Personen, Entwicklungen und Hintergründen. Dies alles macht die Lektüre spannend und interessant. Zu bestellen: fe-Verlag, https://www.fe-medien.de/sie-diente-der-Kirche; 288 Seiten, 12,80 Euro.

 

Man kann nichts Besseres erhoffen, als für Gott zu sterben

In seinem autobiographischen Interviewbuch „Gott oder nichts“ erzählt Kardinal Robert Sarah, der Präfekt der „Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung“ ergreifend, wie Jesus aus ihm einen Christen formen konnte, den er dann zum Priester, Bischof und sogar Kardinal berufen hat.

Kardinal Sarah stammt aus dem kleinen Dorf Ourous in Guinea. „Zweifellos ist meine Kindheit sehr glücklich gewesen. Ich bin im Frieden und in der unschuldigen Natürlichkeit eines kleinen Dorfes aufgewachsen, in dessen Zentrum sich die Mission der Spiritaner befand.“ Das Beispiel dieser Missionare hat ihn tief beeindruckt, so dass er den Weg zum Priestertum einschlug.

Nach seiner Priesterweihe studierte er in Rom, wo ihn die Erfahrung von Weltkirche bereicherte. In sein Heimatland zurückgekehrt, wurde er Pfarrer, doch schon bald bemerkte er, dass jeder seiner Schritte von den Kommunisten, die das Land tyrannisierten, überwacht wurde. Sein Bischof, Msgr. Tchidimbo, befand sich wegen seines mutigen Bekenntnisses zu Christus bereits in Gefangenschaft. Damit endlich seine Freilassung und Ausreise erwirkt werden konnte, brauchte es einen Nachfolger. Papst Paul VI. entschied sich für den nicht einmal 33-jährigen Robert Sarah.

Es war ein sehr schweres Erbe, das dieser junge Bischof antrat. „Nach Hunderten von Stunden des Gebetes bin ich zu dem Schluss gelangt, dass das Schlimmste, das mir passieren konnte, der Tod war. Was könnte man Besseres erhoffen als einen Tod für Gott und die Verteidigung der Wahrheit, für die Würde der menschlichen Person und der Gewissensfreiheit! Ich musste also reden, auch wenn meine Existenz damit auf dem Spiel stand.“ Der Diktator Sékou Touré ließ jedes Wort des neuen Erzbischofs kontrollieren. Eines vor allem konnte er ihm nicht verzeihen, nämlich dass Msgr. Sarah öffentlich verkündete: „Die Macht ruiniert jene, die nicht die Weisheit haben, sie zu teilen!“ Deshalb plante Sékou Touré die Verhaftung und Ermordung des erst 39-jährigen Erzbischofs für den April 1984. Aber Gott ist Herr der Zeit: Überraschend starb der Diktator am 26. März 1984!

Doch der Widerstand gegen die kommunistische Macht ging weiter. „Die Eucharistie war mein einziges Lebensmittel und mein einziger Begleiter. Dieses Leben der Einsamkeit und des Gebetes erlaubte mir, neue Kraft zu schöpfen und erneut in den Kampf aufzubrechen.“ Gestärkt ging er aus allen Prüfungen hervor und wurde für sein Volk und die ganze Kirche zu einem feurigeren Zeugen für die Wahrheit des Evangeliums.

 

Jahr des heiligen Josef: 2020 -2021

Papst Franziskus hat für alle überraschend ein „Jahr des heiligen Josefs“ ausgerufen, das vom 8. Dez. 2020 bis 8. Dez. 2021 dauern soll. Dieses Datum wurde  bewusst gewählt, denn vor genau 150 Jahren hat der sel. Papst
Pius IX. am 8. Dez. 1870 den heiligen Josef zum Schutzpatron der gesamten katholischen Kirche erhoben.

Papst Franziskus hat dazu auch ein Apostolischen Schreiben „Patris corde“ („Mit väterlichem Herzen“) verfasst, in dem er die Bedeutung des hl. Josef für unsere gegenwärtige Situation darlegt und zu einem großen Vertrauen in seine Hilfe aufruft.

Er weist unter anderem darauf hin, dass in unserer schwierigen Zeit vor allem jene gewöhnlichen Menschen wichtig sind, die sich jenseits des Rampenlichts tagtäglich in Geduld üben und Hoffnung schenken, indem sie Mitverantwortung tragen; genau so, wie der heilige Josef es getan hat, „dieser unauffällige Mann, dieser Mensch der täglichen, diskreten und verborgenen Gegenwart“, so Franziskus.

Aber gerade deshalb ist der hl. Josef einer, „der in der Heilsgeschichte eine unvergleichliche Hauptrolle spielt.“ Der heilige Josef hat nämlich seine Vaterschaft tatsächlich ganz konkret gelebt, „indem er seine menschliche Berufung zur familiären Liebe in die übermenschliche Hingabe seiner selbst, seines Herzens und aller Fähigkeiten verwandelt hat, in die Liebe, die er in den Dienst des Erlösers gestellt hat“. Deshalb ist er „von den Christen seit jeher geliebt“.  Der hl. Josef übernimmt „mutig und stark“ eine tragende Rolle, welche der Stärke entspringt, die vom Heiligen Geist kommt. Es ist so, als ob uns Gott durch die Gestalt des heiligen Josefs wiederholt: „Fürchtet euch nicht!“, denn der Glaube gibt jedem glücklichen oder traurigen Ereignis einen Sinn.

In seinem Schreiben „Patris corde“ gibt der Papst auch eine persönliche Lebensgewohnheit preis: Seit mehr als vierzig Jahren bete er jeden Tag nach den Laudes ein altes Gebet zum heiligen Josef.

Es lautet:

„Heiliger Josef, glorreicher Patriarch, der du das Unmögliche möglich machen kannst, komm mir in meiner Not und Bedrängnis zu Hilfe. Gewähre in den ernsten und schwierigen Anliegen, die ich dir anvertraue, deinen Schutz, sodass alles ein glückliches Ende nimmt. Mein geliebter Vater, ich setze mein ganzes Vertrauen in dich. Niemand soll sagen können, er habe dich vergeblich angerufen, und da du bei Jesus und Maria alles erwirken kannst, lass mich erfahren, dass deine Güte ebenso groß ist wie deine Macht. Amen. “

 

 

Pater Paul von Moll – Ich gewähre dir alles, was du für andere von Mir erbitten wirst

Einer der größten Wundertäter unserer Zeit war der belgische Benediktinerpater Paul von Moll (1824-1896). 1848 trat er bei den Benediktinern in Termonde in Belgien ein. Er wurde bald schwer lungenkrank und war dem Tode nahe. „Die Ärzte hatten mich aufgegeben. Da erschien mir Jesus in Begleitung der allerseligsten Jungfrau, des hl. Josef und des hl. Benedikt. Während Maria mich bei der Hand nahm, legte der Heiland Seine Rechte auf mein Haupt und sagte zu mir: ‚Sei geheilt! Von nun an sollst du zum Trost einer großen Zahl von Menschen leben. Ich gewähre dir alles, was du für andere von Mir erbitten wirst.‘ Und augenblicklich war ich gesund.“

Der Herr hatte ihm die Charismen des Wunderwirkens, des Heilens, der Seelenschau und der Prophetie geschenkt, die er bis zu seinem Lebensende fast 40 Jahre lang treu ausübte. Graf v. Ségur schrieb: „In der Erfüllung seines göttlichen Auftrages trat seine Person gänzlich zurück, so als ob er nur der Zeuge, nur das gehorsame Werkzeug wäre. In seiner Demut schrieb er seine Wundertätigkeit oft dem hl. Benedikt zu, doch auf seine flämischen Landsleute machte er den Eindruck großer Heiligkeit.“ Zu jeder Tages- und Nachtzeit konnte man auf P. Paul zählen, zumal er nur wenig schlief, oft sogar im Stehen, mit dem Rücken an die Wand gelehnt. Ab 5.00 Uhr morgens belagerten ihn Scharen von Menschen im Kloster, selbst aus Amerika kamen die Kranken zu ihm. Graf v. Ségur schrieb: „Das Tiefbewegende und Anziehende an diesem Mann Gottes war seine Güte, seine Barmherzigkeit, sein menschlichzartes Mitfühlen, gepaart mit seinem übernatürlichen Scharfblick. Allen gab er durch stets schnelle, bestimmte Antworten die Ursache ihrer Krankheit oder ihrer inneren Prüfungen zu verstehen, wie auch die sicheren Mittel und Bedingungen, um die gewünschten Gnaden zu erlangen. Manchmal offenbarte er ihnen die geheimsten Taten und verborgensten Gedanken ihrer Seele, in der er las wie in einem offenen Buch.“

Kranke, Lahme, Blinde wurden augenblicklich geheilt oder nachdem sie den Auftrag, ein Gebet oder eine Novene zum hl. Benedikt zu verrichten, ausgeführt hatten. Hunderte in der Klosterkirche zurückgelassene Krücken sind stumme Zeugen dafür. Einen Schwerbehinderten ermutigte er:  „Junge, häng deine Krücke an den Sockel des hl. Benedikt, dann wirst du gehen können!“ Er tat es und lief im nächsten Augenblick vor Freude weinend aus der Kirche. Einer hungrigen armen Frau, die ihn anbettelte, gab er eine Tasse zu trinken und ein Brot; die Tasse blieb daraufhin niemals leer, das Brot wurde nie mehr altbacken und ging nie wieder zu Ende. Er sagte voraus, dass eines Tages der unverweste Leichnam des hl. Joseph gefunden werde. Durch P. Pauls Priesterhände geschahen derart viele Wunder, dass jemand treffend bemerkte: „Man möchte fast glauben, dieser Pater wirkt aus Gewohnheit und zum Zeitvertreib Wunder.“ Auf über eine Million wird die Zahl derer geschätzt, die Hilfe bei P. Paul fanden. Auch nach seinem Tod geschahen und geschehen bis heute noch Gebetserhörungen und Wunder. P. Paul sagte: „Die Demut ist es, welche die Menschen in den Augen Gottes groß macht.“

 

Maria Knotenlöserin

Maria wird heute von vielen Gläubigen als die Knotenlöserin verehrt. Diese Anrufung geht auf den hl. Irenäus zurück. Er sagt: „Und so geschah es, dass der Knoten von Evas Ungehorsam gelöst wurde durch den Gehorsam Marias. Was die Jungfrau Eva durch Unglauben gebunden hat, das hat die Jungfrau Maria durch Glauben gelöst.“ Das Original des Gnadenbildes Maria Knotenlöserin befindet sich in der Wallfahrtskirche St. Peter am Perlach in Augsburg. Die Entstehungsgeschichte dieses Bildes offenbart uns die Gnademacht Marias: Wolfgang Langenmantel (+1637) stand kurz vor der Trennung von seiner Frau Sophia Rentz (+1649) und besuchte deshalb den Pater Jakob Rem SJ in Ingolstadt. Pater Rem betete vor einem Bildnis Mariens und sprach: „In diesem religiösen Akt erhebe ich das Band der Ehe, löse alle Knoten und glätte es.“ Danach war wieder Friede zwischen den Eheleuten eingekehrt, es kam nicht zur Trennung, und ein Enkel der Familie hat später zur Erinnerung das Bild der Knotenlöserin in Auftrag gegeben.

So hat Maria die Knotenlöserin gerade in verworrenen Familiensituationen immer wieder geholfen. Hier das Zeugnis einer Mutter aus dem Jahr 2006: „Durch eine Freundin erhielt ich die Novene ‚Maria die Knotenlöserin‘, und ich war von den Meditationen und schönen Gebeten überwältigt. Das Büchlein erreichte uns einen Tag, nachdem es leidvolle und schmerzliche Unstimmigkeiten mit unseren Kindern gegeben hatte …

Am Ende der Novene wurde mir eine Gnade geschenkt, auf die ich 11 Jahre gewartet hatte. Meine Tochter, die seit 11 Jahren nichts mehr von sich hatte hören lassen und die sich bisher jeglichem Schritt zur Versöhnung widersetzte, rief mich am neunten Tag der Novene an und bat mich um Verzeihung! Ich bin glücklich. Das war einer der schönsten Tage in meinem Leben.“

 

Ich werde alle an mich ziehen

Der letzte Sonntag im Kirchenjahr ist der Christkönigssonntag. Jesus Christus ist als König in diese Welt gekommen, um das Reich Gottes aufzurichten. Er will die Menschen in seine Macht bringen, damit sie seinen Gesetzen gehorchen und ihm folgen. Jesus sagt: “Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht hinaus in die ganze Welt und macht alle Menschen zu meinen Jüngern.”

Aber nun ist die Frage: Welche Macht verwendet er, um seine Herrschaft auszubreiten? Hier stoßen wir auf etwas menschlich Widersprüchliches, auf das unfassbare Geheimnis seiner Macht.

Er, der wirklich alle Macht und Freiheit besitzt, um über die Menschen zu herrschen, da er selber Gott ist, hat während seines öffentlichen Wirkens nur einige armselige Fischer um sich gesammelt. Und der Tag, an dem er sich öffentlich als König bekannt hat, und an dem er auch von der Welt als König anerkannt wurde, war der Karfreitag, als er gefesselt und mit Dornen gekrönt vor Pilatus stand. Er hat allen Spott mit sich geschehen lassen bis ans Kreuz. Und doch sagt Jesus: “Wenn ich von der Erde erhöht bin, werde ich alle an mich ziehen.” Und gerade vom Kreuz her, an dem der Herr menschlich gesehen ganz ohnmächtig hängt, sehen wir, mit welcher Macht er die Menschen doch an sich zieht, nämlich durch die Macht der Wahrheit und Liebe. Gott regiert also die Welt nicht mit Gewalt, sondern mit seiner Autorität.

Wie Jesus die Herzen der Menschen mit seiner Liebe besiegt und an sich zieht, darüber gibt es viele wunderbare Zeugnisse: Ein Pfarrer berichtete, dass in seinem Ort eine junge Frau wohnte, die mit 25 Jahren von einer unheilbaren Krankheit befallen wurde, die eine körperliche Lähmung mit sich brachte. Der schlimmste Tag war für sie, als sie erfahren musste, dass es für sie keine ärztliche Hilfe mehr gab. Sie hat geweint und war am Boden zerstört. Am meisten quälte sie der Gedanke: „Ich werde immer hilfsbedürftig sein.“ Nach einem monatelangen Kampf in Auflehnung, Verzweiflung und Hadern mit Gott trat eine entscheidende Veränderung ein. Als der Pfarrer sie wieder einmal besuchte, merkte er, dass sie anders war. Sie sagte: “Ich habe mich endlich ergeben, ich kämpfe nicht mehr, ich habe mich vertrauensvoll in die Hände Jesu übergeben.” Von da an hatte sie den Frieden des Herzens, den sie trotz aller Mühen und Leiden nicht mehr verlor.

Christus breitet seine Herrschaft mit der Macht der Liebe und Wahrheit aus. Aber wer sich vor der Macht der Wahrheit beugt, der wird nicht unterdrückt, sondern vielmehr frei. Wer sich von der Macht der Liebe bezwingen lässt, der ist kein Verlierer, sonder er wird zum Sieger, der alle Mächte des Bösen überwindet. Der hl. Petrus sagt: “Beugt euch in Demut unter die mächtige Hand Gottes, damit er euch erhöht, wenn die Zeit gekommen ist.”

 

Warum ist Gott Mensch geworden?

Warum ist Gott Mensch geworden? Was war der Grund, dass er sich so zu seinen Geschöpfen erniedrigt hat? Eine treffende Erklärung gibt uns der hl. Bernhard von Clairvaux. Er sagt:

„Gerade deshalb ist der Sohn Gottes auf die Erde herabgestiegen, um uns den Weg zur wahren Größe und Gottähnlichkeit zu zeigen. Er sah, dass die Engel gefallen waren, weil sie in stolzer Selbstüberhebung Gott gleich sein wollten. Er sah, dass die Stammeltern, Adam und Eva, sündigten, weil ihnen der Teufel zuflüsterte, sie würden sein wie Gott. Da sprach der Sohn Gottes: Nun will ich selber kommen und mich in jener Weise offenbaren, dass einem jeden, der mir gleich sein will, diese Nachahmung zum Heile gereiche und nicht zum Verderben. Preisen wir deshalb die Güte und Erbarmung, durch die Gott unserem sehnlichen Verlangen nach Ähnlichkeit mit ihm entgegengekommen ist, so dass wir jetzt in Wahrheit sein können wie Gott, und dies nicht mehr Hochmut und Bosheit ist, sondern tiefste Demut und höchste Heiligkeit.“

 

Die Wahrheit suchen

Der Philosoph Valentin Tomberg (1900-1973), der auf seiner Suche nach der Wahrheit zum katholischen Glauben fand, beschreibt seine Erfahrung in folgender Weise:

„Der Weg des Hermetismus (=Thomberg versteht darunter das aufrichtige Suchen nach Wahrheit und Weisheit), so einsam und intim er auch ist, umfasst authentische Erfahrungen, aus denen folgt, dass die römisch-katholische Kirche in der Tat ein Verwahrer der christlichen geistlichen Wahrheit ist, und je mehr man auf dem Weg der freien Erforschung dieser Wahrheit voranschreitet, desto mehr nähert man sich der Kirche. Früher oder später erfährt man unweigerlich, dass die spirituelle Realität – mit einer erstaunlichen Genauigkeit – dem entspricht, was die Kirche lehrt: dass es Schutzengel gibt; dass es Heilige gibt, die aktiv an unserem Leben teilnehmen; dass die Heilige Jungfrau Maria real ist und dass sie fast genau so ist, wie sie von der Kirche verstanden, verehrt und dargestellt wird; dass die Sakramente wirksam sind und dass es sieben – und nicht zwei, drei oder gar acht – davon gibt; dass die drei heiligen Gelübde – Gehorsam, Keuschheit und Armut – in der Tat das Wesen aller authentischen Spiritualität ausmachen; dass das Gebet ein mächtiges Mittel der Nächstenliebe ist, sowohl im Jenseits als auch hier unten; dass die kirchliche Hierarchie die himmlische hierarchische Ordnung widerspiegelt; dass der Heilige Stuhl und das Papsttum ein Geheimnis göttlichen Wirkens darstellen; dass Hölle, Fegefeuer und Himmel Realitäten sind; dass schließlich der Meister selbst – obwohl er alle liebt, Christen aller Konfessionen wie auch alle Nichtchristen – seiner Kirche treu bleibt, da er dort immer präsent ist, da er die Gläubigen dort besucht und seine Jünger dort unterweist. Der Meister ist dort immer auffindbar und zugänglich.“

Für den aufrichtigen Sucher der Wahrheit erfüllt sich immer, was der Herr gesagt hat:  „Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme“(Joh18,37).

 

Das Samenkorn des Glaubens

Juan Carlos, der jetzt als Pfarrer in Venezuela wirkt, erzählt aus seiner priesterlichen Erfahrung: »Es war ungefähr ein Jahr nach meiner Priesterweihe, als ich ein scheinbar alltägliches, doch wertvolles Erlebnis hatte. Eines Tages brach ich auf, um ein weit entferntes Dorf von Eingeborenen zu besuchen. Das Leben der dort ansässigen Menschen ist normalerweise karg und ihr Glaube nicht sehr tief. Bei meiner Visite erklärte ich ihnen, wie wichtig und notwendig es sei, gute Freunde zu besuchen. Dabei fügte ich hinzu, dass es auf der Welt keinen besseren Freund als Gott gäbe. Wir sollten ihn oft in seinem Haus besuchen. Prompt sagte einer der Männer dort mit überzeugter Stimme zu mir: „Padre, ich will in die Kirche gehen.“ Er kam mit mir und wir sprachen über Gott. Von diesem Moment an betete er jeden Tag für seine Familie, die sehr arm war und nichts zu essen hatte.

Unter großen Opfern versuchte ich im Laufe des Jahres, den Leuten zu helfen. Ich schickte ihnen immer so viel, wie ich nur konnte. An Weihnachten erkundigte ich mich nach ihnen. Als ich erfuhr, dass der Mann krank war, beschloss ich, ihn aufzusuchen. Ich brachte ihm etwas zu essen mit und fragte ihn nach seinem Befinden. Er antwortete: „Ich bin glücklich.“ Dann fügte er hinzu: „Mein großer Freund besucht mich jeden Tag, dabei bringt er uns immer gute Gaben. So braucht meine Familie, auch wenn ich krank bin, nicht mehr zu hungern. Danke, dass Sie mich mit diesem Freund bekannt gemacht haben.“ Mir fehlten die Worte. Eine alltägliche Handlung in meinem priesterlichen Wirken hatte dazu beigetragen, dass im Herzen dieses Mannes ein felsenfester und einfacher Glaube entstanden war – er war sich sicher, dass „Er“ es höchstpersönlich war, der ihm täglich Essen schickte. Darüber freute ich mich ungemein. Dank sei Gott für den Glauben dieses Mannes, der ihm Kraft schenkte, der Zukunft positiv ins Auge zu sehen.«

 

Bis zum Äußersten standhaft bleiben

Rund 200 Millionen Christen in 172 Ländern werden gegenwärtig weltweit stark diskriminiert und verfolgt. Sie leben in ständiger Gefahr, gefoltert und ermordet zu werden. Als religiöse Minderheit werden sie besonders in mehrheitlich islamisch- oder kommunistisch-regierten Staaten verfolgt. Islamische Terrororganisationen – wie z.B. „Islamischer Staat“ im Irak und Syrien oder „Boko Haram“ in Nigeria sowie die „Taliban“ in Afghanistan und Pakistan – sehen im Christentum einen Irrglauben, der aus ihrem Einflussbereich mit allen Mitteln vertrieben werden soll. Ein Beispiel aus Pakistan:

Der 18 Jahre alte Akash Bashir aus der Gemeinde St. John in Lahor, Pakistan, hatte bei den Salesianern in Lahor die Schule absolviert und meldete sich für die Gruppe der Freiwilligen, die vor der Kirche für die Sicherheit der Gottesdienste sorgten. Er war sich im Klaren, dass immer etwas passieren konnte. Seine Eltern bezeugten, dass Akash eine Ahnung davon hatte, dass er einmal als Märtyrer für Christus sterben werde. Seine Mutter bat ihn einmal, nicht mehr vor dem Kirchentor zu stehen. Er antwortete, er wolle den Menschen Sicherheit geben und sich nicht um sein eigenes Leben kümmern. Am Sonntag, 15. März 2015 hatte er Dienst vor dem Eingang der Johanneskirche, in der etwa 2500 Menschen zur heiligen Messe versammelt waren. Während seines Dienstes erhielt er die Nachricht, dass die „Christus-Kirche“, eine 500 Meter entfernte anglikanische Kirche, von mehreren bewaffneten Männern angegriffen worden war. Akash versuchte, den Bereich vor der Johanneskirche zu sichern, als er einen Mann auf das Gebäude zulaufen sah – einen Terroristen, der auf ein weiteres Gemetzel aus war. Akash stellte sich ihm entgegen und versuchte, ihn zu blockieren. Der Mann bedrohte Akash und erklärte, er habe eine Bombe bei sich, aber Akash ließ sich nicht einschüchtern. Er hielt den Terroristen fest, um ihn am Betreten der Kirche zu hindern. Der Terrorist sprengte sich selbst in die Luft und verursachte etwa zwanzig Todesopfer, darunter auch Akash selbst. Die Opfer wären noch viel mehr gewesen, wenn es dem Terroristen gelungen wäre, in die Kirche einzudringen. Durch seinen Mut und die Hingabe seines Lebens hatte Akash vielen Menschen das Leben gerettet.

„Es war ein Akt der Liebe“, sagt eine junge Frau, die mit ihm befreundet war. „Akash war ein junger Katholik wie ich. Auch er erlebte Belästigungen, Drohungen, Diskriminierungen, nur weil er Jesus nachfolgte. Wie das Martyrium vieler anderer Katholiken in Pakistan ist uns der Tod von Akash ein Ansporn, um bis zum Äußersten standhaft zu bleiben.“ „Akasch ging vor uns her und zeigte uns den Weg zum ewigen Leben. Durch sein Opfer begannen so viele Menschen, der Kirche zu dienen.“